Entscheidung über Reformen rückt näher

Sieben Jahre lang haben die Verantwortlichen des Württembergischen Fußballverbands (WFV) darauf hingearbeitet. Am Mittwoch, 25. Mai, wird ab 19 Uhr in der Stuttgarter Carl-Benz-Arena über die Änderung der Verbandsstruktur und der Spielklassen abgestimmt, die ab 2024 gelten soll.

Laut dem Beschlussvorschlag soll der Fußballbezirk Rems-Murr mit einem Teil von Hohenlohe verschmelzen. Der neue und zukünftige Bezirk 12 ist in der Grafik hellrot eingezeichnet. Grafik: WFV

Laut dem Beschlussvorschlag soll der Fußballbezirk Rems-Murr mit einem Teil von Hohenlohe verschmelzen. Der neue und zukünftige Bezirk 12 ist in der Grafik hellrot eingezeichnet. Grafik: WFV

Von Heiko Schmidt

Aus 16 mach zwölf – das ist die Kernaussage der Beschlussvorlage beim außerordentlichen Verbandstag der württembergischen Fußballer. Die Anzahl der Bezirke soll demnach um vier verringert werden. Konkret heißt das für die Rems-Murr-Kicker, dass sie in zwei Jahren mit Mannschaften aus einem Teil des Hohenlohischen zusammen spielen könnten. Die Reform der Verbandsstruktur orientiert sich nämlich an den Schiedsrichtergruppen, von denen Waiblingen, Schorndorf und Backnang bislang den Fußballbezirk Rems-Murr bilden. In Zukunft sollen dann die Gruppen Schwäbisch Hall und Crailsheim mit ihren dort ansässigen Vereinen hinzukommen.

Kurzum, der bisherige Bezirk Rems-Murr soll von der Fläche her mehr als doppelt so groß werden und ist in den Beschlussvorlagen als Bezirk 12 genannt. Weitere Fahrten zu den Spielen wären somit ab der Saison 2024/2025 vorprogrammiert, zumindest in der Bezirksliga, der höchsten Spielklasse auf Bezirksebene. Darunter würde es dann weiterhin die Kreisliga A und B geben, aber mit bedeutend mehr Staffeln als bislang. „Ich bin immer noch der Meinung, dass für unseren Bereich diese Umstrukturierung nicht notwendig wäre. Wenn es aber die Mehrheit so will, werde ich diesen Schritt mitgehen“, sagt Patrick Künzer, Vorsitzender des Fußballbezirks Rems-Murr. Ähnlich sieht es Bezirksspielleiter Ralph Rolli: „Wenn der Spielbetrieb damit aufrecht erhalten wird und wenn es die Vereine wollen, stehe ich dahinter.“

Beide Funktionäre vermuten aber, dass vom Großteil der Rems-Murr-Klubs die Veränderungen noch gar nicht richtig registriert wurden. „Das Interesse unserer Vereine an den seit sieben Jahren geplanten Veränderungen ist enttäuschend“, macht Künzer seinem Unmut etwas Luft. In der Tat, denn die Beteiligung der Fußballer an Rems und Murr hielt sich bei den Konferenzen arg in Grenzen. Beim Verbandstag im Jahr 2015 wurde nämlich schon damit begonnen, die Reformen vorzubereiten. Rückläufige Mannschaftszahlen und der demografische Wandel wurden als Hauptgründe für die möglichen Veränderungen genannt.

Zunächst bildete sich eine Kommission zur Spielklassenstruktur, die sich in erster Linie um die Ligen auf württembergischer Ebene kümmerte. Die Verantwortlichen kamen in ihrem Abschlussbericht im Jahr 2018 zu der Überzeugung, dass eine Anpassung des Spielsystems nur bei gleichzeitiger deckungsgleicher Anpassung der Bezirksstrukturen sinnvoll zu realisieren ist. Daraufhin nahm die Kommission Verbandsstruktur unter anderem mit Steffen Jäger aus Oppenweiler ihre Arbeit auf. Die Vereinsvertreter sowie jeder Fußballer und Fan konnten sich auf einer Beteiligungsplattform im Internet zu den Vorschlägen äußern. Außerdem gab es acht Regionalkonferenzen, eine davon fand in Leutenbach statt, sowie fünf Bezirksdialoge. Am Ende gab es im Jahr 2020 die Empfehlung der Mehrheit für das Modell 1-4-12. Dieses sieht wie bislang eine Verbandsliga und vier Landesligen vor. Allerdings soll es dann nur noch zwölf statt 16 Bezirksligen geben. Vier Fußballbezirke werden somit mehr oder weniger aufgelöst. Einer davon ist der Bezirk Hohenlohe. Der eine Teil, die Schiedsrichtergruppen Künzelsau, Öhringen und Bad Mergentheim, wandern zum Bezirk Unterland. Der andere Teil zu Rems-Murr.

Das ist Theorie. Ob es tatsächlich so kommt, darüber stimmen insgesamt 291 Delegierte am Mittwoch beim außerordentlichen Verbandstag ab. Nur sie können für das sieben Jahre lang vom WFV vorbereitete Vorhaben votieren. Eine Mehrheit von zwei Dritteln ist laut den Verbandsstatuten erforderlich. 259 Delegierte kommen aus den Bezirken (eine Stimme je 1500 Mitglieder über 18 Jahren) und 32 aus dem Verbandsbeirat. Elf stimmberechtigte Personen entsendet der Bezirk Rems-Murr. Allerdings werden der Bezirksvorsitzende und auch der Bezirksspielleiter nicht in Stuttgart sein.

„An dem Abend finden die Endspiele im Bezirkspokal der Männer und A-Junioren in Großaspach statt. Das ist für uns und unsere Fußballer eine Pflichtveranstaltung, das weiß auch der WFV“, sagt Patrick Künzer. Dergleichen Meinung ist Ralph Rolli. Deshalb rücken für die beiden nun Ersatzdelegierte nach. „Unser Bezirk wird mit elf Personen in Stuttgart vertreten sein“, versichert Rolli. Wie diese Delegierten heißen, darf aber aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht werden. Wie ist das Meinungsbild dieser Elf? „Einer steht den Reformen kritisch gegenüber, die anderen sind offen für die Veränderung“, antwortet Künzer. Der Bezirksvorsitzende betont: „Ich habe jedem Delegierten mit auf dem Weg gegeben, sich für die Reformen auszusprechen. Aber jeder entscheidet so, wie er es für richtig sieht.“ Künzer vermutet, dass es eine knappe Entscheidung gibt. Genaueres weiß man am Mittwochabend.

Unterdessen gibt es schon Gedankenspiele über den möglichen neuen Bezirk 12. Dieser soll auf jeden Fall dann einen Namen erhalten. Welchen, das steht noch in den Sternen. Auch die Zusammensetzung des Bezirksvorstandes müsste in den kommenden zwei Jahren geklärt werden. „Wenn die Voraussetzungen stimmen, wäre ich bereit, weiterzumachen“, signalisiert Künzer.

Kommentar
Weniger Derbys

Von Heiko Schmidt

Die bevorstehenden Reformen der Verbandsstruktur und der Spielklassen hat der Württembergische Fußballverband mit sehr langer Hand vorbereitet. Wenn dies alles bei der entscheidenden Abstimmung scheitern würde, wäre es bitter. Doch darf durchaus die Frage gestellt werden: Braucht es diese Veränderungen unbedingt?

Den meisten Amateurfußballern in der Region geht es doch eigentlich darum, spielen zu können sowie möglichst viele Derbys und Nachbarschaftsduelle zu haben. Von diesen wird es bei einer Zustimmung der Beschlussvorlage beim Verbandstag in Stuttgart in Zukunft mit Sicherheit weniger geben, zumindest beim neuen Bezirk 12 mit den Rems-Murr-Teams und den Mannschaften aus Hohenlohe.

h.schmidt@bkz.de

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Erstellt:
21. Mai 2022, 06:00 Uhr

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