Entschlossen – bis zum Schluss

Morgen wählen die Murrhardter ihren Bürgermeister – Mößner und Krojer haben den Wahlkampf unterschiedlich, aber fair erlebt

Am morgigen Sonntag entscheidet sich aller Voraussicht nach, wer die kommenden acht Jahre Murrhardts Geschicke als Verwaltungschef lenken wird. Bei der Bürgermeisterwahl am 21. Juli sind 11019 Einwohner aufgerufen, ihre Stimme abzugeben – ob persönlich im Wahllokal oder per Briefwahl.

Im Wahlkampf – ob am Infostand oder bei Veranstaltungen – haben Armin Mößner (linkes Bild, rechts) und Roland Anton Krojer (rechtes Bild, rechts) viele Gespräche geführt. Fotos: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Im Wahlkampf – ob am Infostand oder bei Veranstaltungen – haben Armin Mößner (linkes Bild, rechts) und Roland Anton Krojer (rechtes Bild, rechts) viele Gespräche geführt. Fotos: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT.Murrhardt hat in den vergangenen acht Jahren etwas an Einwohnern zugelegt (Zahl ist von 13535 auf 14184 Personen, mit Stand vom 30. Juni, gestiegen), insofern sind es auch 474 Wahlberechtigte mehr, vor acht Jahren lag die Zahl noch bei 10545. Man darf gespannt sein, wie viele von ihrem Recht Gebrauch machen. 2011 betrug die Wahlbeteiligung 49,4 Prozent. Im Vergleich lag die Zahl der Briefwahlanträge damals bei 1052, bis zum Freitagvormittag, 11 Uhr, hatte das Hauptamt 946 Anträge zu verzeichnen. Dies lässt vermuten, dass das Interesse für die Bürgermeisterwahl am Sonntag etwas geringer als vor acht Jahren ausfällt.

Bürgermeister Armin Mößner, der bereits im Januar angekündigt hatte, für eine zweite Amtszeit zu kandidieren, setzt sich bei der Wahlbeteiligung kein konkretes Wunschprozentziel, auch wenn er hofft, dass viele ihr Bürgerrecht in Anspruch nehmen. Den heutigen Samstag will der 35-Jährige vom Wahlkampf her vergleichsweise ruhig angehen. Er möchte noch ein Stück weit präsent und ansprechbar sein, und plant, beim Sommerpalast vorbeizuschauen. Mit Blick auf die vergangenen rund vier Wochen, die nach Bewerbungsschluss für den Wahlkampf zur Verfügung standen, zieht er eine positive Bilanz. „Die Menschen waren interessiert, sind bei den Infoständen auf dem Markt auf mich zugegangen, um ihre Anliegen zu schildern“, berichtet er. Auch mit den Bürgergesprächen, die er in etlichen Teilorten Murrhardts geführt hat, ist er zufrieden. Im Schnitt seien es an die 15 Teilnehmer, in Kirchenkirnberg sogar rund 35 Bürger gewesen, die den Einladungen gefolgt sind. Ebenso die Zugriffszahlen auf seiner Internetseite zeichneten für ihn ein positives Bild. Als zentrale Themen aufgetaucht seien die Breitbandversorgung, die Schaffung von Wohnraum sowie der Hochwasserschutz, der vor allem den Menschen in der Weststadt auf den Nägeln brenne.

Den Wahlkampf hat Mößner als fair und konstruktiv erlebt. Bei der Kandidatenvorstellung habe er Samuel Speitelsbach zwar kurz gesehen, aber nicht mit ihm gesprochen. Während die drei Bewerber bei der städtischen Veranstaltung streng voneinander getrennt auftraten, haben sich Mößner und Roland Anton Krojer, der seine Kandidatur Ende Mai öffentlich machte, bei der Veranstaltung von Energiegenossenschaft Murrhardt und „Weissach Klimaschutz konkret“ direkter erlebt, auch wenn sie nicht in einen Schlagabtausch miteinander eingestiegen sind. „Insgesamt hatten wir jetzt aber nicht den Riesenkontakt“, sagt Mößner, was er in dieser Konkurrenzsituation auch für normal hält. Der amtierende Bürgermeister, der CDU-Mitglied ist, betont aber, dass er nicht gegen jemand Wahlkampf mache, sondern für seine Ziele. Dazu gehörten der Umweltschutz und energiepolitische Fragen, aber eben auch viele weitere Themen.

Roland Anton Krojer ist mit einer deutlichen Fokussierung auf Klimaschutz und Energiewende in den Wahlkampf gegangen. Der 53-jährige Murrhardter und Parteilose zieht für sich ebenfalls eine positive Bilanz. „Ich bin als Newcomer gestartet, nach dem Motto Learning by Doing“, stellt der Projektmanager für alternative und erneuerbare Energien fest. Bei den Gesprächen mit den Fraktionen beispielsweise habe er viel gelernt. Nicht ganz so zufrieden sei er mit seiner Rede bei der Kandidatenvorstellung, da hätte er beispielsweise mit der Begleitung eines Coachs noch etwas rausholen können. Die Frage sei aber letztlich, wie viel man finanziell investieren wolle und könne. Auch ist er überzeugt, dass er mittlerweile auf Statements und Argumente schlagfertiger reagieren könnte. Sein Hauptziel, weshalb er angetreten ist, sei und bleibe ein politisches – die Menschen in Bezug auf den Handlungsdruck bei der Energiewende wachzurütteln. „Dafür habe ich auch von vielen Seiten Anerkennung bekommen“, sagt er. Diese Botschaft sei auf jeden Fall durchgedrungen. Die Kritik, dass ihm mangelnde Verwaltungserfahrung vorgehalten wird, empfindet er als nicht besonders neutral, sei dies doch keine Voraussetzung für eine Bewerbung. In die Waagschale könne er seine unternehmerische Erfahrung werfen.

Den Umgang mit Armin Mößner habe er als fair erlebt. Roland Anton Krojer ist Realist genug, um zu sehen, dass der amtierende Bürgermeister schon „fest im Sattel sitzt“, trotzdem zeigt er sich, genauso wie Mößner, kämpferisch bis zum Schluss – für seine Ziele, zu denen weiterhin eine Verhinderung des Hochwasserrückhaltebeckens Gaab gehört. „Ich hoffe schon, dass ich neue Impulse geben konnte“, sagt er. Seine Befürchtung ist, dass sich nach den Kommunal- und Europawahlen eine gewisse Wahlmüdigkeit breitgemacht habe. „Diese Woche hat das Interesse schon deutlich nachgelassen“, sagt er. Wem dies als Kandidat letztlich schade oder nütze, könne er nicht abschätzen. Auch Krojer will am Samstag beim Sommerpalast vorbeischauen und Präsenz zeigen. Sollte er am Sonntag nicht den entsprechenden Zuspruch erhalten, hofft er aber, dass sich zumindest etwas von seinen Ideen und Anliegen weiterträgt – von Mößner möglicherweise sogar übernommen wird.

Das vorläufige Endergebnis wird

gegen 19 Uhr erwartet

Beide Kandidaten haben am Sonntagabend geplant, ins Rathaus zu kommen, um den Ausgang der Wahl zu verfolgen. Samuel Speitelsbach, der sich als dritter Kandidat kurz vor Schluss beworben hatte, ist nach seinem Auftritt (wir berichteten) in der Festhalle nicht mehr in Murrhardt aufgetaucht. Dies ist am Sonntag wohl auch nicht zu erwarten.

Mitfiebern können alle Interessierten nach Schließung der Wahllokale um 18 Uhr: Im Foyer des Murrhardter Rathauses sollen die Ergebnisse aus den zwölf Wahlbezirken über den großen Bildschirm nach und nach eingespielt werden; das vorläufige Endergebnis wird gegen 19 Uhr erwartet.

Entschlossen – bis zum Schluss

© Jörg Fiedler

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Erstellt:
20. Juli 2019, 06:00 Uhr

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