Erdgaspreise steigen im nächsten Jahr

Der Murrhardter Gemeinderat hat eine Erhöhung in allen Tarifstufen um 0,6 Cent pro Kilowattstunde netto beschlossen. Hintergrund ist die CO2-Steuer für die Nutzung fossiler Energieträger und Brennstoffe.

Die Stadtwerke Murrhardt sind mit höheren Kosten wegen der CO2-Steuer konfrontiert. Der Gemeinderat hat deshalb eine Erhöhung der Erdgaspreise beschlossen. Foto: Stadtwerke

Die Stadtwerke Murrhardt sind mit höheren Kosten wegen der CO2-Steuer konfrontiert. Der Gemeinderat hat deshalb eine Erhöhung der Erdgaspreise beschlossen. Foto: Stadtwerke

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Es ist unpopulär, aber unumgänglich: Der städtische Eigenbetrieb Stadtwerke Murrhardt ist gezwungen, die Arbeitspreise für die Erdgasversorgung in allen Tarifstufen ab dem 1. Januar 2021 zu erhöhen. Der Arbeitspreis setzt sich in der Regel aus Beschaffungskosten, Netzentgelten, Konzessionsabgaben, staatlichen Steuern und Abgaben zusammen. Grund für die Erhöhung ist die CO2-Steuer für die Nutzung fossiler Energieträger und Brennstoffe, also Erdgas, Heizöl, Benzin, Diesel und andere, die ebenfalls ab dem 1. Januar 2021 eingeführt wird. Diese unerfreuliche Botschaft verkündete Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Braulik in der jüngsten Gemeinderatssitzung.

„In den nächsten Jahren wird es mit den Erdgaspreisen stetig nach oben gehen aufgrund des Klimaschutzes“, erklärte er, wobei alle Verbraucher mit der CO2-Steuer belastet werden. Denn auch die Preise für die teils mithilfe von Erdgas erzeugte Nahwärme müssten entsprechend angepasst werden, wobei sich jedoch die Holzhackschnitzel-Nutzung vorteilhaft, sprich mindernd auf die erforderliche Erhöhung auswirke. Andererseits soll die Umlage auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und damit der Strompreis gesenkt werden.

„Ziel ist es, den Verbrauch fossiler Energieträger möglichst zu senken, wofür jeder selbst etwas tun kann“, unterstrich der Stadtwerke-Geschäftsführer. Dazu wies er auf die staatliche Förderung des Austausches von alten Heizungsanlagen oder des Anschlusses ans Nahwärmenetz hin. Er erinnerte daran, dass die Stadtwerke in den vergangenen vier Jahren ihre Erdgas-Tarifpreise innerhalb des Treuetarifs unverändert beibehalten konnten. Zum Jahresbeginn 2020 war lediglich eine Anpassung in der Grund- und Ersatzversorgung erforderlich. Diese Tarifpreisstabilität würden die Stadtwerke nach Möglichkeit auch in Zukunft fortsetzen, um ihren Kunden Planungssicherheit bei den Energiepreisen geben zu können. Aber die Erhöhung der Tarifpreise sei zwingend erforderlich, da die CO2-Steuer ab 2021 auch für die Bereiche Gebäude und Verkehr fällig wird. Diese Steuer werde auf die Emission von Kohlendioxid erhoben, wobei der Staat verspreche, die Einnahmen in Klimaschutzmaßnahmen wieder zu investieren oder über eine Entlastung an anderer Stelle an die Bürger zurückzugeben.

Die Abgabe der CO2-Steuer werde wie beim Strom von den Energieanbietern gegenüber ihren Kunden in die Tarifpreise mit einkalkuliert und an den Bund im Zuge der Verkäufe abgeführt. Von der CO2-Bepreisung ausgenommen werden Solarenergie oder Holzhackschnitzel, die als erneuerbare Energien gelten. Der Aufwand der Stadtwerke pro verkaufter Gaskilowattstunde aus der CO2-Bepreisung beträgt laut deren Geschäftsführer etwa 0,5 Cent. Auf die Erdgaspreise wirke sich zudem die durch die Landesregulierungsbehörde neu festgelegte Erlösobergrenze für die Netznutzung aus in der dritten Regulierungsperiode, die den Zeitraum von 2018 bis 2022 umfasst. Dies führte zu einem Anstieg der Netznutzungsentgelte um rund 0,23 Cent pro Kilowattstunde für 2021. Auch in den folgenden Jahren sei mit deren Anstieg zu rechnen. Beide Entwicklungen führten insgesamt zu einer Erhöhung der Erdgaspreise um 0,73 Cent pro Kilowattstunde. Gegenzurechnen sind jedoch die gesunkenen Einkaufspreise.

Für ein Einfamilienhaus erhöht sich der jährliche Preis bei einer Modellrechnung um 128 Euro.

Insofern ist laut dem Stadtwerke-Geschäftsführer eine Erhöhung der Erdgastarifpreise um je 0,6 Cent pro Kilowattstunde ausreichend, um im kommenden Jahr wieder „einen vernünftigen Gewinn“ erzielen zu können. „Wir streben weiter eine faire Versorgung unserer Kunden an“, versicherte Braulik. Die Erhöhung des Arbeitspreises um 0,6 Cent pro Kilowattstunde bedeute für Erdgaskunden mit einer jährlichen Verbrauchsmenge von 18000 Kilowattstunden, einem Durchschnittswert für ein Einfamilienhaus mit rund 150 Quadratmetern, jedoch einen deutlichen Anstieg der jährlichen Energiekosten um über 128 Euro. Man rechne damit, dass die Energiepreise für Erdgas flächendeckend um rund neun Prozent steigen und auch andere Erdgasanbieter ihre Preise zum 1. Januar 2021 erhöhen werden. Doch im Vergleich zu umliegenden Stadtwerken waren die Stadtwerke Murrhardt im laufenden Jahr bei den aktuellen Tarifpreisen günstiger, hob Rainer Braulik hervor.

Unisono bedauerten die Fraktionssprecher die notwendige Erhöhung der Erdgaspreise. „Die CO2-Emissionen müssen besteuert werden“, doch böten die Stadtwerke auch weiterhin „sehr gute Preise für die Murrhardter Kunden“ an, betonte Gerd Linke (MDAL/Die Grünen). „Wir müssen die Preiserhöhung wegen der CO2-Steuer weitergeben, das ist zwar unpopulär, aber sonst könnten wir künftig die Erdgaspreise nicht mehr kostendeckend gestalten“, verdeutlichte Edgar Schäf (SPD). „Wir müssen die CO2-Steuer umsetzen, ob es uns gefällt oder nicht, es bleibt keine andere Möglichkeit“, fand Klaus Lang (CDU/FWV). „Das ist nicht erfreulich, aber uns bleibt nichts anderes übrig, und wir hoffen, dass die Preise gut durchkalkuliert sind“, brachte Rainer Hirzel (UL) die Problematik auf den Punkt. So stimmte das Stadtparlament unisono der vorgeschlagenen Erhöhung der Erdgaspreise in allen Tarifstufen um 0,6 Cent pro Kilowattstunde netto zu.

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Erstellt:
16. November 2020, 06:00 Uhr

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