Haus der Geschichte
„Erschüttert, verzweifelt, wütend“ – Comic-Schau zum 7.Oktober
„Wie geht es dir?“ In einer einfühlsamen Comic-Ausstellung zeigt das Haus der Geschichte Zeichnungen zu den Perspektiven jüdischer und muslimischer Menschen in Deutschland.
© © Lys Y. Seng
Einblicke in die Gefühlswelten Betroffener bei der Comic-Ausstellung im Haus der Geschichte zur Gewalt in Nahost.
Von Swantje Kubillus
„Uns ist es darum gegangen, Wege aus der Sprachlosigkeit zu finden“, sagt Julia Kleinbeck, eine der Zeichnerinnen, am Mittwochabend im Haus der Geschichte. Eine Woche lang wird die Ausstellung „Wie geht es dir? 60 gezeichnete Gespräche nach dem 7. Oktober 2023“ zu sehen sein, die 2024 federführend von den Zeichnern Barbara Yelin und Michael Jordan ins Leben gerufen und erstmals beim Comicsalon Erlangen zu sehen war. Darin sollten alle Perspektiven der Menschen vorkommen, die sowohl von den Hamas-Massakern als auch der israelischen Militärintervention in Gaza betroffen sind.
Insgesamt 48 deutschsprachige Comic-Schaffende haben kuratierte Interviews mit Betroffenen jüdischer und muslimischer Perspektiven geführt und die Frage „Wie geht es dir?“ gestellt. Die Antworten haben sie in Zeichnungen übersetzt. Entstanden sind einfühlsame Einblicke in die Gefühlswelten in Deutschland lebender Betroffener.
„Ich weiß nicht, ob es ein Wort gibt, das beschreibt, wie es mir geht“, sagt die palästinensische Theologin Viola Raheb im Gespräch mit der Zeichnerin Birgit Weyhe, „erschüttert, verzweifelt, wütend. Alles gemeinsam und gleichzeitig.“ Unter den Befragten sind unter anderem auch Mirjam Wenzel, Direktorin des jüdischen Museums Frankfurt oder der kurdisch-türkischstämmige Theaterpädagoge Burak Yilmaz, der sich in seiner Arbeit mit Antisemitismus beschäftigt.
„Zeichnungen haben manchmal die Macht, Dinge zu zeigen, die sonst im Verborgenen blieben“, sagt Kleinbeck, die mit ihren Arbeiten auch an Schulen geht. Besonders wichtig war den Beteiligten, nicht weiter zu verunsichern und zu polarisieren, vorhandene Gräben nicht zu vertiefen. Vielmehr sei ihre Kunst dafür da, zu sensibilisieren und Brücken zu bauen. Unterstützt wird das Projekt von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem interkulturellen Stuttgarter Projekt Schalom & Salam und Kubus e.V.
Ausstellung im Haus der Geschichte
Termin 3. bis 9. Dezember 2025 „Wie geht es dir? 60 gezeichnete Gespräche nach dem 7. Oktober 2023“. In Kooperation mit dem Stuttgarter Projekt Schalom & Salam, Kubus e. V. und der Heinrich Böll Stiftung.
