Wissenschaft

Europa umwirbt Forscher aus den USA

Die US-Regierung bläst zum Kampf gegen die Freiheit der Wissenschaft. Das sieht die EU als Chance und will die Wissenschaftler mit einem Millionen-Programm nach Europa locken.

US-Präsident Donald Trump nimmt es mit der Wahrheit bisweilen nicht so genau und gilt als Feind der Wissenschaft. Nun will die EU davon profitieren.

© Jacquelyn Martin/AP/dpa

US-Präsident Donald Trump nimmt es mit der Wahrheit bisweilen nicht so genau und gilt als Feind der Wissenschaft. Nun will die EU davon profitieren.

Von Knut Krohn

Der Name von Donald Trump wird in den offiziellen Reden nie genannt. Doch jeder weiß, dass der US-Präsident beim Werben Europas um die Spitzenforscher dieser Welt eine treibende Kraft ist. Nun liefert der Chef im Weißen Haus mit einem neuen Angriff auf die freie Wissenschaft der EU-Kommission in Brüssel weitere Argumente, noch einmal kräftig die Werbetrommel für das Programm „Choose Europe for Science“ (Entscheidet euch in der Wissenschaft für Europa) zu rühren. Denn für größte Aufregung im wissenschaftlichen Betrieb sorgt, dass die US-Regierung der Harvard-Universität die Aufnahme ausländischer Studenten verbieten will. Die Eliteuniversität nahe Boston habe dieses „Privileg verloren“, schrieb Heimatschutzministerin Kristi Noem am Donnerstag an die Hochschule.

Ministerin Bär reagiert mit Entsetzen

Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) reagierte mit Entsetzen auf diesen Schritt. Es sei eine „ganz, ganz schlechte Entscheidung“, keine Visa für Studentinnen und Studenten aus dem Ausland auszugeben, sagte Bär am Freitag am Rande eines Treffens der EU-Wissenschaftsminister in Brüssel. „Ich hoffe sehr, dass die US-Regierung diese Entscheidung auch wieder rückgängig machen wird, weil sie wirklich fatal ist.“

Mit Blick auf die zunehmend wissenschaftsfeindliche Stimmung in den USA hatte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen bereits Anfang Mai für das neu aufgelegte Programm der Europäischen Union geworben. Zusammen mit dem französischen Staatschef Emmanuel Macron warb sie in einer Rede an der Pariser Universität Sorbonne um die „klügsten Köpfe“. Mit einem unmissverständlichen Wink in Richtung Trump betonte sie: „Wir sind uns alle einig, dass die Wissenschaft keinen Pass, kein Geschlecht, keine ethnische Zugehörigkeit und keine Zugehörigkeit zu einer politischen Partei hat.“

500 Millionen Euro als Lockmittel

Als Lockmittel für die besten Wissenschaftler der Welt dient der EU-Kommissionschefin das 500-Millionen-Euro-Paket „Choose Europe for Science“, das in den kommenden beiden Jahren ausgerollt wird. Das Programm setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen. Im Zentrum steht natürlich das Geld. „Diejenigen, die sich für Europa entscheiden, erhalten höhere Vergütungen“, verspricht von der Leyen. Die zur Verfügung stehenden Finanzmittel sollen zudem schneller abgerufen werden können. Geplant ist, dass Spitzenforscher eine Finanzhilfe mit einer Laufzeit von sieben Jahren bekommen sollen. Bisher seien die Förderungen über das europäische Exzellenzprogramm auf fünf Jahre begrenzt. Ein größeres Augenmerk soll auch auf die stärkere Förderung von Nachwuchsforschern gelegt werden. Sie sollen ebenfalls höhere Vergütungen erhalten und vor allem auch mit längeren Verträgen geködert werden.

Bisher nur Ankündigungen

Abgebaut werden sollen auch die bisweilen sehr hohen Hürden in der Bürokratie, die sich in Europa immer wieder als eines der größten Hindernisse für Forscher herausstellen. So soll etwa der Weg von wissenschaftlichen Durchbrüchen hin zu innovativen Geschäftsmodellen beschleunigt werden, damit diese schneller vermarktet werden können. Zudem sollen innovative europäische Start-ups leichter Zugang zu Risikokapital erhalten. Und schließlich will die Kommissionspräsidentin, dass Verfahren für die Einreise und den Aufenthalt in Europa beschleunigt werden.

Das alles sind im Moment allerdings lediglich millionenschwere Ankündigungen und im Europaparlament regen sich Zweifel, dass diese so auch tatsächlich umgesetzt werden. Denn im Moment wird um den nächsten, mehrjährigen Haushalt der Europäischen Union gerungen und die Verteilungskämpfe sind in vollem Gange. Entgegen der nun gemachten Versprechungen „stehen die Forschungshaushalte unter Druck“, beklagte der EU-Europaabgeordnete Christian Ehler am Donnerstag im Parlament in Brüssel. Die EU-Kommission habe erkannt, wie wichtig Forschung für die Stärkung der Europäischen Union gerade in diesen Zeiten im globalen Wettstreit ist. Diese richtige und wichtige Erkenntnis müsse sich dann allerdings auch deutlich im Haushalt niederschlagen, betonte Ehler als Mitglied im Forschungsausschuss des Europaparlaments.

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Erstellt:
23. Mai 2025, 16:52 Uhr

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