Analyse des ADFC
Fahrradfreundlichkeit – So schneiden Stuttgart und Tübingen ab
Stuttgart gilt nicht gerade als fahrradfreundliche Stadt, aber wo liegt die Landeshauptstadt im neusten Ranking des ADFC und wird Tübingen seinem Ruf gerecht? Das sind die Noten.

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Stuttgart bekommt beim ADFC-Ranking die Note 4,16 (Symbolfoto).
Von Lea Krug
Es ist ein Zeugnis in Sachen Radfreundlichkeit, dass der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) alle zwei Jahre den deutschen Städten ausstellt. Das Notensystem funktioniert ganz ähnlich wie in der Schule: Eine 1 steht für ‚sehr gut‘, eine 6 für ‚ungenügend‘ – so lässt sich das Prinzip zusammenfassen. Und tatsächlich zeig sich auf das Gesamtergebnis sogar eine leichte Verbesserung, wie der ADFC mit Blick auf die deutschen Großstädte erklärt. Im Gesamtergebnis vergibt der Club eine 3,92. Dennoch bleibt das Sicherheitsempfinden vieler Menschen ein zentrales Problem, so der Verband. Besonders negativ fallen weiterhin zu enge oder von Autos blockierte Radwege auf. Zudem wird häufig kritisiert, dass Autofahrer Radfahrende mit zu geringem Abstand überholen.
Aber wie schneidet Stuttgart in dem Ranking ab? Tatsächlich landet die Landeshauptstadt mit einer 4,16 im mittleren Feld der Großstädte (mehr als 500 000 Einwohnerinnen und Einwohner). Auf Platz eins schafft es Frankfurt am Main, doch selbst die beste Großstadt kommt nur auf die Note 3,49. Immerhin schaffen es zwei große Städte in Baden-Württemberg etwas besser abzuschneiden: Freiburg (3,03) und Karlsruhe (3,05) landen auf den Plätzen 2 und 3 bei den Städten zwischen 200 000 und 500 000.
Problematische Überholmanöver
In Stuttgart sorgt das Thema Radverkehr immer wieder für politische Kontroversen – zuletzt etwa im Zusammenhang mit dem Schwabtunnel, wo es regelmäßig zu illegalen Überholmanövern durch Autofahrer kommt.
Doch eine Stadt im Südwesten, sticht aus Sicht des ADFC im Ranking besonders hervor: Tübingen. Mit einer Note von 2,77 landet die Stadt bei den Städten zwischen 50 000 und 100 000 auf Platz 1. ADFC-Landesvorsitzender Dr. Matthias Zimmermann gratuliert dem Spitzenreiter: „Besonders Tübingen hat mit seiner konsequenten und pragmatischen Radverkehrsförderung gezeigt, wie man in kürzester Zeit die Zufriedenheit der Radfahrenden steigert und so den ersten Platz im Fahrradklima-Test erobert.“
Was die Stadt laut ADFC so attraktiv macht? Tübingen habe ein durchgängiges und auffällig blau gekennzeichnetes Premium-Radnetz inklusive „spektakulärer Fahrradbrücken“ geschaffen, so der ADFC. Damit locke man mehr Pendler aufs Rad oder Pedelec. Außerdem gebe es am Hauptbahnhof eine großzügige Fahrradtiefgarage mit Werkstatt, Fahrradwaschanlage, Schließfächern und einem Café, lobt der Verband.
Doch auch wenn es einige positive Ergebnisse zu verkünden gibt, blickt der ADFC-Bundesvorsitzender Frank Masurat auch kritisch auf die Lage im Land: „Was uns weiter Sorgen macht, ist das Thema Sicherheit. Mehr als zwei Drittel der Radfahrenden fühlen sich im Straßenverkehr nicht sicher. Am meisten stresst es, wenn Radwege zu schmal oder zugeparkt sind. Oder wenn man auf Straßen ohne eigenen Radweg mit zu geringem Abstand überholt wird.“ Er fordert mehr Mut zur Veränderung ein – von Bund und Ländern.