Feuchtigkeit durch Sickerbelag? Nun geht es um die Kosten

Noch für dieses Jahr plant die Stadt Stuttgart bauliche Änderungen am Schützenplatz. Es steht im Raum, dass das Sickerpflaster Häuser nass macht. Eine wichtige Frage ist allerdings ungeklärt.

Die Sandsteinmauer dieses Hauses am Stuttgarter Schützenplatz ist auch für Laien erkennbar feucht.

© Judith A. Sägesser

Die Sandsteinmauer dieses Hauses am Stuttgarter Schützenplatz ist auch für Laien erkennbar feucht.

Von Judith A. Sägesser

Stuttgart - Die Nässe klettere weiter die Hauswand außen hoch, sagen die beiden Eigentümerinnen und zeigen den schwarzen Strich, mit dem sie die Mauer im Mai 2024 markiert hätten. Seither sei die Feuchtigkeit erneut um etwa 20 Zentimeter nach oben gewandert – auf nun rund anderthalb Meter an manchen Stellen. Das Haus an der Kernerstraße, Baujahr 1895, ist besonders betroffen, „weil es am tiefsten liegt“, sagt eine der Frauen, die beide ihren Namen nicht veröffentlichen wollen. Aber auch weitere Gebäude rund um den Schützenplatz in Stuttgart weisen – selbst für Laien erkennbar – Feuchtigkeitsspuren auf.

Nach bald zwei Jahren ist nach wie vor nicht zweifelsfrei geklärt, wer dafür die Verantwortung trägt. Wobei die beiden Frauen durchaus eine Antwort darauf haben: die Stadt, denn als Ursache sehen sie das neue Sickerpflaster am Schützenplatz, der 2023 nach dem Schwammstadt-Prinzip umgebaut worden ist. Starkregen soll nicht mehr durch die Kanalisation abrauschen, sondern vor Ort versickern und die Umgebung bei Hitze kühlen. Eine der Anwohnerinnen sagt: „Das ist ja eine gute Idee, aber man hat es nicht gut abgeklärt.“ Nun mache die Schwammstadt ihre Häuser nass.

Was sie der Stadt ankreiden: dass sie lange nicht gehandelt habe. „Man leugnet es nicht, sondern kümmert sich drum“, sagt eine der Eigentümerinnen. Im Oktober 2024 hatte die Stadt Stuttgart dann ein Gutachten in Auftrag gegeben.

Dieses wurde vor Kurzem bei Vor-Ort-Terminen mit den verschiedenen Eigentümergemeinschaften erörtert. Sie hätten bei der Gelegenheit ein Blick ins Gutachten werfen dürfen, allerdings wüssten sie nach wie vor nicht wirklich, was drinstünde. „Man liest zehn bis zwölf Seiten nicht mal nebenher“, sagt eine der beiden Anwohnerinnen. Schließlich hätten sie gleichzeitig dem Gespräch folgen wollen. „Durch die Bauarbeiten im Zuge der Platzneugestaltung wurde der alte Asphaltbelag durch einen neuen Pflasterbelag ersetzt“, erklärt Oliver Hillinger, ein Sprecher der Stadtverwaltung. „Dadurch kann Bodenfeuchtigkeit im Arbeitsbereich entstehen, zudem wurden die Gebäudeanschlüsse zum Belag dadurch verändert.“ Und weiter: „Da die Sandsteinfassaden auf Höhe des Belags sowie in den unmittelbar darunterliegenden unterirdische Bereichen nicht durch Abdichtungen geschützt waren, wurde dieser Bereich feucht.“ Noch in diesem Jahr, sagt Hillinger, wolle die Stadt bauliche Veränderungen am Schützenplatz vornehmen. „Die Belagsanschlüsse der Gebäudefassaden entlang der Platzfläche sollen ersetzt werden. Durch eine bauliche Kante wird künftig verhindert, dass Oberflächenwasser direkt an die Gebäudefassade gelangt und dort versickert.“ Die – noch zu ermittelnden – Kosten dafür werde die Stadt tragen.

Die Eigentümer der betroffenen Häuser sollen im Zuge der Baumaßnahmen die Gelegenheit erhalten, ihre Fassaden abzudichten. Noch ist allerdings fraglich, ob der Denkmalschutz das erlaubt.

Die Eigentümerinnen sagen, sie wären grundsätzlich bereit, eine Extra-Abdichtung zu bezahlen. „Da besteht mit Sicherheit Bereitschaft.“ Allerdings fordern sie, dass alle Arbeiten von der Stadt beauftragt werden sollen – Stichwort Gewährleistung. „Wir wollen keine Streitereien“, sagt eine der Frauen. Ungeklärt ist für sie zudem die Frage, wer für die bereits entstandenen Schäden aufkomme. Für die anstehende Trocknung, aber auch für „bezifferbare Mietausfälle“ in der Parterrewohnung. Dazu sagt der Stadt-Sprecher Hillinger: „Mögliche Kosten müssen vom persönlich betroffenen Wohnungseigentümer beziffert und bei der Stadt angemeldet werden. Anschließend werden diese durch die Stadt rechtlich bewertet.“

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Erstellt:
6. Oktober 2025, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
7. Oktober 2025, 21:53 Uhr

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