Russland unter Verdacht
Flugzeug mit von der Leyen an Bord wird Ziel von GPS-Störung
Hat Russland gezielt eine Störsender-Attacke auf ein Flugzeug mitUrsula von der Leyen ausführen lassen? Bulgarische Behörden haben darauf offensichtlich klare Hinweise.

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Ursula von der Leyen betritt ein Flugzeug (Archivbild).
Von red/dpa
Ein Russland steht unter dem Verdacht eines gezielten Störangriffs auf ein Flugzeug mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an Bord. Nach Angaben einer Sprecherin gab es am Sonntag bei einer Reise der deutschen Politikerin nach Bulgarien ein sogenanntes GPS-Jamming. Dabei werden Signale des satellitenbasierten Navigationssystems GPS gezielt gestört oder blockiert.
Die bulgarischen Behörden vermuten, dass Russland hinter der Attacke stecke, wie die Sprecherin weiter sagte. Sie seien nun dabei, den Fall zu untersuchen.
Flugzeug kann sicher landen
Für Ursula von der Leyen (66) und die anderen Mitreisenden endete der Zwischenfall glimpflich. Ihr Charter-Flugzeug konnte demnach am Ende sicher in der Stadt Plowdiw landen. Von dort aus fuhr die Kommissionspräsidentin zu einem Treffen mit Ministerpräsident Rossen Scheljaskow und besuchte das größte staatliche Rüstungsunternehmen. Der Trip war Teil einer mehrtägigen Tour von der Leyens in Länder im Osten und Norden der EU.
Als ein möglicher Hintergrund der Attacke wurde in Brüssel genannt, dass es bei den politischen Gesprächen auf der Tour vor allem um Abschreckungs- und Verteidigungsinitiativen gegen Russland gehen sollte. Bulgarien spielt zudem auch als Waffenlieferant für die ukrainischen Streitkräfte eine Rolle. Nach Angaben von der Leyens kamen zu Beginn des russischen Angriffskrieges ein Drittel der Lieferungen aus dem Land am Schwarzen Meer.
Im damaligen kommunistischen Ostblock galt Bulgarien als Moskaus treuster Verbündeter und noch heute gibt es Unterstützer. Vor der Ankunft von EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen protestierten Anhänger prorussischer Parteien gegen ihren Besuch.
Plowdiw ist die zweitgrößte bulgarische Stadt. Der Flughafen dort wird vor allem von Low-Cost-Airlines und für Charterflüge benutzt.
Vorfälle auch in anderen Ländern
Die Sprecherin der EU-Kommission wollte sich zu Details zunächst nicht äußern. Sie ergänzte lediglich allgemein zu dem Vorfall, die EU-Kommission sei sich bewusst, dass Drohungen und Einschüchterungen ein regelmäßiger Bestandteil von Russlands feindlichem Vorgehen seien. Vorfälle wie dieser stärkten allerdings nur die Entschlossenheit, die Verteidigungsfähigkeiten auszubauen und die Unterstützung für die Ukraine zu verstärken.
Sopot, Bulgaria, VMZ ammunition factory.Shells are produced here in large quantities.Not only for Europe’s stockpile but also for Ukraine’s defence.1/3 of the weapons delivered to Ukraine at the start of the war came from Bulgaria.Thank you for your support to Ukraine’s… pic.twitter.com/Fj9JbcpbPv — Ursula von der Leyen (@vonderleyen) August 31, 2025
Zum genauen Ablauf des Angriffs gab es von der EU-Kommission zunächst keine genauen Angaben. Nach einem Bericht der „Financial Times“ musste der Charter-Jet mit von der Leyen wegen der Störung rund eine Stunde länger als geplant in der Luft bleiben. Dann habe der Pilot die Entscheidung getroffen, manuell mit Hilfe analoger Karten in der Stadt Plowdiw zu landen, hieß es. Kremlsprecher Dmitri Peskow wies Anschuldigungen gegen Russland zurück und sprach gegenüber der „Financial Times“ von Falschinformationen.
Die Störung der GPS-Satellitennavigation durch Russland ist grundsätzlich nicht neu. So bestellte Estland bereits im vergangenen Jahr deswegen den Geschäftsträger der russischen Botschaft in Tallinn ein. Damals hatten GPS-Störungen sogar dazu geführt, dass zeitweise der Flugverkehr zwischen Finnlands Hauptstadt Helsinki und Estlands zweitgrößter Stadt Tartu eingestellt werden musste.
Auch deutscher Top-General war bereits betroffen
Auch Deutschlands ranghöchster Soldat hat nach eigenen Angaben auf Flugreisen schon Erfahrungen mit Störangriffen gemacht. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, schilderte in Berlin auf Nachfrage vor Journalisten, einmal sei dies bei einem Flug über der Ostsee Richtung Norden passiert und einmal beim Besuch einer Übung in Litauen. Die Piloten hätten in der Regel die Möglichkeit, das dann zu umgehen und seien sehr sicher in ihren Verfahren, sagte er. Unklar blieb, ob die Störaktionen gezielt ihm galten oder großflächiger angelegt waren.
Breuer sagte, losgelöst von diesem Fall müsse klar sein: „Wir stehen zurzeit immer wieder unter Sabotage, unter Spionage und wir unterliegen auch hybrider Einflussnahme, hybriden Aktionen, die können wir ganz häufig auf staatliche Akteure und dabei dann sehr häufig auch auf Russland zurückführen.“ GPS-Störungen seien an der Tagesordnung sowohl gegen militärische als auch zivile Ziele, ergänzte Marine-Inspekteur Jan Christian Kaack.