Hauptversammlung 2025 von Mercedes

Forderung an Mercedes-Chef Källenius: „Bringen Sie den Stern wieder zum Glänzen“

Die Mercedes-Vorstände müssen sich bei der virtuellen Hauptversammlung den Aktionären stellen. Ingo Speich vom Anteilseigner Deka Invest fordert vom Autobauer, die Absatzschwäche „nicht permanent mit Sparprogrammen“ zu kompensieren.

Hier glänzt der Stern noch neben Mercedes-Chef Ola Källenius. Mittlerweile ist er minimalistisch weiß.

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Hier glänzt der Stern noch neben Mercedes-Chef Ola Källenius. Mittlerweile ist er minimalistisch weiß.

Von Veronika Kanzler

Der Stern, er leuchtet nicht mehr – so lautet der doppeldeutige Vorwurf von Ingo Speich, gerichtet an die Vorstände von Mercedes-Benz. Speich vertritt auf der virtuellen Mercedes Hauptversammlung am 7. Mai die Deka Investment, eine der größten Fondsgesellschaften in Deutschland. Dort leitet er den Bereich Nachhaltigkeit und Corporate Governance (zu deutsch: Grundsätze der Unternehmensführung).

„Ihr weltberühmtes Logo“, so Speich, in seiner Rede, die unserer Redaktion bereits vorliegt, „erscheint seit ein paar Wochen nicht mehr in glänzendem 3D-Silber, sondern ganz schnörkellos in Weiß auf schwarzem Grund.“ Das Design komme schlicht daher – und schlicht präsentiere sich der Autohersteller aus Stuttgart auch an der Börse. Dabei verfolge der Mercedes-Chef Ola Källenius eigentlich eine Luxus-Strategie. Doch diese „hat bisher noch nicht gezündet“, stellt Speich fest. Inklusive der Dividende habe die Mercedes-Aktie im vergangenen Jahr rund sieben Prozent verloren. „Kurzum: Es gibt Luxus zum Schnäppchenpreis.“

Autoexperten hielten Luxus-Strategie schon vor Jahren für ein Wagnis

Die Luxus-Strategie mit einem klaren Fokus auf hochpreisige Autos soll dem Konzern hohe Gewinne und Renditen verschaffen. Schon bevor die Absatzzahlen in China eingebrochen sind, hielten manche Experten diese Strategie für waghalsig. Speich hält sie noch nicht für gescheitert. Denn: die „Luxus-Karossen“ tragen immerhin 40 Prozent zum Gesamtergebnis bei, bei einem Umsatzanteil von 14 Prozent. Doch die Abkehr von der A- und B-Klasse gehe mit dem Risiko einher, auf andere Käufergruppen zu verzichten. Fortan wird der neue CLA das Einsteigermodell bei Mercedes sein. In der Basisvariante kostet die elektrische Version etwa 55 000 Euro.

Mercedes CLA wird das neue Einsteigermodell

Auch Roland Klose, Sprecher der größten deutschen Aktionärsvereinigung (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, DSW), hält die Luxus-Strategie des Konzerns für ein Dilemma. Um mit chinesischen Herstellern mithalten zu können, brauche es auch Volumenmodelle. „Ob das Design und die Technik eine große Anzahl an Kunden anspricht, wird sich erst noch zeigen.“

Zollpolitik von Donald Trump ist Unsicherheitsfaktor

Insgesamt gebe es derzeit sehr viele Unsicherheitsfaktoren – sodass es wohl schwierig werde, eine Prognose für das laufende Jahr abzugeben. „Dabei möchte der Aktionär natürlich genau das; eine Abschätzung, wie sich das Geschäftsjahr entwickelt“, so Klose. Allein aufgrund der teils unberechenbaren Zollpolitik des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, werde das aber wohl nicht möglich sein. Derzeit müssen europäische Autohersteller 25 Prozent Strafzölle auf Autos zahlen, die in die USA exportiert werden. Infolge dessen halten sich Kunden mit dem Kauf von Autos zurück.

Finale Chance für Mercedes-Chef Källenius?

Ingo Speich von der Deka Invest appelliert an den Mercedes-Chef Källenius, die Absatzschwäche „nicht permanent mit Sparprogrammen“ zu kompensieren. Der Konzern hatte Anfang März unter anderem ein Abfindungsprogramm und im Februar Jobverlagerungen nach Ungarn angekündigt. Es sei nun seine „finale Chance“, Mercedes in die Elektrowelt zu bringen und langfristiges profitables Wachstum zu sichern. Der Fondsmanager traue ihm das zu. „Bringen Sie den Stern wieder zum Glänzen.“

Dividende: Mercedes-Aktionäre erhalten weniger als im Vorjahr

Neben den Redebeiträgen von Aktionären wird auf der Hauptversammlung außerdem über die von Vorstand und Aufsichtsrat von Mercedes-Benz vorgeschlagene Höhe der Dividende entschieden. Für das Jahr 2024 ist der Betrag von 4,30 Euro pro Aktie vorgesehen. Die Zustimmung hierfür gilt als sicher. Damit fällt sie einen Euro geringer als im Vorjahr, als die Aktionäre 5,30 Euro erhielten. Den Anlegern, die zum Stichtag des 7. Mai Aktien von Mercedes-Benz besitzen, sollen die Dividende dann am 12. Mai ausgezahlt bekommen.

Weltweit sind rund eine Milliarde Mercedes-Benz-Aktien im Umlauf. Die chinesische BAIC Group ist mit 9,98 Prozent der Stimmrechte der größte Einzelaktionär der Mercedes-Benz Group AG. Zu den weiteren großen Anteilseignern zählen der chinesische Investor Li Shufu (seit 2018) und der Staatsfonds von Kuwait (seit 1974). Die Deka Invest hält durch verschiedene Fonds nach Angaben einer Sprecherin derzeit etwas weniger als ein halbes Prozent an Mercedes, was in etwa 270 Millionen Euro entspricht.

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Erstellt:
7. Mai 2025, 06:10 Uhr
Aktualisiert:
7. Mai 2025, 09:51 Uhr

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