Nato-Treffen

Fraglicher Drohnen-Hype

Die Nato braucht eine bessere Drohnenabwehr. Für die Verteidigung der Allianz werden allerdings andere Fähigkeiten benötigt, kommentiert unser Korrespondent Knut Krohn.

Nato-Generalsekretär Mark Rutte mahnt die Mitglieder der Allianz, mehr in die Verteidigung zu investieren – auch in den Kauf von Drohnen.

© Geert Vanden Wijngaert/AP/dpa

Nato-Generalsekretär Mark Rutte mahnt die Mitglieder der Allianz, mehr in die Verteidigung zu investieren – auch in den Kauf von Drohnen.

Von Knut Krohn

Der Drohnen-Hype ist ungebrochen. Auch beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel wurde über deren Beschaffung gesprochen. Doch es ist gut, dass sich die Militärs in diesem Fall nicht von der zum Aktionismus neigenden Politik jagen lassen. Eingeschüchtert von den Luftraumverletzungen Russlands über Polen vor wenigen Wochen kündigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen postwendend einen sogenannten „Drohnenwall“ für Europa an. Gemeint ist ein europäisches System für effektive Drohnenabwehr. In der Nato werden diese Pläne begrüßt – mehr allerdings nicht.

Drohnen haben die Krieg verändert

Es stimmt, der Einsatz von Drohnen hat den Krieg in der Ukraine verändert, sie bleiben dennoch nur ein Aspekt einer überaus komplexen Lage auf dem Schlachtfeld. Natürlich beobachten westliche Militärs diese Entwicklung sehr genau, aber sie wissen auch: der Drohnenkrieg in der Ukraine ist kaum auf die Verteidigungsbedürfnisse der Nato übertragbar. Das Ziel der Allianz ist es im Ernstfall, dem Gegner sofort mit massiver Feuerkraft so schwere Schläge zu versetzen, dass dieser zurückgeschlagen wird und sich nicht neu aufstellen kann. Gegner sollen weit vor einem Zusammentreffen mit eigenen Soldaten gestoppt werden, etwa indem Logistik- und Kommandozentralen getroffen werden. Verlustreiche Schlachten im Schützengraben wie in der Ukraine, wo die Drohnen zum Einsatz kommen, will die Nato verhindern.

Entscheidend ist im Krieg die Feuerkraft

Eine wichtigere Lehre aus dem Krieg ist, dass es im Ernstfall von zentraler Bedeutung ist, auf ein tief verzahntes und agiles verteidigungstechnologisches Ökosystem zurückgreifen zu können. Dazu zählen konventionelle Waffen wie Kampfjets, Panzer oder Marschflugkörper. Über Sieg oder Niederlage entscheidet auch eine intakte Infrastruktur, um Truppenteile schnell zu verlegen, ein funktionierender Zivilschutz, Satellitenaufklärung und auch eine effektive Cyberabwehr. Drohnen spielen in diesen Szenarien eher eine Nebenrolle.

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Erstellt:
15. Oktober 2025, 16:05 Uhr

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