Frauen- und friedensbewegter Schlusspunkt

Yael Deckelbaum&The Mothers sorgen für ein fulminantes Konzert, mit dem der Sommerpalast endet. Die kanadisch-israelische Sängerin begeistert mit ihren emotionalen und politischen Liedern. Und das Palastteam ist hochzufrieden mit der 25. Auflage des Murrhardter Festivals.

Blick auf die sonntagnachmittägige Kulisse des Sommerpalasts. Foto: Florian Muhl

Blick auf die sonntagnachmittägige Kulisse des Sommerpalasts. Foto: Florian Muhl

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Schade, dass die fünf fantastischen Sommerpalastfestivaltage schon wieder vorbei sind. Sie haben den großen Scharen von Besucherinnen und Besuchern aus nah und fern unvergessliche Kulturgenüsse beschert. Zum krönenden Abschluss waren Yael Deckelbaum&The Mothers zu Gast und begeisterten mit ihrem Konzert in einem proppenvollen Zelt. Schon 2018 war die großartige Sängerin und Songschreiberin beim Festival, die auch Virtuosin auf der akustischen Gitarre ist.

Heuer sind drei junge, brillante Profimusikerinnen als Band mit auf der Bühne: Nitzan Alon (E-Gitarre), Eli Orr (E-Bass) und May Segal (Schlagzeug). Sie gehören zum Ensemble The Mothers aus zwölf Frauen mit weltlichem und religiösem, arabischem und jüdischem Hintergrund. Das Trio bringt Yael Deckelbaums kraftvolle, ausdrucksstarke, klangschöne Stimme und ihre Songs optimal zur Geltung.

Frieden, Gleichberechtigungund Selbstbestimmung

Mit fulminanten improvisierten Soli und als starke Sängerinnen sorgen die Musikerinnen für Furore. Mit Yael Deckelbaum verkünden sie die universellen Botschaften einer neuen Welt und zelebrieren sie musikalisch. Vom Start weg versetzen die Sängerin und ihre Band das Publikum in Begeisterung, viele Frauen und ein paar Männer tanzen und singen vor der Bühne mit. „Yael Deckelbaum entspricht vollkommen der Philosophie des Sommerpalasts und passt genau zu unserem neuen Verein Palastkultur“, unterstreicht Geschäftsführer Hardy Wieland. Die begnadete Künstlerin, Friedensaktivistin und Feministin setzt sich dafür ein, dass alle Menschen aller Kulturen, Ethnien und Religionen harmonisch zusammenleben in Frieden, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Musikalisch und gesanglich verbindet sie kanadische und israelische Elemente, traditionelle Instrumente mit neuen Rhythmen westlicher Popmusik. Manche Songs sind temperamentvoll und fetzig, andere bestechen durch ihre sanfte Melodik.

Voller Power und mit vollem Körpereinsatz, ethischer Überzeugung und weitreichendem Traditionsbewusstsein, aber auch sehr emotional und feinsinnig präsentiert Yael Deckelbaum ihre Songs. In „Mutter und Tochter“ protestiert sie gegen die Zwangsehe und Beschneidung und stellt klar: „Jedes Mädchen hat ein Recht auf ein frei gewähltes, selbst gestaltetes Leben.“ Das gemeinsame Gebet beim ökumenischen Gottesdienst am Sonntagvormittag fand die Künstlerin so schön, dass sie es fortsetzen will: „Wir beten für die Frauenrevolution und die Evolution der Menschheit.“ So ruft sie dazu auf: „Frauen der Welt, vereinigt euch!“ Dazu passt ihr neuer Song „Wie wäre es mit den Frauen“, der auch mit Blick auf den Ukrainekrieg klarstellt: „Wir dürfen die Welt nicht den Männern überlassen, sie darf nicht noch verrückter werden.“ Geradezu aufputschend wirkt „Krieg ist kein Spiel der Frau“. Mit wunderschöner idyllischer Melodik motiviert Yael Deckelbaums Liebeslied an unsere Erde zum Natur-, Umwelt- und Klimaschutz. Der erfolgreiche Protest von Indianern gegen den Bau einer Pipeline inspirierte sie dazu: „Aktivismus lohnt sich“, denn „wir sind Teil der Erde“.

Mit ihren Songs will Yael Deckelbaum „das Verhalten der Menschen ein Stück weit verändern und die Welt besser machen – für uns und unsere Kinder“. Frauen besitzen besondere Fähigkeiten, darum sollen sie ein Netzwerk bilden, fordert der Song „Knüpft das Netz und verbindet euch wieder“. Das Konzert ist ein außerordentlich stimmungsvolles und faszinierendes Erlebnis, das harmonische Miteinander von Künstlerinnen und Gästen wird greifbar. Die eingängigen Melodien und emotionalen, politischen Songtexte sprechen direkt das Herz an. Zuhörerinnen und Zuhörer stimmen bei den Refrains mit ein und auch den mitreißenden Rhythmen kann man sich nicht wirklich entziehen. Das Publikum will die Künstlerinnen nicht einfach ziehen lassen und skandiert mit jubelndem, rhythmischem Applaus „Zugabe!“. So krönen Yael Deckelbaum und ihre Band ihr Programm noch mit bekannten Hits wie „Gebet der Mütter: Bring uns Frieden“. Bewegt danken sie den Gästen und dem Team für die Einladung und Gastfreundschaft.

Umsatzrekord, neue Helferinnenund Helfer sowie ein zufriedenes Team

Abschließend zieht Hardy Wieland eine rundum positive Bilanz: „Der 25. Sommerpalast war mehr als ein Erfolg.“ 2019 habe das Team einen Umsatzrekord erzielt, diesen heuer aber schon nach dem dritten Tag sowohl bei der Gastronomie als auch den Veranstaltungen übertroffen und fast verdoppelt. Und zum Team aus etwa 300 ehrenamtlich Mitwirkenden sind jetzt bestimmt 40 Neue hinzugekommen.

„Wir treten für Menschlichkeit ein“, sagt er mit Blick aufs Konzert, aber auch auf Verein und Festival. „Immer mehr Leute aus aller Welt arbeiten zusammen, sind glücklich und haben wirklich Spaß dabei“, in der Küche, an den Theken und hinter den Kulissen mitzuwirken, damit es allen gut geht. „Wir sind eine große Familie, die Künstlerinnen und Künstler fühlen sich bei uns sehr wohl und dazugehörend“, verdeutlicht Hardy Wieland. „Beide Kinderveranstaltungen waren ausverkauft und haben Mädchen und Jungen viel Spaß gemacht. Tom Lugo hat mit ihnen übrigens ein Sommerpalastlied ausgetüftelt“. – „Jeden Abend war tolle Stimmung und die Künstler kamen sehr gut an“, ergänzt Hardy Wielands Sohn Niklas Eilers.

Yael Deckelbaum hat Power und klare Botschaften. Foto: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Yael Deckelbaum hat Power und klare Botschaften. Foto: Jörg Fiedler

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Erstellt:
26. Juli 2022, 06:00 Uhr

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