Freibad öffnet allerfrühestens am 5. Juni

Der Stadtverwaltung Murrhardt bereitet noch Kopfzerbrechen, wie die Logistik rund um den Testnachweis für den Besuch genau aussehen kann und soll. Nach der Saison stehen umfangreiche Sanierungen und der Bau eines Tiefbrunnens für den Betrieb an.

Die Stadt Murrhardt hatte sich im vergangenen Jahr trotz Corona entschlossen, das Freibad im Schulterschluss mit dem Freibadförderverein zu öffnen, und nach Abschluss der Saison viel Zuspruch erhalten. Auch dieses Jahr sollen die Besucher kommen können. Archivfoto: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Die Stadt Murrhardt hatte sich im vergangenen Jahr trotz Corona entschlossen, das Freibad im Schulterschluss mit dem Freibadförderverein zu öffnen, und nach Abschluss der Saison viel Zuspruch erhalten. Auch dieses Jahr sollen die Besucher kommen können. Archivfoto: J. Fiedler

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Zwar ist wegen der aktuellen Situation der Coronapandemie „noch nicht absehbar, wann die Freibadsaison starten kann“, doch habe man den 5. Juni als frühestmöglichen Termin ins Auge gefasst, kündigte Bürgermeister Armin Mößner in der Werksausschusssitzung an. Mit Blick auf die derzeit sinkende 7-Tage-Inzidenz im Kreis hoffe man, dass diese bis nach Pfingsten stabil unter 100 bleibe. Der Freibadbetrieb unter der Regie der Stadtwerke im Vorjahr sei die „beste Blaupause“ für die neue Saison. Indes werden heuer negative Testergebnisse, nachweisbar per Luca- und Cosima-App, Voraussetzung für den Eintritt sein. 2022 gebe es ein kleines Jubiläum zu feiern, dann bestehe das Murrhardter Freibad seit 70 Jahren, hoffentlich unter etwas normaleren Verhältnissen. Zuvor gelte es ein umfangreiches Sanierungspaket umzusetzen, wozu ein 40-prozentiger Zuschuss bewilligt wurde, betonte der Rathauschef.

Trotz Corona und des dadurch erhöhten Aufwands von etwa 25000 Euro sei das Ergebnis 2020 mit rund minus 200000 Euro wirtschaftlich gesehen nicht schlechter als in normalen Jahren ausgefallen, erläuterte Stadtwerkegeschäftsführer Rainer Braulik. Im Wirtschaftsplan 2020 waren minus 238000 Euro kalkuliert. Als Gründe gab er geringere Personalkosten an, da eine Mitarbeiterin ab Juni ausfiel. Dies konnte aber durch vorbildlichen Einsatz des Betriebsleiters Christian Runkel und zusätzliche Drittkräfte aufgefangen werden. So konnte man auch den 25-prozentigen Ertragsrückgang durch weniger Einzeleintritte kompensieren. Zur Badesaison 2021 bereiteten indes die erforderlichen Coronaschnelltests noch Kopfzerbrechen: „Wir wissen noch nicht genau, wie wir das abwickeln. Da haben wir noch eine harte Nuss zu knacken“, sagte Braulik. Er hoffe, jenseits der Ergebnisnachweise auf zusätzliche Tests vor Ort verzichten zu können.

Die Sanierungsmaßnahmen werden nach Ende der Badesaison 2021 in Angriff genommen. „Wir sind guten Mutes, dass wir sie zu Beginn der Badesaison 2022 hinter uns haben“, sagte Braulik. Für das geplante Gesamtpaket mit einem Kostenumfang von rund 695000 Euro hat das Land Fördermittel von insgesamt 278000 Euro bewilligt. Auch der Bund hat aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ Mittel zur Verfügung gestellt. Mit den Sanierungsmaßnahmen muss spätestens zum 15. Oktober begonnen werden.

Geplant sind die Sanierung des 50-Meter-Schwimmbeckens, die Erneuerung der Grundablassleitung zum Trauzenbach, die Sanierung des kleineren Kinderbeckens, die Neugestaltung des Kinderbereichs und eine kleinere Erweiterung der Liegeflächen im Umfeld der Kinderbecken. Zudem sollen mithilfe einer Solaranlage für das Duschwasser im Umkleidebereich sowie durch die Optimierung von Mess-, Steuer- und Regeltechnik im Vergleich zum bisherigen Betrieb Energie, Trinkwasser und Desinfektionsmittel eingespart werden.

Der Brunnen soll eine Tiefe von etwa 50 Metern haben und Grundwasser fürs Bad zur Verfügung stellen.

Hinzu kommt der Bau eines Tiefbrunnens, worüber Stadtwerkebetriebsleiter Michael Schünzel informierte. Mit ihm soll der Jahresbedarf von rund 9200 Kubikmeter Wasser für die Becken sowie die Bewässerung der Grünflächen im Freibad und Stadion gedeckt werden. Anlass ist die ausgelaufene, alte wasserrechtliche Genehmigung zur Entnahme von Wasser aus dem Trauzenbach. Das Gesundheitsamt und der Gewässerschutz lehnen einen Neuantrag ab.

Für die Brunnenbohrung erfolgte eine hydrogeologische Stellungnahme, wonach im Trauzenbachtal in einer Bohrtiefe von etwa 50 Metern mit einer Förderergiebigkeit von bis zu vier Litern pro Sekunde zu rechnen ist. Dies wäre ausreichend in Kombination mit einer Zisterne, die je nach Ergiebigkeit zwischen zehn und 100 Kubikmeter Wasser fassen sollte, um die Wasserversorgung für die bisherigen Zwecke auch in Zukunft zu gewährleisten. Das Grundwasser könnte auch für die Nachspeisung des Freibads verwendet werden, was bisher komplett über Trinkwasser aus der Ortsnetzleitung erfolgt.

Beim aktuellen Wasserpreis von 2,51 Euro pro Kubikmeter könnte das Wasser aus dem Tiefbrunnen jährlich Trinkwasser aus der Wasserversorgung im Wert von über 23130 Euro ersetzen. Rechnet man pro Kubikmeter noch den Wasserpfennig von 8,1 Cent pro Kubikmeter und allgemeine Betriebskosten für den Brunnen dagegen, kann man auch in Jahren mit deutlich geringerem Wasserbedarf von einer jährlichen Einsparung zwischen 15000 und 20000 Euro ausgehen. Die Kosten für den Tiefbrunnen betragen somit etwa 25000 Euro abzüglich der Förderung in Höhe von etwa 10000 Euro, sodass die Stadtwerke noch 15000 Euro berappen müssen.

Der normale tägliche Bedarf kann auch mit einer niedrigen Schüttung von zwei Litern pro Sekunde gedeckt werden. Sollte die Ergiebigkeit des Tiefbrunnens im optimalen Fall zwischen sechs und zehn Litern pro Sekunde liegen, besteht sogar die Chance, diesen für eine Notversorgung der städtischen Wasserversorgung mitzuverwenden. Dies wäre auch aus steuerlichen Gründen sinnvoll, da bei einem technisch-wirtschaftlichen Zusammenhang zwischen Freibad und Wasserversorgung die Verluste des Freibads mit Gewinnen aus der Wasserversorgung verrechnet werden könnten.

Als Standort für die Bohrung, den Brunnen und optional eine im Erdreich eingebaute Zisterne schlagen der beratende Geologe und die Verwaltung nach einem gemeinsamen Ortstermin den eingezäunten Freibadbereich ganz im Osten der Liegewiese unterhalb der Beachvolleyballfelder vor.

Die Fraktionssprecher waren sich einig darin, das Freibad möglichst am 5. Juni zu öffnen und den Tiefbrunnen zu bauen. „Wir sind sehr dafür, alles Mögliche zu tun“ für diesen Öffnungstermin, auch werden die Tests „eine spannende Sache“, fand Wolfgang Hess (UL). Doch sei es immer noch besser, den Freibadbesuch kontrolliert abzuwickeln, als dass Badeseen „gestürmt“ werden, zumal man mit einem großen Besucherzustrom rechne, da das Gaildorfer Freibad saniert werde und der Breitenauer See abgelassen wurde. Den Tiefbrunnen bezeichnete Hess als Chance. „Wir sollten ihn auf jeden Fall bauen.“

„Wir werden tun, was rechtlich möglich ist im Rahmen der Vorgaben, wie viele Besucher pro Quadratmeter ins Freibad reindürfen“, versicherte der Bürgermeister. Dafür werden Tests notwendig sein, darum sollte die Bevölkerung auf die Luca- und Cosima-App hingewiesen werden, forderte Andreas Winkle. Den Tiefbrunnen bezeichnete der CDU/ FWV-Fraktionsvorsitzende als wirtschaftliche und kostengünstige Lösung für die kommenden Jahre. Die geplanten Sanierungsmaßnahmen kosteten zwar eine „erkleckliche Summe“, aber „wenn wir ein attraktives Freibad wollen, müssen wir regelmäßig investieren“.

Ähnlich sah es auch Edgar Schäf. Es gelte, die Sanierungsmaßnahmen gleich nach Saisonende anzugehen, und der Tiefbrunnen mache sich bezahlt, zeigte sich der SPD-Fraktionsvorsitzende optimistisch.

So stimmte der Werksausschuss unisono zu, das Freibad auch 2021 zu öffnen – mit den 2020 bewährten organisatorischen Vorkehrungen wie Hygienekonzept und Online-Buchungssystem nach den jeweils relevanten Coronaverordnungen. Ebenso gab es einhellig grünes Licht für die Projektplanung, den zeitlichen Ablauf der Sanierungsarbeiten sowie den Bau eines Tiefbrunnens auf dem Freibadgelände.

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Erstellt:
21. Mai 2021, 06:00 Uhr

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