Frisches Duo für den VfB
Badredine Bouanani trainiert erstmals mit, während Spielgestalter Bilal El Khannouss ausgeliehen wird. Der Transfer von Stürmer Hyeon-Gyu Oh platzt in letzter Sekunde.
Von Heiko Hinrichsen
Stuttgart - Mit gerade mal 20 Jahren steht er trotz seiner bereits rund 100 Einsätze als Fußballprofi ja noch im Anfangsdrittel seiner Karriere. Da passte es, dass der algerische Nationalspieler und Neuzugang Badredine Bouanani einen neugierigen sowie jugendlich-unerschrockenen Eindruck hinterließ, als er am Montagvormittag erstmals im Kreis seiner neuen Kollegen vom VfB Stuttgart unter der Regie von Cheftrainer Sebastian Hoeneß vor rund 500 Fans im Schlienzstadion trainierte.
Zwar waren die Reihen beim VfB durch das Fehlen der auf Länderspielreisen befindlichen Nationalspieler etwas ausgedünnt; doch das hinderte Linksfuß Bouanani nicht, den anwesenden Anhängern, darunter viele Ferienkinder, einen ersten Eindruck seiner Fußballkunst zu vermitteln.
Während der Kollege Dan-Axel Zagadou auf Französisch dolmetschte, setzte der 18-Millionen-Euro-Einkauf vom Erstligisten OGC Nizza gleich mal ein paar Bälle wuchtig und mit Effet ins Netz. Der erste Eindruck: Mit Bouanani hat sich der VfB einen kompakten Athleten für die Offensive eingekauft, der ein Flügelspieler mit weiterem Einsatzgebiet im offensiven Mittelfeld ist – aber mit 1,77 Metern Körpergröße kein physisches Schwergewicht.
Nach dem Abgang von Nick Woltemade nach Newcastle war der VfB am letzten Tag des Sommer-Transferfensters aber auch noch auf weiteren Feldern aktiv, mit Erfolg und Misserfolg: So platzte am Montagabend kurz vor Toreschluss die Verpflichtung des südkoreanischen Stürmers Hyeon-Gyu Oh, 24, vom KRC Genk quasi in letzter Sekunde. Die medizinische Untersuchung hatte ein instabiles Knie beim Angreifer ergeben, sodass die Stuttgarter von einer angedachten festen Verpflichtung wieder abrückten.
Derweil wurde drei Stunden vor Toreschluss der Mittelfeldakteur Bilal El Khannouss, 21, vom englischen Zweitligisten Leicester City als Neuzugang Nummer sieben per Leihgeschäft verpflichtet. Zuvor hatten die Stuttgarter um ihren Sportvorstand Fabian Wohlgemuth und den Sportdirektor Christian Gentner neben Bouanani bereits Tiago Tomas, Chema Andres, Lazar Jovanovic, Noah Darvich und Lorenz Assignon als Verstärkung geholt.
Auf der Gegenseite verließen neben Woltemade noch Enzo Millot, Jacob Bruun Larsen, Anrie Chase, Luca Raimund sowie die beiden ausgeliehenen Fabian Rieder und El Bilal Touré das Stuttgarter Team, dem es nun auch mit dem weiter im Kader stehenden Silas nicht an Flügelspielern mangelt. Womöglich aber an Durchsetzungskraft und Torinstinkt vor dem gegnerischen Kasten?
Zunächst hatte die Last-Minute-Stürmersuche den VfB Stuttgart noch nach Belgien geführt – zu Hyeon-Gyu Oh. Dem Profil für die Aufgabe, den abgewanderten Woltemade zumindest in Teilen zu ersetzen, schien der 1,85 Meter große Angreifer dabei zunächst zu erfüllen: Ohs Stammposition ist das Sturmzentrum und er verfügt über Tempo, Zweikampfhärte – und über internationale Erfahrung.
Doch dann die Kehrtwende nach der medizinischen Untersuchung vor Ort in Stuttgart. Wegen eines instabilen Knies riet die medizinische Abteilung der Stuttgarter offensichtlich von der angedachten festen Verpflichtung ab. Der Südkoreaner Oh soll sich vor einiger Zeit einen Kreuzbandriss zugezogen haben, der damals nicht operiert wurde. Doch dem VfB war dieser Kniefall zu heikel. So geht man nun mit einem freien Kaderplatz im Sturm in die weitere Saison. Denn so kurz vor Ende der Transferzeit konnte man am Montagabend nicht mehr reagieren.
Bilal El Khannouss wechselt derweil zunächst auf Leihbasis von Leicester City zum Bundesligisten. Der englische Zweitligist hatte den Mittelfeldspieler vor einem Jahr für rund 22 Millionen Euro von dessen Jugendverein KRC Genk verpflichtet. Der nun geschlossene Leihvertrag läuft bis Saisonende und sieht nach Informationen unserer Redaktion vor, dass unter bestimmten Bedingungen eine Kaufpflicht entsteht.
Mittelfeldakteur El Khannouss ist erst 21 Jahre alt, seine Fähigkeiten hat der marokkanische Nationalspieler (22 Einsätze) aber schon auf hohem Niveau in 133 Profispielen bewiesen, die meisten davon seinerseits für Genk. In der Vorsaison spielte El Khannouss dann in der englischen Premier League, in der er bei Absteiger Leicester Stammkraft war (27 Startelf-Einsätze).
In Leicester lief El Khannouss zuletzt meist im zentralen offensiven Mittelfeld auf, kann aber auch im Halbraum spielen – ein Profil, das nach dem Abgang von Enzo Millot im VfB-Kader benötigt wird. El Khannouss gilt als technisch versierter Offensivspieler, der auch in engen Räumen Lösungen findet und Mitspieler freispielen kann. „Er ist dribbelstark, schnell und verfügt über ein gutes Passspiel – damit erhöht er die Variabilität unseres Angriffsspiels“, sagt der Stuttgarter Sportvorstand Fabian Wohlgemuth.