Video zeigt Louvre-Diebe

Fünf Minuten für einen Jahrhundertraub

Ein neues Video zeigt: Der Alarm im Louvre kam prompt, die Wächter handelten richtig – aber das Schlimmste durch etwas anderes verhütet.

So schlecht, wie gedacht, war das Sicherheitssystem des Louvre  nicht: eine Überwachungskamera an der Außenfassade:

© dpa/Thibault Camus

So schlecht, wie gedacht, war das Sicherheitssystem des Louvre nicht: eine Überwachungskamera an der Außenfassade:

Von Stefan Brändle

Eine neue Videoaufnahme vom Juwelenraub im Louvre zeigt, dass die Sicherheit des Pariser Museums besser gewährleistet war als bisher angenommen. Eine Überwachungskamera filmte die Szene aus einem Winkel der Apollo-Galerie. Ihr Inhalt ist nicht öffentlich zugänglich, aber die Zeitung „Le Parisien“ konnte die Sequenz einsehen. Zusammen mit anderen Angaben ergibt sich folgender Ablauf.

Die Einbrecher haben Mühe, das Panzerglas aufzusägen

9.34 Uhr: Zwei Diebe brechen mit Hilfe elektrischer Scheibensägen durch ein Fenster in die Apollo-Galerie im ersten Stockwerk des Museums ein, nachdem eine Hebebühne sie vom Seine-Quai hochgebracht hat. Im Sicherheitsposten geht der Alarm los. Die zwei gehen zielstrebig vor: Ein Vermummter mit gelber Bauarbeiterweste nähert sich dem „Napoleon-Schmuck“ ein Helmträger den „Juwelen der Herrscher“.

9.35 Uhr: Die Eindringlinge setzen ihre Sägen an die Vitrinenscheiben an. Dies löst einen zweiten Alarm aus, der aber in der Galerie nicht zu hören ist. Das soll Panik verhindern. Einer der Einbrecher verscheucht Wächter und Besucher mit einer ungeduldigen Geste. Ein Täter soll laut „dégagez“ (Haut ab!) gerufen haben, berichteten Augenzeugen. Die vier Wächter (drei Frauen, ein Mann) schicken darauf regelkonform die Besucher hinaus.

9.36 Uhr: Die Einbrecher haben Mühe, das Panzerglas der Vitrinen aufzusägen. Sie versuchen, die Scheiben mit Schulterdruck ein- oder wegzudrücken. Zwei der – unbewaffneten – Wächter nähern sich. Einer mit einem Klotz in der Hand bis auf wenige Meter, weicht dann zurück.

9.37 Uhr: Dem Vermummten gelingt es, mit Körperdruck einen Spalt zwischen den Scheiben und dem Möbel zu öffnen. Er holt die Schmuckstücke heraus und steckt sie in einen Sack. Dann hilft er seinem Komplizen, der seine Säge abgestellt hat und andere, nicht identifizierbare Werkzeuge hervorholt. Durch einen schmalen Spalt unter der Scheibe können sie sich einiger Juwelen bemächtigen. Im Museum verriegeln sich automatisch sämtliche Zugänge und Portale.

9.38 Uhr: Die bisher kaltblütigen Diebe wirken zunehmend gestresst, als wüssten sie, wie viel Zeit ihnen bleibt. Der Vermummte lässt Schmuckstücke fallen, nimmt sich aber nicht die Zeit, alle einzusammeln. Zurück bleibt eine Brosche und ein Handschuh. Eilig verlässt das Duo die Galerie über das geöffnete Fenster. Ende der Videosequenz.

Täter könnten Komplizen im Museum haben

Der Filmausschnitt lässt das heftig kritisierte Museum etwas besser dastehen, was vielleicht auch erklärt, dass „Le Parisien“ überhaupt an das Video gekommen ist. Die Fenster waren wie auch die Vitrinen durch getrennte und funktionierende Alarmsysteme geschützt. Den wirksamsten Schutz bot das Panzerglas, das bei der Renovierung der Apollo-Galerie 2019 verstärkt worden war. Es hielt allen Werkzeugen stand.

Die Ermittler schließen nicht aus, dass die Einbrecher Komplizen im Museum hatten, auch wenn die 2000 Angestellten auf Vorstrafen geprüft werden. Louvre-Chefin Laurence des Cars hat ihren Rücktritt angeboten, Kulturministerin Rachida Dati lehnte ihn ab. Das weltgrößte Museum beziffert den Wert der acht Schmuckstücke auf 88 Millionen Euro. Eine zu Boden gefallene Krone der Kaiserin Eugénie soll restaurierbar sein.

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Erstellt:
23. Oktober 2025, 14:42 Uhr

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