Fußball-WM beeinträchtigt die Amateurspiele kaum

Trotz der Weltmeisterschaft in Katar läuft die Saison der Amateurfußballer. Die meisten von ihnen berührt das in Hinblick auf die eigenen Begegnungen und Trainingszeiten kaum, zumal es bislang kaum Überschneidungen mit den Partien der deutschen Nationalmannschaft gibt.

Die One-Love-Kapitänsbinde, wie sie unter anderem Freiburgs Christian Günter um hat, trägt auch Oppenweilers Marcel Friz. Foto: Imago

© imago images/Pressefoto Baumann

Die One-Love-Kapitänsbinde, wie sie unter anderem Freiburgs Christian Günter um hat, trägt auch Oppenweilers Marcel Friz. Foto: Imago

Von Heiko Schmidt

In der Vergangenheit fand die Fußball-Weltmeisterschaft in den hiesigen Breitengraden in der Regel im Sommer statt. Da befanden sich die Amateurfußballer meist in der Sommerpause. Nur wenige Relegationsspieler oder teilweise die Vorbereitung auf die neue Runde liefen da. Bei der WM in Katar ist alles anders, denn sie geht momentan über die Bühne, wenn auch die Saison der Amateurfußballer läuft. Interessant ist, wie die Klubs damit umgehen. Der Tenor ist bei den meisten klar: Es werden teilweise die WM-Spiele angeschaut und wird darüber gesprochen, aber die eigenen Partien und das Training haben Vorrang.

Die beiden Oberligisten TSG Backnang und SG Sonnenhof Großaspach konzentrieren sich ganz klar auf die Runde. „Die Liga ist uns wichtiger als die WM. Wir lassen uns davon nicht ablenken“, sagt TSG-Trainer Oguzhan Biyik. Er schiebt nach: „Wir legen den Fokus auf uns und trainieren weiterhin dreimal pro Woche.“ Genauso sieht es Großaspachs Coach Evangelos Sbonias und macht klar: „Wir haben mit unseren eigenen Aufgaben zu tun und mit nichts anderem.“ Natürlich diskutieren die Spieler beider Oberligisten über WM-Partien, mehr aber nicht. Zudem fiebern beide Teams dem brisanten Derby, das am Freitag um 19 Uhr in Großaspach angepfiffen wird, entgegen.

Außerdem absolvieren die Oberligisten am Wochenende ihren letzten Spieltag vor der Winterpause und haben dann genügend Zeit, um sich die entscheidenden K.-o.-Spiele anzuschauen. Das trifft auch auf die Landesligisten zu, die auch am Wochenende das letzte Mal in 2022 ranmüssen. Bei der SG Oppenweiler-Strümpfelbach hat Trainer Stephen Perri ausgemacht: „Es ist von der Stimmung her schon ein deutlicher Unterschied zu den Weltmeisterschaften in den Jahren zuvor zu merken.“

Landesligist aus Oppenweiler möchte ein Zeichen setzen

Allerdings haben die SGOS-Fußballer die Diskussion um die Kapitänsbinde in den Regenbogenfarben aufgriffen. „Durch die WM sind wir darauf gekommen, welche Bedeutung dies hat“, sagt Oppenweilers Spielführer Marcel Friz. Er ergänzt: „Die Regenbogenfarben stehen für Vielfalt, Offenheit und Toleranz. Das sind genau die Werte, für die ich persönlich eintrete und auch der gesamte Verein eintritt.“ Deshalb hat er in Absprache mit seinen Teamkollegen beim Landesliga-Heimspiel gegen den TV Oeffingen die One-Love-Kapitänsbinde getragen und will dies auch in Zukunft machen.

Beim Landesligisten SV Allmersbach ist bislang auch nicht viel von WM-Euphorie zu spüren. Einzig: „Da Training am Donnerstag werden wir wahrscheinlich zeitlich nach vorne verschieben, weil es sich sonst mit dem Deutschlandspiel gegen Costa Rica überschneidet“, berichtet Sportvorstand Günter Schäffler. Ansonsten läuft im SVA-Vereinsheim ganz normal der Fernseher mit den WM-Spielen, genauso wie sonst Partien der Bundesliga oder Champions League.

Ganz ähnlich sieht es bei den meisten Teams aus, die auf Bezirksebene spielen. Dort läuft jedoch die erste Saisonhälfte noch bis zum 11. Dezember. „Die WM-Spiele werden verfolgt und es wird auch darüber in den Trainingseinheiten gesprochen“, berichtet Spielertrainer Charalampos Xanthopoulos vom A-Kreisligisten Großer Alexander Backnang. Aus seiner Sicht stört es keinen seiner Schützlinge, dass die Übungseinheiten und die Punktspiele zeitgleich mit den WM-Partien stattfinden. „Mir und unserem Team machen die Überschneidungen nichts aus“, sieht es Pietro Santonastaso ähnlich. Der Abteilungsleiter des A-Kreisligisten ergänzt: „Besondere Aktionen zur WM machen wir nicht. Wenn sich welche zum gemeinsamen Schauen treffen, machen sie das untereinander aus.“

Auch beim B-Kreisligisten SC Fornsbach sieht das ähnlich aus. „Unsere Spieler und Verantwortlichen verfolgen die WM in Katar im üblichen Rahmen, das heißt zu Hause oder in kleinen Gruppen“, teilt Abteilungsleiter Michael Brucker mit und schiebt nach: „Bisher gab es keine Aktionen an den Spieltagen der WM und auch kein gemeinsames organisiertes Schauen. Dies folgt eventuell ab dem Achtelfinale, je nach deutscher Beteiligung.“ Auch die Fornsbacher stören die parallelen Spielzeiten nicht, bei einer Überschneidung deutscher Spiele mit dem Training oder Spiel würde dies entsprechend zeitlich verschoben.

Trainer Patrick Haaf vom Bezirksligisten SSV Steinach-Reichenbach hat auch kein Problem damit, dass WM-Partien zeitgleich ausgetragen werden. „Die Bundesliga-Spiele oder internationalen Begegnungen finden ja auch sonst während unserer Saison oder unseres Trainings statt“, so der Coach. SSV-Teammanager Robin Mohr ergänzt: „Ein kleiner Teil bei uns boykottiert aus verschiedensten Gründen die Spiele. Der Großteil schaut aber die WM-Partien. Wir akzeptieren beide Haltungen.“ Kritischere Stimmen kommen auch vom TSV Oberbrüden, der in der Kreisliga A spielt. Abteilungsleiter Stefan Schaffroth sagt: „Ich selbst boykottiere die WM. Die Menschenrechte in Katar sind fraglich und dazu noch eine Winter-WM – das geht aus meiner Sicht überhaupt nicht.“ Er weiß aber, dass ein Teil seiner Mannschaft sich die Spiele der Weltmeisterschaft anschaut.

Klar ist, dass die Meinungen bei den Amateurfußballern genauso wie unter allen anderen Fußballfans im Land zur WM in Katar auseinandergehen. Aber deutlich wird dabei, dass für den Großteil der Amateurfußballer die eigenen Partien Vorrang haben, solange diese noch stattfinden.

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Erstellt:
30. November 2022, 06:00 Uhr

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