Gebündelter Verkauf edler Nadelhölzer
Premiere für die Walterichstadt: Neben Sulzbach an der Murr und Welzheim ist nun auch Murrhardt im Kreis als Standort vertreten, an dem die Holzvermarktungsgemeinschaft Schwäbisch-Fränkischer Wald/Ostalb hochwertige Stämme im Bieterverfahren an Firmen veräußert.

© Stefan Bossow
Diese Weißtanne ist rund 160 Jahre alt. Sie steht beispielhaft für einen alten Bestand, der auch vor dem Hintergrund des Klimawandels abgeerntet werden muss.
Von Christine Schick
Murrhardt. Dort, wo im Sommer Gäste des Murrhardter Stadions sowie des Freibads einen Parkplatz ansteuern können, liegen auf zwei Ebenen der Stellflächen stattliche Baumstämme. Die Stadt Murrhardt hat diesen Parkplatzbereich zwischen Sportplatz und Heinrich-von-Zügel-Gymnasium zur Verfügung gestellt, damit dort wie auch in den Nachbarkommunen Welzheim auf zwei Plätzen sowie Sulzbach an der Murr auf einem Standort ein konzentriertes Verfahren zum Verkauf von hochwertigen Nadelhölzern stattfinden kann. Mit Gründung der Holzvermarktungsgemeinschaft Schwäbisch-Fränkischer Wald/Ostalb (HVG) sind der Rems-Murr-Kreis, der Kreis Schwäbisch Hall und der Ostalbkreis sowie weitere Mitglieder wie Forstbetriebsgemeinschaften von Privatwaldbesitzern vor rund zwei Jahren angetreten, den wertvollen Rohstoff als Genossenschaft gemeinsam besser und preislich angemessener vermarkten zu können. Für Murrhardt ist es eine Premiere, die Stadt kommt als weiterer Anbieterstandort hinzu. Damit sind es im Kreis vier Plätze, einen fünften gibt es im Kreis Schwäbisch Hall.
Auf den Flächen beim Stadion liegen besonders alte und mächtige, sogenannte Erdstammstücke, erklärt Revierförster Philipp Dölker. „Das obere Stammholz ist nicht mit dabei.“ Sein Kollege Dieter Seitz steuert das beeindruckende Exemplar einer Weißtanne an, deren Alter er auf 160 Jahre schätzt. „Das Holz hat keine Harzkanäle, aber einen Nasskern, über den der Baum Wasser nach oben transportiert“, erklärt er. Geht diese Leitfähigkeit verloren, droht er zu verdursten und zu vertrocknen, teils setzen sich dann auch Pilze in den Stamm. Ein Problem, das mit dem Klimawandel, Hitze und Trockenheit zugenommen hat. „Die Klimaerwärmung hat dazu geführt, dass wir unsere alten Bestände nicht mehr halten können und die Bäume gezielt einschlagen müssen, bevor sie unter diesen Bedingungen geschädigt werden und sich nicht mehr ernten lassen“, sagt er. Auf dem Platz finden sich insgesamt 522 Festmeter hochwertiges Nadelholz aus städtischen und privaten Wäldern Murrhardts. Neben Weißtanne sind auch Fichte und Douglasie vertreten. Für den Verkauf im Rems-Murr-Kreis ist Frank Hofmann vom HVG-Vorstand zuständig.

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Revierförster Philipp Dölker, Frank Hofmann vom HGV-Vorstand und Revierförster Dieter Seitz (von links) auf dem Platz beim Stadion, auf dem die wertvollen Nadelholzstämme lagern. Sie werden nun nach und nach von den Käufern abgeholt. Fotos: Stefan Bossow
Die klassische Versteigerung wurde mittlerweile durch ein Bieterverfahren, die sogenannte Submission, abgelöst. „Wir haben 22 Firmen aus Deutschland und Österreich angeschrieben, neun haben ein Angebot abgegeben“, berichtet er. Wer das jeweils höchste macht, kommt zum Zug. Erklärtes Ziel war, die Stämme besser zu vermarkten als Bauholz, für das zurzeit ungefähr 105 Euro pro Festmeter gezahlt werden. Die Rechnung ist aufgegangen, im Durchschnitt ließ sich das Holz für rund 150 Euro pro Festmeter verkaufen, erläutert Frank Hofmann. Mal ist der Erlös deutlich geringer, aber es gab auch einzelne Ausreißer nach oben beziehungsweise Spitzenerlöse wie bei einer Douglasie (350 Euro pro Festmeter) oder einer Fichte (290 Euro pro Festmeter). Letztere lagert in der Nähe und der Fachmann zeigt am Stamm, dass der ausgesprochen symmetrisch gewachsen ist. „Das ist ein besonderes Qualitätsmerkmal, weil das Holz auch nach der Verarbeitung nicht Gefahr läuft, sich zu verziehen.“ Von Vorteil ist, wenn die Äste am unteren Stamm entfernt wurden. Dieter Seitz ergänzt, dass Notzeiten, in denen genau diese noch einigermaßen erreichbaren Äste als Brennholz abgenommen wurden, zu den heute besonders wertvollen Stücken beigetragen haben.
Wie die Käufer ihre Ware verwerten, lässt sich nicht im Detail eruieren, aber Frank Hofmann geht davon aus, dass die Hölzer unter anderem bei der Herstellung von Fenstern, Türen, Dielenböden sowie in der Möbelveredelung als Furnier verwendet werden. „In Hallen kommt beispielsweise Tannenholz als Schallschutz zum Einsatz“, sagt Dieter Seitz. Direkt in den Export geht die Ware nicht, sondern zu den Firmen, die den Zuschlag erhalten haben, allerdings ist auch klar, dass Holz weltweit gehandelt wird, erläutert Hofmann. Zur Einordnung des Holzpreises sagt die Runde: Laubhölzer können teurer verkauft werden als Nadelhölzer, mit Blick auf einen längeren Zeitraum – vor rund 30 Jahren – lag der Preis für klassisches Rundholz auf einem ähnlichen Niveau. Gemessen an der hohen Inflation heißt dies aber auch, dass der Erlös heute geringer ist, erläutert Frank Hofmann. Was zurzeit besonders knapp und nachgefragt ist, sei Brennholz. Vor diesem Hintergrund sieht er auch die jüngsten Diebstähle wie beispielsweise in Oppenweiler, wo die Ware mit einem Laster abtransportiert worden sein muss. „Wir überlegen, ob wir Hölzer über GPS-Tracker schützen, die sich nicht sichtbar im Innern anbringen lassen und über die man den Standort nachverfolgen kann“, erklärt er. Zudem werden die Käufer nun nach und nach ihre Ware abholen. „Die Rechnungen gehen jetzt raus“, so Hofmann. Seine Bilanz fällt positiv aus. Zwar hätte er sich noch ein paar mehr Angebote beziehungsweise Kaufinteressenten gewünscht, hofft aber, dass sich dies weiter ausbauen lässt. Auch im nächsten Jahr plant die Genossenschaft eine Submission an den Standorten, vielleicht erweitert um einen sechsten im Remstal.
Gesamterlös Über die fünf Plätze der Holzvermarktungsgemeinschaft Schwäbisch-Fränkischer Wald/Ostalb (HVG) wurden 2008 Festmeter angeboten, den Erlös schätzt Frank Hofmann grob auf eine Summe von ungefähr 300000 Euro.
Bündelung Miteinrechnen müssen die Käufer eine Gebühr für das zentrale gebündelte Bereitstellen des Holzes. Für manche Firmen, die größere Mengen einkaufen, ist diese Angebotsform die einzig mögliche. Die Sichtung von Holz über ganze Waldgebiete hinweg ist keine Option. Nicht im Zusammenhang mit der Submission steht der Verkauf von 16 Festmetern, die nahe des Trimm-dich-Pfads lagern. Sie gehen an eine Firma, die Hölzer nach Japan und Fernost exportiert.