Sächsische Schweiz
Gefährliches Felsenlabyrinth: 11-Jähriger stürzt bei Geburtstagsfeier in Felsspalte
Ein Junge rutscht im Felsenlabyrinth Langenhennersdorf aus und stürzt in eine Felsspalte. Solche Unfälle passieren in der Sächsischen Schweiz immer wieder. Manche enden tödlich.

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Felsenlabyrinth Langenhennersdorf: Hier kam es am Sonntagabend zu dem Unfall.
Von Markus Brauer
Spektakuläre Ausblicke auf das Elbsandsteingebirge und dazu Kunstgeschichte: Mit diesem Mix lockt der Caspar-David-Friedrich-Weg in der Sächsischen Schweiz zahlreiche Wanderer an. Seit wenigen Wochen darf sich der 15 Kilometer lange Rundweg zwischen Krippen und Schöna mit dem Titel „Deutschlands schönster Wanderweg 2025“ schmücken.
Felsenlabyrinth spektakulär und potenziell gefährlich
Die Sächsische Schweiz – der deutsche Teil des Elbsandsteingebirges in Sachsen – imponiert durch bizarre Felsformen und urige Landschaften. Die Übernachtungszahlen – 1.712.581 im Jahr 2024 – belegen, wie beliebt die ostdeutsche Urlaubsregion bei Dresden ist.
Doch eine andere Nachricht vom Sonntag (28. September) zeigt auch, wie potenziell lebensgefährlich:
Im Felsenlabyrinth Langenhennersdorf auf dem Gebiet der Gemeinde Bad Gottleuba-Berggießhübel) in der Sächsischen Schweiz ist ein elf Jahre alter Junge verunglückt. Der Junge besuchte mit einer Kindergruppe das beliebte Areal mit zahlreichen Stahlleitern an rutschigen Felsen während einer Geburtstagsfeier.
Unfall im Felsenlabyrinth Langenhennersdorf
Die Bergwacht teilte mit, das er am Sonntagabend gegen 16 Uhr in die Tiefe gestürzt sei. Offenbar sei er auf den feuchten Felsen ausgerutscht. Er habe Verletzungen im Brust- und Beckenbereich erlitten.
Angesichts der Umstände sei es ihm gut gegangen und er sei ansprechbar gewesen. Mit Hilfe von Seilen holten die Einsatzkräfte den 11-Jährigen aus der etwa einen Meter breiten Felsspalte.
Weil die Stelle auch von unten zugänglich ist, musste er nicht abgeseilt werden. Die Seile waren aber nötig, um die Felsen bis zum Wanderweg zu überbrücken. Von dort aus gelangten die Helfer schließlich mit der Trage auf eine Wiese.
Den Angaben zufolge wurde der Junge notärztlich behandelt und dann mit dem Rettungshubschrauber „Christoph 62“ ins Krankenhaus nach Dresden gebracht.
Sächsische Schweiz: Immer wieder schwere Unfälle beim Wandern und Klettern
In der Vergangenheit kam es im Felsenlabyrinth Langenhennersdorf wiederholt zu Unfällen dieser Art:
So verletzte sich erst im April 2025 ein 36 Jahre alter Mann beim Klettern am Bein, sodass er in dem unwegsamen Gelände von der Bergwacht abtransportiert werden musste.
Im März 2024 stürzte ein 10-Jähriger in eine Felsspalte, darauf im Mai ein 7-Jähriger Junge.
2023 fiel ein 10-jähriges Mädchen dort drei Meter in die Tiefe und erlitt schwere Verletzungen.
Im Juli 2025 war ein 66-jähriger Mann beim Klettern im Elbsandsteingebirge tödlich verunglückt. Wie die Polizei mitteilte, stürzte er an einer Felswand bei Schmilka im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge aus großer Höhe ab. Rettungskräfte versuchten noch, ihn vor Ort zu reanimieren. Der Mann starb noch an der Unfallstelle. Seine Begleiter setzten nach dem Sturz den Notruf ab.
Keine zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen im Felsenlabyrinth Langenhennersdorf
Die Bergwacht erklärte, dass im Langenhenersdorfer Felsenlabyrinth trotz der Vorfälle keine zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen notwendig seien. Diese würden nur die Natur verschandeln. Stattdessen müssten die Besucher potenzielle Gefahren sehr ernst nehmen.
„Das sind hier zwar nicht die Alpen, aber auch im Elbsandsteingebirge kann es gefährlich sein“, sagte ein Sprecher.
Außergewöhnlich viele Unfälle in der Sächsischen Schweiz
Die Klettersaison in der Sächsische Schweiz hat 2025 außergewöhnlich viele Unfälle mit sich gebracht. Bis Mitte September gab es 35 Kletterunfälle, wovon drei tödlich endeten. Allein an einem Wochenende (27./28. September) mussten die Bergretter sieben Mal ausrücken.
Dem Deutschen Alpenverein (DAV) in Dresden zufolge gab es bis Mitte September doppelt so viele Unfälle wie 2024. Für Kai Kranich von der DRK-Bergwacht Sachsen sind 80 Prozent der Unfälle vermeidbar.
Regelmäßige Kletterer seien dabei das geringste Problem. Vielmehr würden manche die Risiken am Fels unterschätzen und die eigenen Fähigkeiten überschätzen. Auch der Sandstein spielt Geologen zufolge eine Rolle.
Kein normaler Klettergarten in Langenhennersdorf
Das Gebiet sei kein Klettergarten, wo überall Kletterhaken steckten, berichtet der Arzt und Ehrenamtler der Bergwacht Sebnitz, Matthias Große. „Man muss sich selbst absichern.“ Und das berge Risiken. Am 20. September verunglückte ein 64-jähriger Bergsteiger am Kletterweg „Nordverschneidung“ tödlich. Drei selbstgelegte Schlingen waren aus dem Felsen gerissen.
In der Sächsischen Schweiz gibt es nach DAV-Angaben mehr als 1100 anerkannte Klettergipfel mit rund 24.000 Kletterwegen. „Es ist unmöglich, zum Saisonstart alle Wege zu überprüfen“, betont DAV-Kursleiter Christian Rucker. Die Wege müssten zudem nicht wie bei anderen Klettergärten regelmäßig überprüft werden. Vielmehr werde „auf Zuruf“ von Bergsteigern der Sächsische Bergsteigerbund (SBB) aktiv.