Grok lügt über Campact

Gericht zwingt Elon Musks KI zur Wahrheit

Das Hamburger Landgericht erlässt eine einstweilige Verfügung gegen Elon Musks Chatbot Grok. Der hatte falsche Behauptungen über den Verein Campact verbreitet.

Man kann die Künstliche Intelligenz alles fragen – aber man sollte ihr nicht alles glauben.

© IMAGO/Bihlmayerfotografie

Man kann die Künstliche Intelligenz alles fragen – aber man sollte ihr nicht alles glauben.

Von Eberhard Wein

Auch Künstliche Intelligenz hat bisweilen menschliche Schwächen. Das hat jetzt das Landgericht Hamburg deutlich gemacht und den Chatbot Grok von Elon Musks Plattform X per einstweiliger Verfügung angewiesen, doch bei der Wahrheit zu bleiben.

Grok hatte auf Anfrage eines X-Nutzers behauptet, die Kampagnen-Organisation Campact finanziere sich überwiegend aus Steuermitteln. Zu einem Fall für die Pressekammer wurde das, weil die Aussage automatisch unter dem Account von Grok verbreitet wurde. Campact las mit – und zog vor Gericht. Es handele sich um eine KI-Halluzination, befanden die Hamburger Richter, basierend auf Falschbehauptungen von AfD-Politikern und dem Portal Nius des Ex-Bild-Chefs Julian Reichelt.

Campact lebt komplett von Spendengeldern

Tatsächlich finanziert sich Campact komplett aus Spenden. Sie können nicht einmal von der Steuer abgezogen werden, seit der Bundesfinanzhof 2019 die Arbeit des Vereins als zu politisch eingestuft und die Gemeinnützigkeit entzogen hat. Wenn Grok etwas anderes behaupte, sei das problematisch, so die Richter. Schließlich erwecke die KI den Eindruck, besonders objektiv zu sein.

Der Beschluss bedeutet noch keine Entscheidung im Hauptsacheverfahren und verbreitet deshalb auch noch keine generelle Rechtskraft für den Umgang mit künstlicher Intelligenz. Dennoch sei er ein wichtiges Signal im Kampf gegen Fake News. Er mache deutlich: „Auch KI-Chatbots wie Grok sind der Wahrheit verpflichtet“, sagte Astrid Deilmann, die geschäftsführende Vorständin von Campact. Das Gericht nehme X.AI dabei klar in die Verantwortung. „Das Unternehmen darf falsche Behauptungen nicht einfach achselzuckend hinnehmen.“ Stattdessen müsse es dafür sorgen, dass Lügen nicht verbreitet würden.

X hüllt sich bisher in Schweigen

X.AI kann noch Einspruch gegen den einstweiligen Beschluss einlegen. Dann kommt es zu einer mündlichen Verhandlung. Wird die Entscheidung rechtskräftig, sind im Wiederholungsfall 250 000 Euro oder Ordnungshaft fällig. Diese müsste dann natürlich nicht Grok absitzen, sondern ein Verantwortlicher des Mutterunternehmens X.AI. Von dort gab es bisher keine Stellungnahme.

Grok hält sich derweil an das Urteil, wie eine Stichprobe ergab. „Die Vorwürfe, Campact würde Steuergelder kassieren, stammen hauptsächlich aus politisch motivierten Quellen und dienen oft der Diskreditierung von Kampagnen gegen Rechtsextremismus, Klimaschutz oder soziale Themen“, schreibt der Chat-Bot jetzt. Dass er selbst diese Fake News verbreitet hat, gibt er – etwas verschämt – erst auf Nachfrage zu.

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Erstellt:
17. Oktober 2025, 18:46 Uhr
Aktualisiert:
17. Oktober 2025, 21:04 Uhr

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