Insolventer Modehersteller

Gerry Weber schließt alle seine Geschäfte – Filialen auch im Raum Stuttgart

Gerry Weber verkauft alle seine Geschäfte. Im Großraum Stuttgart hat der insolvente Modehersteller drei Filialen. So geht es mit der Marke weiter.

Der Modehersteller Gerry Weber verkauft seine Marke. (Archivfoto)

© IMAGO/Sven Simon/IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON

Der Modehersteller Gerry Weber verkauft seine Marke. (Archivfoto)

Von dpa/dag/red

Der insolvente Modehersteller Gerry Weber schließt alle seine Geschäfte in Deutschland - in diesen Tagen nicht die einzige Pleite im Land. Das Unternehmen teilte in Halle/Westfalen mit, dass der vorläufige Gläubigerausschuss dem Übernahmekonzept der spanischen Modefirma Victrix zugestimmt habe. Auch der vorläufige Sachwalter Lucas Flöther habe sein Einverständnis gegeben.

Den Angaben zufolge übernimmt das spanische Familienunternehmen die Marke Gerry Weber. Die Shops und Outlets von Gerry Weber in Deutschland sowie weitere Shops in anderen Staaten sollen hingegen in den kommenden Monaten geschlossen werden. Der neue Markeneigentümer möchte die Gerry-Weber-Damenmode in Deutschland künftig über Handelspartner verkaufen, die auch andere Marken im Sortiment haben.

Deutschlandweit 32 Filialen und elf Outlets

Gerry Weber hat deutschlandweit 32 Filialen und elf Outlets mit 280 Beschäftigten (Stand: März). Auch im Großraum Stuttgart hat der Modehersteller Filialen in Ludwigsburg und Bietigheim-Bissingen und das Outlet in Metzingen. 2023 machten bereits Filialen in Leonberg und Backnang dicht. Gerry Weber zog sich auch aus den Shop-in-Shop-Geschäften von Galeria Karstadt Kaufhof zurück, unter anderem auch aus Galeria in der Stuttgarter Königsstraße. Das Unternehmen konzentrierte sich zuletzt auf das Großhandelsgeschäft und war damit zu seinen Unternehmenswurzeln zurückgekehrt.

Gerry Weber ist seit langem in der Krise. Sanierungsversuche in den Jahren 2019 und 2023 scheiterten, auch herbe Einschnitte brachten nicht den erwünschten positiven Einspareffekt. 2023 schloss Gerry Weber 122 seiner 171 eigenen Läden und Outlets in Deutschland und strich dabei etwa 450 Stellen. Doch diese radikale Schrumpfkur verpuffte. Nun erfolgt die Vollbremsung, und nur die Marke soll es künftig weiter geben. Die Spanier, deren Modemarke Punt Roma heißt, ziehen auch die Produktion an sich. Der Modehersteller Gerry Weber hingegen, der einst einem bekannten Tennisturnier in Halle/Westfalen als Sponsor seinen Namen gab, verschwindet. Wie viel das Familienunternehmen aus Mataró bei Barcelona für die deutsche Damenmode-Marke zahlt, ist nicht bekannt. Über die wirtschaftlichen Details der Vereinbarung sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es.

„Gerry Weber passt perfekt zu unserer Kernmarke Punt Roma“, teilte das Management der Victrix-Gruppe mit. „Wir bauen damit unsere Position im gehobenen Mittelpreissegment aus, vor allem in Mittel- und Osteuropa, wo Gerry Weber eine hohe Bekanntheit hat.“ Durch die zügige Umstellung von Produktion und anderer Abläufe auf bestehende Victrix-Strukturen werde für den Handel und die Endkunden ein nahtloser Übergang sichergestellt.

Modebranche unter Druck

Deutschlands Modebranche durchlebt schwierige Zeiten. Zuletzt meldeten bekannte Unternehmen wie die Kaufhauskette Galeria sowie die Modehändler Esprit und Sinn Insolvenz an. Den Firmen macht zu schaffen, dass viele Kunden angesichts der schwachen Konjunktur sparsamer sind. Zugleich sind Kosten für Energie, Miete und Gehälter stark gestiegen. Schwierig ist die Situation vor allem im stationären Textil- und Modefachhandel, der während der Pandemie hohe Verluste erlitt. Anschließend nahm das Geschäft wieder Fahrt auf, an das vorherige Niveau konnte man aber bislang nicht anknüpfen.

Zum Artikel

Erstellt:
30. Mai 2025, 12:46 Uhr
Aktualisiert:
30. Mai 2025, 17:38 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen