Naturschauspiel im Frühjahr
Gespinstmotten-Raupen hüllen Sträucher in weiße Schleier
Gespinste verbreiten sich aus wie Vlies, junge Triebe sind schon braun: Schädlinge können Gartenpflanzen das Leben schwer machen. Zum Glück können manchmal einfache Gegenmittel helfen.

© Imago/Jan Huebner
Raupe der Gespinstmotte am Ast eines Apfelbaums.
Von Markus Brauer/dpa
Draußen ist es jetzt langsam richtig warm und trocken, Sommer. Doch das schöne Wetter bietet auch beste Bedingungen für Blattläuse und Gespinstmotten, die sich im Garten dann besonders stark vermehren. Derzeit lassen sich viele in silbrige Schleier eingehüllte Sträucher und Bäume beobachten.
Verantwortlich dafür sind die Raupen einiger Gespinstmottenarten, die unter dem Schleier die Blätter vollständig abfressen. Gefährlich ist der Befall nach Angaben des bayerischen Naturschutzverband LBV nicht und auch die Gehölze überstehen ihn meist unbeschadet.
Befallene Triebe frühzeitig abschneiden
Die Bayerische Gartenakademie rät, von Läusen befallene Triebe frühzeitig abzuschneiden. Erkennbar sind sie daran, dass schon die zarten Spitzen und jungen Blätter verfärbt oder auch Knospen abgefallen sind. Ist der Befall stärker, hilft ein starker Wasserstrahl, um die Läusekolonie abzuspülen.
Indem sie so einen Massenbefall erst einmal eindämmen, stellen Gartenfreunde idealerweise ein Gleichgewicht wieder her: Nützlinge wie Marienkäfer, Schwebfliege und Florfliege haben dann wieder mehr Chancen, die Blattläuse in Schach zu halten. Auch Vögel, die sie an ihre Jungen verfüttern, tragen dazu bei.
Gespinsten in Zweigen von Apfelbäumen, Pfaffenhütchen, Traubenkirsche und anderen Gehölzen können Gründaumen ebenfalls mechanisch Herr werden. Lassen sich die befallen Triebe nicht ohne weiteres abschneiden, zieht man sie mit einem Stock weit auseinander, so der Tipp der Gartenakademie.
Vögel lieben die Raupen
Die Raupen, die die Wirtspflanzen schnell kahl fressen, fallen dann herunter und werden in Vogelschnäbeln oder Mundwerkzeugen von Wespen selbst zum Fraß. Auch gegen andere Raupen wie Buchsbaumzünsler oder Frostspanner lohnt es, insektenfressende Vogelarten wie Spatz oder Meise in den Garten zu locken.
Die fühlen sich wohl, wenn sie in heimischen Gehölzen die passende Insektennahrung finden, in Hecken oder Vogelkästen nisten können und im Winter ein bisschen Extrafutter serviert bekommen.
Günstige Wetterbedingungen für starke Vermehrung
Das Naturschauspiel trete in diesem Jahr wegen der günstigen Wetterbedingungen für die Gespinstmotten verstärkt auf, erläutert Insekten-Expertin Tarja Richter. „Ein milder Winter und ein trocken-warmes Frühjahr sind ideale Voraussetzung für eine Massenvermehrung der kleinen, weißen Falter.“
Diese überwintern laut der Expertin als winzige Raupen in den Gehölzen. Im späten Frühling fressen sie zunächst die Blattknospen an und beginnen mit den Gespinsten, die sie vor Fressfeinden und Regen schützen sollen. Unter dem Schleier fressen die Raupen den Baum oder Strauch bis Mitte Juni kahl. Danach verpuppen sie sich. Anfang Juli schlüpfen die Falter.
Natürliche Feinde statt Insektengift
Richter rät davon ab, Insektengift gegen die Gespinstmotten einzusetzen. „Der Eingriff von Insektengift ist in den meisten Fällen nicht erfolgreich und schadet zudem der Umwelt, da von den Giften auch die natürlichen Gegenspieler der Gespinstmotten betroffen sind.“
Meist hilft nur, die Gespinste mit den massenhaften Raupen zu entfernen. Man sollte die Tiere am besten absammeln oder mit einem harten Wasserstrahl herunterspritzen. Damit die Raupen nicht wieder den Baum hochwandern, ist es wichtig, sie direkt vom Boden aufzusammeln und zu vernichten, raten die Experten.
Neben Vögel verhinderten bis zu 80 Insektenarten wie Schlupfwespen und Raubwanzen, dass sich die Motten ungehindert vermehren könnten. Die Bäume und Sträucher trieben meist im selben Jahr wieder aus.
Vorsicht bei Eichenprozessionsspinnern
Viele Gespinste stammen von den harmlosen Gespinstmotten, manchmal aber auch von den gesundheitsgefährdenden Eichenprozessionsspinnern. So lassen sich die beiden unterscheiden:
Eichenprozessionsspinner sind eine Gefahr für die Gesundheit. Denn die Brennhaare der Raupen brechen leicht ab, fallen auf Spaziergänger herab und lösen allergische Reaktionen aus. Das kann ein heftiger Juckreiz sein, in schlimmen Fällen kann es aber auch Nesselsucht und einen anaphylaktischen Schock auslösen. Bei entsprechenden Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Man erkennt Eichenprozessionsspinner daran, dass ihre weißen Gespinste einem Nest ähneln, das am Stamm des Baumes hängt, erklärt der Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Meist sind Eichen betroffen, in schlimmen Jahren aber zum Beispiel auch Hainbuchen.
Brennhaare der Raupen sind das Problem
Die Raupen sind vollständig mit den Brennhaaren überzogen. Sie ziehen in teils großen Gruppen über die Gehölze und fressen sie kahl. Daher stammt auch ihr Name. Die Raupen sind zunächst gelblich-braun, werden dann aber grau-blau bis schwarz.
Grundsätzlich gilt hier der Rat: Nester und Raupen auf keinen Fall zu berühren und in betroffenen Gebieten beim Spaziergang oder Aufenthalt im Garten möglichst dicht schließende Kleidung tragen. Ausschließlich Schädlingsbekämpfer sollten die Nester beseitigen.
Zwar verpuppen sich die Raupen bis Anfang Juli, aber ihre Nester mit Resten von den Häuten inklusive der Brennhaare können lange am Gehölz erhalten bleiben und damit auch die Gefahr für den Menschen.