Glampingzelt-Standort trifft auf Skepsis

Gemeinderatsfraktionen tun sich mit Bauvoranfrage zu touristischem Angebot schwer – Verwaltung soll nochmals Gespräch suchen

Eigentlich wollte die Verwaltung dem Projekt eine Chance geben: Ein privater Antragsteller möchte in der Umgebung von Murrhardt ein Glampingzelt – das Wort vereint die Begriffe glamourös und Camping, steht also für eine eher luxuriöse Form – als besonderes touristisches Angebot errichten. In der Debatte tauchten allerdings aus den Reihen der Fraktionen zu viele Bedenken auf.

Glamping, eine Form des luxuriöseren Zeltens, liegt seit einigen Jahren im Trend. Nun gibt es auch eine Anfrage eines Anbieters für Murrhardt und Umgebung. Die Stadt hat versucht, einen Standort zu finden, der beim Gemeinderat aber erst mal durchfiel. Foto: Adobe Stock/Colin

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Glamping, eine Form des luxuriöseren Zeltens, liegt seit einigen Jahren im Trend. Nun gibt es auch eine Anfrage eines Anbieters für Murrhardt und Umgebung. Die Stadt hat versucht, einen Standort zu finden, der beim Gemeinderat aber erst mal durchfiel. Foto: Adobe Stock/Colin

Von Christine Schick

MURRHARDT. Das Stadtbauamt hat, nachdem der Antrag es erreicht hatte, mehrere mögliche Plätze in den Blick genommen, berichtete Simone Sauer, Leiterin des Bauverwaltungsamts. Dabei spielte auch eine Rolle, ob der Anschluss an eine gewisse Infrastruktur möglich ist. Insofern rückte der Standort in der Nähe der Tennisplätze an der Karnsberger Straße in den Fokus, bei dem es sich um ein Sondergebiet handelt. Neben dem Glampingzelt gehören eine Holzkabine mit Küchenzeile und Sanitäreinrichtungen zum Projektvorhaben, das mit einem Flächenbedarf von 150 bis 200 Quadratmetern für das Holzpodest (Bodenkonstruktion) an den Start gehen wollte. Das ist dem Bauamt allerdings deutlich zu viel, einlassen würde es sich auf 80 Quadratmeter und einen Standort relativ nah an den Tennisplätzen – in Absprache mit dem betreibenden Verein. Diesen Vorschlag sieht es als Kompromiss zwischen dem Anliegen, einerseits den Tourismus zu stärken, andererseits den Außenbereich zu schonen.

„Das ist nicht ganz einfach zu beurteilen“, räumte Bürgermeister Armin Mößner ein. Auch ähnliche touristische Formen wie Übernachtungen in Schäferwagen oder Weinfässern hätten ihr Publikum und Anklang gefunden. Insofern könne diese Art von individueller Unterkunft ein interessantes Projekt sein und es sei kein Fehler, die Initiative zu unterstützen. Andere Standorte wie das Trauzenbachtal seien wegen der fehlenden Infrastruktur (Wasser/Abwasser) schwierig. Die Frage sei, inwieweit sich die Zeltgäste beispielsweise von Tennisturnieren und entsprechendem Jubel gestört fühlen könnten. Beim Grundstück kann sich die Verwaltung vorstellen, mit einem Pachtvertrag zu arbeiten, der vom Zeitraum her eine gewisse Sicherheit bietet. Die Nutzung des Glampingzeltes ist von Mai bis September vorgesehen.

Skepsis und Bedenken überwogen in der anschließenden Diskussion. Stefan Tensing (UL) konnte dem grundsätzlichen Konzept einiges abgewinnen, das sicher Anklang fände. Doch im Sommer an diesem Standort bestehe das Problem, dass kein Verantwortlicher vor Ort sei, was zu ähnlichen Problemen wie beim Selbstversorgerhaus in Kirchenkirnberg führen könne. Aus Sicht von Gästen sei der Standort perfekt, gleichzeitig berge die erhöhte Lage die Schwierigkeit, dass der Schall, sprich Lärm, ebenso perfekt ins Tal getragen werde. Schon jetzt bekämen die Siegelsberger den Takt von Spielen teils mit. Seine Idee: das Projekt an die Jugendherberge oder den Campingplatz in Fornsbach anbinden.

Gerd Linke (MD/AL) stellte eine grundsätzliche Frage: „Ist hier eher an ein geruhsames Übernachten oder an ein Eventzelt gedacht?“ Als Bürgermeister Mößner einräumte, dass beides möglich sei, teilte Linke die Befürchtung, dass ohne Begleitperson die Nutzung Probleme mit sich bringen könne. Gleichzeitig war er sich nicht sicher, ob es gut sei, das Projekt noch weiter nach außerhalb zu verschieben. Als schwierig beim Standort beurteilte er genauso die mögliche Lärmkulisse für Siegelsberg und Diebsäcker sowie die Tatsache, dass eine Streuobstwiese für eine Nutzung weichen müsste, die nur fünf Monate überdauere.

Klaus Lang (CDU-FWV) fand das Projekt grundsätzlich ansprechend, problematisierte aber ebenso die unklare Aufsichtssituation und stellte die Frage, was passiere, wenn die Nachfrage sich ungeahnt positiv entwickle.

„Das gehört nicht auf die Streuobstwiese“, sagte Edgar Schäf (SPD), der sich mit einem Standort in freier Natur generell schwertat. Fraktionskollege Norbert Hopp stellte fest, dass Glampingzelte seiner Ansicht nach an Campingplätzen angesiedelt seien, weshalb er wiederum das Freizeitgebiet in Fornsbach für die logischere Wahl hielt. Dass es dort willkommen sei, konnte sich wiederum Georg Devrikis (CDU-FWV) nicht vorstellen.

Schließlich einigte sich der Gemeinderat darauf, der Bauvoranfrage das Einvernehmen zu verweigern (einstimmig), bat die Verwaltung aber, mit dem Antragsteller noch mal ins Gespräch zu gehen. Die Hoffnung: durch noch mehr Informationen vielleicht doch noch einen geeigneten Standort zu finden beziehungsweise zusammenzukommen.

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Erstellt:
22. Mai 2019, 06:00 Uhr

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