Feuerwehren aus Backnang und mehreren Umlandgemeinden waren in der Nacht auf Dienstag mit einem Großaufgebot im Gewerbegebiet Kuchengrund im Einsatz. Die Nachlöscharbeiten dauerten den ganzen Tag über an.
Vom Gebäude ist nicht mehr viel übrig. Foto: Alexander Becher
Backnang. Ein Großfeuer hat in der Nacht auf Dienstag eine Lagerhalle für sortierten Müll im Backnanger Gewerbegebiet Kuchengrund vollständig zerstört. Der Brand ist gegen 1.45 Uhr auf dem Veolia-Firmengelände in der Straße Mühlgrund ausgebrochen. Als Einsatzleiter Andreas Kaufmann wenige Minuten danach vor Ort eintraf, stand die Halle bereits lichterloh in Flammen. Der stellvertretende Kommandant der Backnanger Feuerwehr schätzte die Situation sofort richtig ein und alarmierte nicht nur sämtliche Backnanger Abteilungen, sondern auch die Wehren aus Winnenden, Leutenbach, Burgstetten, Aspach, Schwäbisch Hall und Waiblingen. In der akuten Phase waren 178 Feuerwehrleute und Rettungskräfte vor Ort. Zum Einsatz kam auch das Drehleiterfahrzeug aus Winnenden, mit dem der Brand von der Heinrich-Hertz-Straße aus bekämpft wurde. Die Backnanger setzten ihr Drehleiterfahrzeug auf der anderen Seite des Gebäudes ein. Da die Halle nicht mehr zu retten war, lag die oberste Priorität auf dem Schutz der benachbarten Gebäude. Und dies gelang.
Das Veolia-Firmengebäude im Backnanger Gewerbegebiet Kuchengrund steht in der Nacht in Flammen. Foto: Alexander Hald/7aktuell.de
Dass sich das Feuer in Minutenschnelle zum Vollbrand entwickeln konnte, verwundert Vizekommandant Kaufmann nicht. „In der Halle waren Altpapier und Material aus der Gelben Tonne gelagert. Bei solch einer Brandlast geht das recht schnell.“ Da konnte auch die Überwachung wenig ausrichten. In dem Gebäude gab es Infrarotkameras und Wärmesensoren. Ein privater Sicherheitsdienst konnte so recht schnell das Feuer entdecken und die Leitstelle alarmieren. Allein: Es war zu spät. Nachdem das Großaufgebot an Wehrmännern die viele Meter hoch lodernden Flammen bis Tagesanbruch löschen konnte, galt es den gesamten Tag über, die Glutnester zu bekämpfen. Dabei wurde der Müll in jeweils kleinen Mengen auseinandergezogen und abgelöscht. Immer wieder züngelten Flammen aus den streng riechenden Materialhügeln. Während die Bagger Stück für Stück abtrugen, hielten zeitgleich Feuerwehrleute mit den Löschschläuchen auf das Material. „Das wird uns noch eine Weile beschäftigen“, so die Einschätzung von Einsatzleiter Kaufmann kurz vor Mittag. Bagger arbeiten sich langsam durch die kokelnde Masse in der Brandruine Schon am Morgen türmten sich neben der Halle Blechberge. Es handelt sich um das Material, das nur Stunden zuvor noch das Dach und die Fassaden gebildet hatte. Stück für Stück tragen die Bagger die Teile zur Seite, um an die Müllberge darunter kommen zu können. Auch angekokelte Holzbalken und Leimbinder werden seitlich gestapelt, damit die gesamte Halle peu à peu ausgeräumt werden kann. Dabei haben die Leimbinder gute Dienste geleistet. Nach einem Brand im Jahr 2015, als die Halle schon einmal zerstört worden war, waren sie zur Auflage für einen Wiederaufbau gemacht worden. Denn im Gegensatz zu Stahlträgern halten die Holzbalken der Hitze bei einem Brand länger stand. Und so lange das Dach noch nicht eingestürzt ist, besteht immerhin die Chance, das Material darunter zu löschen.
Großbrand bei Backnanger Recyclingfirma
In der Nacht auf Dienstag ist im Backnanger Gewerbegebiet ein Großbrand ausgebrochen. Die Löscharbeiten dauern bis in den Tag hinein.
/
Die Feuerwehr ist auch am späten Dienstagvormittag noch mit rund 50 Kräften im Einsatz, um die Glutnester zu löschen.
Wegen der starken Rauchentwicklung wurde die Bevölkerung bis zum späten Vormittag gebeten, im Umkreis von 500 Metern um die Einsatzstelle Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Während die Winnender Drehleiter das Feuer in der Nacht von der Heinrich-Hertz-Straße aus löschte, kämpfte die Backnanger Drehleiter auf der anderen Gebäudeseite gegen die Flammen.
Gute Dienste leistete auch der Atemschutzwagen der Feuerwehr Schwäbisch Hall, der die gesamte Logistik für das Wiederbefüllen der Sauerstoffflaschen an Bord hat. Zum Einsatz kam auch ein spezieller Schlauchwagen der Backnanger Wehr. Mit dessen Hilfe konnte in Minutenschnelle eine zusätzliche Wasserversorgung von Heiningen aufgebaut werden. Das Fahrzeug verfügt über zweimal 1000 Meter zusammengekoppelte Schläuche. Weil die Entfernung vom ersten Heininger Hydranten bis zum Verteilerwagen beim Brandherd nahezu einen Kilometer beträgt, musste noch eine Verstärkerpumpe zwischengeschaltet werden. Zusammen mit dem Hydrauliknetz vor Ort und dem Backnanger Tanklöschwagen, der 8500 Liter Wasser fasst, standen den Wehrleuten so zur Hochzeit der Brandbekämpfung 4000 Liter Löschwasser pro Minute zur Verfügung.
Im Lauf des Morgens konnten immer mehr Feuerwehrleute Feierabend machen. Gegen 10 Uhr waren nur noch etwa 50 Wehrleute damit beschäftigt, die Glutnester zu löschen und die Brandruine zu sichern. Zu denen, die nach etlichen Stunden abgelöst wurden, gehört auch Jürgen Lang. Der ehemalige Kommandant der Feuerwehr Burgstetten war froh darüber, wenngleich er beim Einsteigen in den Mannschaftstransportwagen mit einem Lächeln anmerkt: „Gearbeitet haben in erster Linie meine Kolleginnen und Kollegen.“ Kurz vor Mittag ist dann selbst für Andreas Kaufmann Schluss, die Einsatzleitung übernehmen Volker Lutz und Roman Austen.
Auch das THW ist im Einsatz. Foto: Alexander Becher
Auch das Rote Kreuz reduzierte sein Personal. Waren in der Akutphase 18 DRK-Helfer vor Ort, so waren es am Vormittag nur noch sieben Mitglieder. Glücklicherweise brauchten sie sich nicht um Verletzte zu kümmern, die Spätschicht versorgte vielmehr die vielen anderen Helfer mit Getränken und Verpflegung. Ebenfalls im Einsatz waren Mitglieder des Technischen Hilfswerks. Auch sie haben die kokelnde Masse mit einem Bagger auseinanderzogen. Später räumte auch ein Bagger von Veolia im Trümmerfeld auf. Gegen 16 Uhr zeichnete sich ab, dass die Glutnester aufgrund des großen Masse an Material nicht von der Straße Kuchengrund aus allein in den Griff zu bekommen sind. Deshalb entschied die Einsatzleitung, die Heinrich-Hertz-Straße erneut für etwa drei Stunden sperren zu lassen und einen weiteren Löschangriff mit der Drehleiter von der hinteren Seite des Gebäudes zu starten. Zumal sich Autofahrer über die immer noch große Rauchentwicklung beschwert hatten. Mittlerweile ist die Straße wieder für den Verkehr freigegeben. Warn-App Nina informierte über die starke Rauchentwicklung Die Rauchentwicklung war in den ersten Stunden des Großbrands enorm, weshalb sogar angrenzende Straßen gesperrt werden mussten. Aufgrund der starken Rauchentwicklung wurde die Bevölkerung über die Warn-App Nina informiert und gebeten, im Umkreis von 500 Metern um die Einsatzstelle Fenster und Türen geschlossen zu halten; diese Warnung konnte aber gegen 10.45 Uhr aufgehoben werden. Laut Einsatzleiter Kaufmann sind rund um den Brandort und im weiteren Umfeld konstant Messungen vorgenommen worden. Das Ergebnis war beruhigend: „Zu keinem Zeitpunkt ging vom Brandherd eine Gefahr für die Bevölkerung aus.“ Und der erfahrene Wehrmann ergänzte: „Wir hatten viel Glück mit der Thermik. Der Rauch ging kerzengerade nach oben.“ Die Kriminalpolizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Der Sachschaden kann noch nicht beziffert werden. Es wurden keine Personen verletzt. Veolia-Pressesprecher Andreas Montag teilte auf Anfrage mit: „Wir können noch keine konkreten Angaben zur Brandursache machen.“ Zudem erklärte er: „Es gibt bisher jedoch keine Hinweise auf einen technischen Defekt in der Halle. Neben einer möglichen Selbstentzündung könnte auch ein falsch entsorgter Lithium-Ionen-Akku oder eine Batterie als Brandursache infrage kommen.“ Trotz des Desasters lobt Montag die Präventivmaßnahmen seines Unternehmens: „Wir haben ein großes Augenmerk auf den Brandschutz. Unsere Anlagen sind mit einer hochmodernen Brandschutzmeldeanlage versehen. Diese hat auch im aktuellen Fall den Brand entdeckt und gemeldet. Das hat neben dem schnellen und professionellen Eingreifen der Feuerwehren das Übergreifen der Flammen auf weitere Gebäude verhindert.“ Es gibt vermutlich kaum einen ungünstigeren Zeitpunkt für ein solches Großfeuer, weil die benachbarte Heinrich-Hertz-Straße derzeit als Umleitung für die B14 fungiert. Während der aktuellen Bauarbeiten an der Bundesstraße zwischen der Maubacher Straße und der Anschlussstelle Backnang-West sollte zumindest der Schwerlastverkehr über diese Straße umgeleitet werden. So aber musste die Heinrich-Hertz-Straße erst bis zum Vormittag und dann nochmals am späten Nachmittag mehrere Stunden lang bis etwa 19 Uhr gesperrt werden.
Nicht das erste Feuer
Historie Es ist nicht das erste Mal, dass es in dem Entsorgungsunternehmen brennt, zuletzt erst im September 2024. Damals hatte sich ein kleiner Müllberg entzündet, der in einer Halle gelagert war. Der Brand war deutlich kleiner, nur das Blechdach der Halle war durch die Hitzeentwicklung beschädigt worden. Auch 2019 hatte die Feuerwehr einen Einsatz in dem Unternehmen: Eine Schreddermaschine hatte auf dem Betriebsgelände Feuer gefangen. Von deutlich größeren Ausmaßen war der Brand im August 2015. Damals war die Halle des Unternehmens vollständig ausgebrannt, der Schaden lag bei rund einer Million Euro.
Veolia Die Veolia-Gruppe beschäftigt weltweit 215000 Mitarbeiter in den Bereichen Wasser-, Abfall- und Energiemanagement. 2024 stellte die Gruppe die Trinkwasserversorgung von 111 Millionen Menschen und die Abwasserentsorgung für 98 Millionen Menschen sicher, erzeugte 42 Millionen Megawattstunden Energie und verwertete 65 Millionen Tonnen Abfälle. Der Jahresumsatz betrug 2024 etwa 44,7 Milliarden Euro.
Empfehlung - Großbrand in Backnang: So lief der Tag
Link zum Artikel:
http://www.murrhardter-zeitung.de/nachrichten/grossbrand-in-backnang-so-lief-der-tag-295600.html
Feuerwehren aus Backnang und mehreren Umlandgemeinden waren in der Nacht auf Dienstag mit einem Großaufgebot im Gewerbegebiet Kuchengrund im Einsatz. Die Nachlöscharbeiten dauerten den ganzen Tag über an.
Feuerwehren aus Backnang und mehreren Umlandgemeinden waren in der Nacht auf Dienstag mit einem Großaufgebot im Gewerbegebiet Kuchengrund im Einsatz. Die Nachlöscharbeiten dauerten den ganzen Tag über an.