Große Resonanz beim Schachfestival
Das Blitzturnier mit insgesamt 32 Teilnehmern hat den Auftakt des Schachfestivals in Murrhardt gebildet. Foto: privat
Von Johannes Bay
Das Hauptturnier in der Festhalle der Walterichstadt bildete das Meisterturnier, bei dem acht Spieler den württembergischen Einzelmeister in Partien mit langer Bedenkzeit ausspielten. Zudem richtete der SC Murrhardt für den Schachverband Württemberg das Kandidatenturnier zur Ermittlung von nächstjährigen Teilnehmern am Meisterturnier aus. Zur Vervollständigung der Schachfestivals mit weit über 100 Teilnehmern wurde die offene Blitzeinzelmeisterschaft ausgespielt. Hier stehen nur drei Minuten Bedenkzeit pro Partie zur Verfügung. Auf der Stadthallenterrasse wurde die württembergische Amateurmeisterschaft zusammen mit einem Jugendpokalturnier ausgespielt. Der Schach-Club mit seinem Vorsitzenden Carsten Karthaus stellte insgesamt 16 Teilnehmer in allen Turnieren unterhalb des Meisterturniers.
Beim Meisterturnier gingen die drei Meister der Vorjahre als Favoriten ins Rennen um die beiden Plätze bei der kommenden deutschen Meisterschaft: Jaroslaw Krassowizkij als Titelträger 2018 führte das Feld vor dem Stuttgarter Mark Kvetny (Meister 2017) und dem Titelverteidiger Georg Braun aus Tübingen an. Auch die anderen Spieler bewiesen Kampfgeist von Beginn an, so musste Braun in der ersten Runde eine Niederlage quittieren, während Krassowizkij nicht über ein Unentschieden hinauskam gegen den jüngsten Teilnehmer, Danny Yi aus Kornwestheim.
Der Titelverteidiger verlor auch die zweite Partie und damit die Chance auf die Titelverteidigung, während die Konkurrenten siegten. Am stabilsten zeigte sich der Meister 2018, der im kompletten Turnier keine Partie verlor und nur zweimal Remis spielte. Spannend wurde der Kampf um Platz zwei zwischen Kvetny und Yi. Am Ende hatten beide 4,5 Punkte aus sieben Runden. Da auch der direkte Vergleich unentschieden geendet hatte, musste die Feinwertung entscheiden, welche zugunsten des Jüngsten Danny Yi ausfiel. Gemeinsam mit Jaroslaw Krassowizkij ist er für die nächste deutsche Meisterschaft qualifiziert.
Beim Kandidatenturnier ging es neben dem ausgelobten Preisgeld vor allem um die beiden ersten Plätze, welche zum Aufstieg in das nächstjährige Meisterturnier berechtigen. Eine zweite Grenze gab es nach Platz zwölf, die die Qualifikation für das kommende Jahr sicherte. Der Schach-Club Murrhardt schickte zwei Spieler in den Wettbewerb. Bezirksliga-Spieler Steffen Gampper wurde auf Platz 23 der 27 Plätze umfassenden Startrangliste geführt, zwei Ränge vor seinem Mannschaftskameraden und Murrhardter Jugendmeister Anant Kalia. Auch der Murrhardter Jan Reiff ging als Spieler des SV Backnang als 27. an den Start. Alle drei mussten in der ersten Runde Lehrgeld bezahlen und verloren. Ebenso erging es dem Setzlistenersten Rudolf Bräuning aus Tübingen.
Die Murrhardter konnten dafür in der zweiten Runde gewinnen, besonders die Angriffsleistung von Gampper ist ein Kandidat für die schönste Partie des Turniers. Kalia ließ ein Unentschieden folgen und gewann seine Partie gegen den Backnanger Reiff. Dieser freute sich in der letzten Begegnung über eine gewonnene Stellung, die er aber noch zum Remis verdarb. So blieb es für ihn bei zwei Punkteteilungen. Besser lief es für Gampper mit zwei Remis und zwei Siegen. Ebenso kam Kalia nach einem Remis gegen einen deutlich stärkeren Gegner in der Schlussrunde auf drei Zähler. Allerdings verpassten beide die Teilnahmeberechtigung fürs kommende Jahr mit den Plätzen 18 für Kalia und 19 für Gampper.
An der Spitze konnte sich keiner der Topgesetzten einen der beiden Qualifikationsplätze sichern. In einer spannenden Schlussrunde wurde der bis dahin führende Philipp Müller aus Heilbronn von Altmeister Josef Gabriel aus Stuttgart abgefangen, der sich damit den zweiten Tabellenplatz sicherte, Müller wurde Dritter. Ganz nach vorne schob sich Philipp Bergner, der beim SV Backnang das Schachspielen erlernte und mittlerweile für Gmünd aktiv ist.
Bereits am ersten Tag gaben sich die Freunde des Blitzschachs die Ehre. Für jede der elf Runden standen nur drei Minuten zur Verfügung, pro Zug wurden noch zwei Sekunden addiert. Von den insgesamt 32 Teilnehmern spielte ein Drittel auch das Hauptturnier mit, während die restlichen Spieler nur dafür anreisten. Vom Schach-Club Murrhardt waren Stadtmeister Markus Gentner, Klaus Gengler, Johannes Bay und Jugendspieler Dimitrios Takas dabei. Bay erreichte mit sechs Punkten den elften Platz. Mit je fünf Zählern kamen Gentner und Gengler auf die Plätze 20 und 21. Mit zwei Punkten verbesserte Takas seinen Startplatz um einen Platz. 23. wurde der ehemalige Murrhardter Michael Kunig, der seit Jahren für Gaildorf am Brett sitzt.
An der Spitze zogen vier Spieler davon und machten den Sieg unter sich aus. Mit je 9,5 Zählern lagen Mark Kvetny und Jaroslaw Krassowizkij gleichauf vorne, sodass die Feinwertung den Ausschlag zugunsten von Kvetny gab. Auf Platz drei folgte der Jedesheimer Mark Heidenfeld vor dem Jugendlichen Tobias Kölle. Letztgenannter erhielt den Jugendpreis der Stadt Murrhardt, der von Bürgermeister und Turnierschirmherr Armin Mößner gestiftet wurde. Drei Ratingpreise rundeten die Siegerehrung durch den Präsidenten des Schachverbandes Württemberg und Vorsitzenden des Gastgebers, Carsten Karthaus, ab.
Am zweiten Tag strömten die meisten Teilnehmer auf die Stadthallenterrasse, um ein Schach-Open-Air-Turnier zu spielen. Kinder unter zwölf Jahren traten zu einem Jugendpokalturnier in drei Altersklassen an. Vom Schach-Club waren in ihrem zweiten Turnier Tom Ergenzinger in der U 10 und Mona Ergenzinger in der U 8 dabei. Nach fünf spannenden Runden und vielen Wendungen zeigte sich Henry Fischer aus Heilbronn am stabilsten. Er gewann souverän alle Partien und das Gesamtturnier. Mit 3,5 Punkten verpasste Tom Ergenzinger das Podest auf Platz vier nur knapp. Es reichte aber zum dritten Rang seiner Altersklasse. Außerdem erspielte er sich seine erste Wertungszahl. Bestes Mädchen und insgesamt Dritte der unter Achtjährigen wurde Mona Ergenzinger mit zwei Punkten.
Zeitgleich wurden 13 Gruppen der württembergischen Amateurmeisterschaft ausgespielt. Hier traten vier Starter mit ähnlicher Spielstärke gegeneinander an. Der Ausrichter aus der Walterichstadt beteiligte sich mit sieben Spielern mit unterschiedlichem Erfolg. Auf den jeweils dritten Platz ihrer Gruppe kamen die Bezirksliga-Routiniers Klaus Gengler und Thomas Cilensek in den Gruppen zwei und drei, ebenso wie Jugendspieler Agon Bejic in Gruppe elf. Erfolgreichster Starter aus Murrhardt war Mahan Karimi Arjomand, der Zweiter wurde. Ihren Gegner den Vortritt ließen Dimitrios Takas, Silas Schupp und Lucy Altenkirch, die jeweils Vierter wurden.
Viele Teilnehmer freuten sich über die Spielmöglichkeit nach der langen Unterbrechung und die sehr guten Turnierbedingungen, die Murrhardt mit seinen Hallen und seiner Umgebung bietet. Der Schach-Club und der Schachverband Württemberg zeigten sich sehr zufrieden mit der Veranstaltung. Bereits in vier Wochen steht die nächste württembergische Meisterschaft in Murrhardt an. Dann werden die Vereinsmeister der Jugendmannschaftsmeister ermittelt. Hier sind voraussichtlich drei Teams des SCM dabei, um sich für die deutsche Meisterschaft zu qualifizieren.
