Umbauen im Denkmal
Gut gehalten, altes Haus – 10 der besten Umbauten in Baden-Württemberg
Denkmalgeschützte Bauten in zukunftsfähige Häuser verwandeln – dafür gibt es Lob vom Land: wer gewinnt den mit 100 000 Euro dotierten Innovationspreis, der in Stuttgart vergeben wird?

© MLW/Bürgerstiftung Karlsdorf-Neuthard e.V.
Von Bürgern gerettet und mit einem der vier Hauptpreise ausgezeichnet: Die Zehntscheuer in Karlsdorf-Neuthard im Landkreis Karlsruhe.
Von Nicole Golombek
Gebäude mit Qualität – auch in gestalterischer Hinsicht –, sind mit die nachhaltigsten, weil ihre Besitzer sie schätzen und pflegen. Geld, Mut und gute Nerven sind vonnöten dabei. Denkmalgeschützte Baukultur erhalten und für die Zukunft fit machen, ist eine besonders schwierige Aufgabe, weil viele Auflagen zu beachten sind und sich hinter Jahrhunderte alten Mauern oft unschöne Überraschungen verstecken.
Diese Anstrengungen fördert das Land Baden-Württemberg mit verschiedenen Mitteln. Als Ansporn Auszeichnungen zu vergeben freut die Bauherrschaft und kann andere ermuntern, es selbst zu versuchen, eine alte Scheune in ein Wohnhaus umzuwandeln oder einen alten Bahnhof in ein Kulturzentrum.
Einer dieser Preise heißt Innovationspreis „Denkmal – Energie – Zukunft“, zehn Preisträger wurden jetzt gekürt. Die vier Hauptgewinner erhalten jeweils 12 500 Euro. Das Projekt Stubenareal St. Georgen in Freiburg (Preisträger: Stadt Freiburg im Breisgau) wird für seine umfassende Sanierung und Revitalisierung des denkmalgeschützten Stubenareals als zentraler Ort der Begegnung mit Gastronomie, Veranstaltungsräumen und Gewerbe belohnt.
Bei dem Pilotprojekt zur energetischen Sanierung mit CO2-Reduzierung wurde gedämmt sowie erneuerbare Energien (eine Holzpelletheizung und PV-Anlagen) genutzt – dies alles unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer und ästhetischer Ansprüche.
Bürgerschaftliches Engagement
Die Zehntscheuer in Karlsdorf-Neuthard im Landkreis Karlsruhe (Preisträger: Bürgerstiftung Karlsdorf-Neuthard) wiederum wird ausgezeichnet, weil eine einsturzgefährdete Zehntscheuer durch eine Bürgerstiftung gerettet und in einen Ort der Begegnung und generationenübergreifenden Austausch umgewidmet wurde. Geothermie wird für klimaneutrale Heizung und Kühlung genutzt.
Die denkmalgeschützte Fuchshofschule in Schorndorf (Preisträger: Stadt Schorndorf) wurde saniert und zur Ganztagsgrundschule ausgebaut. Die Jury lobte den Erhalt „ der wegweisenden Variel-Pavillons als bedeutendes Beispiel der Nachkriegsarchitektur, die originalgetreue Aufarbeitung der Oberflächen und Integration neuer Elemente unter Wahrung des Denkmalschutzes“ und die Verbesserung der Energieeffizienz durch Wand- und Dachdämmung sowie denkmalverträgliche Sonnenschutzfolien für den sommerlichen Wärmeschutz.
Vierter Hauptpreisträger ist das Projekt Klosterscheune in Tübingen-Bebenhausen (Preisträger: Ann-Kathrin und Markus Herr). Das Bauherrenpaar hat die Scheune restauriert und zu einem Wohnhaus mit zwei Einheiten umgenutzt.
Geheizt wird mit Wärmepumpe, unterstützt durch eine PV-Anlage mit farblich angepassten roten Modulen. Zudem „wurden sehr guten Energiestandards durch denkmalverträgliche Dämmungen auf dem Dach, Innendämmungen an den Außenwänden und einer Bodenplattendämmung erreicht“, lobt die Jury.
Von der Kapelle bis zum Scheunenwohnhaus
Sechs weitere Preisträger werden jeweils mit einen Preisgeld in Höhe von 8000 Euro ausgezeichnet: die Evangelische Kirche St. Nikolaus in Altlußheim (Preisträger: Evangelische Kirchengemeinde Altlußheim) ist darunter und das Katholische Pfarrhaus in Deggenhausertal-Urnau (Preisträger: Römisch-Katholische Kirchengemeinde Deggenhausertal).
Überzeugt haben auch das Konzept von Haus zum Kampf in Konstanz (Preisträgerin: Maria Ruf-Fritz) und die Kapelle St. Georg in Tettnang (Preisträger: Katholische Kirchengemeinde St. Gallus Tettnang) sowie das Projekt Quartier in Walddorfhäslach-Walddorf (Preisträger: Gemeinde Walddorfhäslach sowie Robert und Elisabeth Straub). Und noch ein privater Wohn-Umbau ist dabei: die in ein Mehrfamilienhaus umgenützte Doppelscheune in Tübingen-Derendingen (Preisträger: Anja Schröck und Jan Keinath).
Der Innovationspreis „Denkmal – Energie – Zukunft“ würdigt in diesem Jahr zum ersten Mal herausragende Energielösungen für Kulturdenkmale. Es sind Projekte, die beispielhaft zeigen, wie sich Kulturdenkmale auch energieeffizient sanieren lassen und wie der Einsatz erneuerbarer Energien dabei gelingt.
Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen Nicole Razavi sagt: „Kulturdenkmale energetisch verbessern heißt, sie fit für die Zukunft zu machen. Insofern sind Denkmaleigentümer echte Zukunftsmacher. Die zehn ausgezeichneten Projekte bringen Energieeffizienz und Denkmalschutz auf innovative und vorbildliche Art zusammen. Das ist beispielgebend und wird hoffentlich viele andere Projekte inspirieren.“
Weitere Bilder der Preisträger in der Bildergalerie.
Info
EhrungDie Preisverleihung findet am 7. Juli 2025 in der Phönix-Halle in Stuttgart statt.

© MLW/Jessica Alice Hath
Hauptpreis: Stubenareal St. Georgen, Freiburg.

© MLW/Architekturbüro Rögner, Simon Frey
Hauptpreis: Fuchshofschule, Schorndorf

© MLW/elio GmbH Thomas Lienhard
Auszeichnung: Haus zum Kampf, Konstanz.

© MLWingorack.com
Auszeichnung: Ochsenareal, Waldorf-Häslach

© MLW/Architekturbüro Albrecht Weber
Auszeichnung: Deggenhausertal-Urnau, Pfarrhaus.

© MLW/Architekturbüro Eichinger + Schöchlin, Thomas Eichinger
Auszeichnung: Evangelische Kirche, Altlußheim.