Harmonie aus jungen Stimmen

Beim Konzert zu 20 Jahren Jugendchor der Stadtkirche Murrhardt interpretieren aktuelle und ehemalige Chorsängerinnen und -sänger Werke unterschiedlicher Epochen und Stile. Das begeisterte Publikum dankt ihnen mit stehenden Ovationen.

Seit 20 Jahren gibt es den Jugendchor bereits, zum Konzert am Ostersonntag reisten auch Ehemalige an. Foto: Elisabeth Klaper

Seit 20 Jahren gibt es den Jugendchor bereits, zum Konzert am Ostersonntag reisten auch Ehemalige an. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. In den Genuss von hochklassiger Chormusik der Spitzenklasse sind die Zuhörerinnen und Zuhörer beim Konzert am Ostersonntag zum 20-jährigen Bestehen des Jugendchors (mehr dazu siehe Infotext) der Stadtkirche Murrhardt gekommen. Dabei wirken 22 aktuelle und ehemalige Jugendchorsängerinnen und -sänger mit. Deren Stimmen harmonieren wunderbar miteinander und bilden ein homogenes Ensemble, das mit weittragenden Wohlklängen den Raum der fast voll besetzten Stadtkirche erfüllt.

Dank intensiver Probenarbeit, großer Singfreude und vollem Einsatz liefen die Chormitglieder zur Topform auf. Sie faszinierten das Publikum, indem sie voller Hingabe Werke aus verschiedenen Ländern, Epochen und Stilen interpretieren. Herzstück des facettenreichen Programms war die klanglich und rhythmisch vielschichtige Jazzmesse des Amerikaners Steve Dobrogosz. Darin entfaltete sich ein monumentales Klangpanorama aus Elementen der traditionellen Kirchenmusik und der Popmusik. Fast dramatisch wirkt das Kyrie, meditativ mit minimalistischen Tonwieder- holungen und modernen Harmonien das Gloria, stimmungsvolle Kantilenen bestimmen das Agnus Dei.

Die Gesamtleitung hat Kantor Gottfried Mayer: Zum Jubiläumskonzert stellte er ein Streichquintett zusammen, vor allem für die Messe, damit diese besonders feierlich und festlich klingt. Mitwirkende sind die freiberufliche Musikerin Claudia Göltenboth (Violine I), die Stipendiatinnen der Riebesamstiftung Lea Hann (Violine II) und Amelie Hann (Viola) sowie Judith Gunther (Violoncello II) und die Musikstudentin Beliz Güney (Violoncello I). Sie gestalteten die Messe durch bezaubernd schöne Kantilenen und Harmoniefiguren mit. Claudia Göltenboth und Lea Hann trugen zudem zwei Sätze aus Johann Sebastian Bachs Konzert für zwei Violinen und Klavier vor, wobei das Largo mit liedhafter Melodie und wiegendem Rhythmus ein besonderer Genuss war.

Große Anerkennung gebührt Julia Kirschbaum, die am Klavier bei der Messe mitwirkte und weitere Chorwerke begleitete. So beispielsweise die besinnliche Gospelballade „Er ist immer in deiner Nähe“ von Martin Carbow. Hymnisch strahlend und beschwingt zugleich kam „Ihr Chöre des neuen Jerusalem“ von Charles Villiers Stanford zur Entfaltung, ein Chorwerk der englischen Romantik, das Kirschbaum an der Orgel begleitete. Der Jugendchor sang aber auch a cappella, so etwa romantische Kompositionen von Felix Mendelssohn und Josef Gabriel Rheinberger mit prachtvoll-nuancenreichen Harmoniebögen.

Ein reizvolles, reich figuriertes Wechselspiel zwischen verschiedenen Vorsängerinnen und -sängern sowie dem Chor war „Ich bin die Rose von Sharon“ von William Billings. Das Werk entstand zur Zeit der Klassik, steht stilistisch aber in der Tradition der englischen Renaissance- und Barockmusik. Eine feierliche Klangmalerei aus nahtlos ineinander übergehenden Stimmfiguren war Eric Whitacres „Licht wie Gold“ mit filigraner Oberstimme von Sopransängerin Rabea Vockeroth. Von gregorianischen Gesängen inspiriert und mit skandinavisch reichen Melodiebögen ausgeschmückt wirkte „Ubi caritas – Wo Liebe ist“ des Norwegers Ola Gjeilo meditativ. Das Publikum dankte allen Mitwirkenden mit Jubelapplaus und stehenden Ovationen für die hochkarätigen Darbietungen und motivierte den Jugendchor noch zu einem groovigen Gospel als Zugabe.

Kontakt Wer Lust hat, mitzusingen, kann sich unter https://www.chormusik-stadtkirche.de informieren und bei Kantor Gottfried Mayer anmelden per E-Mail an gottfried.mayer@elkw.de.
20 Jahre Jugendchor – ein wichtiger Baustein der Chorarbeit

Entstehung Der 2004 von Kantor Gottfried Mayer gegründete Jugendchor bildet mit 13- bis 25-jährigen Sängerinnen und Sängern die Basis für viele Chorprojekte. Kantor Gottfried Mayer erzählt, wie der Jugendchor entstand: „2004 habe ich den Chor mit fünf Jugendlichen gegründet, die zu alt waren, um weiter im Kinderchor zu singen. Die erste Probe war im Herbst 2004. Durch weiteren Zuwachs vom Kinderchor und Jugendlichen von außen wuchs der Chor bis 2007 auf zehn Sängerinnen und Sänger an, 2012 wurde eine Höchstzahl von 16 erreicht.“

Entwicklung Anfangs sei es vor allem darum gegangen, dass die Jugendlichen mehrstimmig singen lernen: „Schon bald konnte die Gruppe drei- bis vierstimmig in allen Stilbereichen singen, beispielsweise Taizé-Lieder, neue christliche Lieder, Pop und Gospel, aber auch klassische Literatur.“ Der Jugendchor entwickelte sich zum wichtigen Baustein der Chorarbeit . Viele Jugendchorsängerinnen und -sänger wirkten auch bei großen Oratorienaufführungen mit,
„ein prägendes Erlebnis, das bis heute nachwirkt“. Eine wichtige Rolle spielt der Jugendchor beim Gospelworkshop. Dabei übernehmen die Chormitglieder eine führende Rolle und präsentieren im Gospelkonzert eigene, besondere Songs.

Aktuell Zurzeit machen etwa zehn Jugendliche im Jugendchor mit: „Viele Sängerinnen und Sänger kommen über den Wichtelchor ab vier Jahren und den Kinderchor zum Jugendchor, haben also beim Eintritt mit zwölf Jahren schon bis zu acht Jahre Singerfahrung.“ Dies und die individuelle Stimmbildungsbetreuung ermöglichen es, anspruchsvolle Programme und Werke mit dem Jugendchor aufzuführen. Trotz weniger Männerstimmen singt der Jugendchor oftmals vierstimmig, sein Repertoire umfasst alle Chormusikstile. Schade sei jedoch, dass die meisten Jugendlichen Murrhardt nach dem Abitur verlassen, bedauert Mayer.

Stimmen Beim Jubiläumskonzert wirken auch ehemalige Jugendchorsängerinnen und -sänger mit, darunter Maren Kirsch, Jule Rühl und Neele Eilers, die alle bereits berufstätig und extra für das Projekt von weither angereist sind. Jule Rühl gehört zu den Gründungsmitgliedern, Maren Kirsch und Neele Eilers stiegen etwas später ein. Der Jugendchor ist für sie etwas Besonderes: „Da kommt ein Freundeskreis zusammen“, und die einstudierten Songs seien „Musik, mit der man groß geworden ist, sehr inspirierend und bereichernd“, betont Maren Kirsch. „Über den Jugendchor habe ich den Zugang zur Musik bekommen: Kantor Gottfried Mayer hat mir mit Spaß und spielerisch, zugleich aber auf hohem Niveau beigebracht, wie Musik funktioniert“, erzählt Neele Eilers. Für jene, die nach etlichen Jahren nun wieder dazugekommen sind, bedeute das Jubiläumskonzert eine „nostalgische Zeitreise“, erklärt Jule Rühl. Timon Winges singt seit zweieinhalb Jahren mit: „Nach Wichtel- und Kinderchor hatte ich Lust, weiterzusingen“, dafür sei der Jugendchor ideal, denn „die Probenzeiten sind gut mit dem Schulunterricht vereinbar und die Chorliteratur ist sehr vielseitig.“ Hinzu komme die Stimmbildung, wobei das Team individuell arbeite. „Zum Start gibt’s Atem- und Bewegungsübungen zur Lockerung, dann wird an aktuellen Werken gefeilt, und wir üben schwierige Stellen, die noch nicht so funktionieren, bis alles sitzt“, so Timon Winges.

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Erstellt:
2. April 2024, 06:00 Uhr

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