Automarken in Baden-Württemberg
Heimvorteil? Hier fahren die meisten Mercedes und Porsche im Südwesten
Wo sind in den Kreisen in Baden-Württemberg welche Automarken zugelassen? Eine Analyse zeigt: Selbst im Südwesten hat nicht immer ein schwäbischer Hersteller die Nase vorn.

© KI/Midjourney/Montage: Sebastian Ruckaberle
Mercedes-Benz und Porsche sind im Südwesten stark vertreten. Aber wo fahren die meisten ihrer Autos und woran liegt das?
Von Chiara Sterk
In Stuttgart hat man beim Autofahren oft das Gefühl, von Mercedes und Porsche umgeben zu sein. Doch die Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamts zeigen: In den meisten Landkreisen liegt nicht Mercedes vorn.
Eine Analyse der privaten Pkw auf Stadt- und Landkreisebene zeigt, wo die schwäbischen Marken tatsächlich Heimvorteil haben. Firmenwagen wurden dafür außer Acht gelassen, weil sie nicht immer am Zulassungsort unterwegs sind.
Die meisten zugelassenen Autos stammen mit Ausnahme eines Landkreises – dem des größten Mercedes-Werks in Sindelfingen im Kreis Böblingen – in Baden-Württemberg allesamt von keinem heimischen Autobauer, sondern von Volkswagen mit Sitz im niedersächsischen Wolfsburg. Wie hoch die jeweiligen Anteile der Automarken-Gewinner sind, zeigt die folgende Karte:
War das immer so? Zumindest in den vergangenen zehn Jahren konnte sich Volkswagen in 43 der 44 Stadt- und Landkreisen behaupten – ebenso wie Mercedes-Benz im Kreis Böblingen.
Laut Stefan Reindl, Professor für Automobilwirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Technik in Geislingen, ist das absolut verständlich: „Ein Fünftel aller in Deutschland verkauften Autos sind von VW, erst dann folgt Mercedes.“ Das liege vor allem daran, dass VW auch kleinere und damit günstigere Autos verkaufe. Zudem sei Volkswagen auch in Fuhrparks stark vertreten, „weil die Autos beim erneuten Wiederverkauf wenig Verluste machen“.
VW in Baden-Württemberg und in Stuttgart Spitzenreiter unter den Automarken
Daher ist auch wenig verwunderlich, dass VW auch in absoluten Zahlen in Baden-Württemberg führend ist, was die Zulassungen angeht – auch in der Landeshauptstadt, dem Sitz des Autoherstellers Mercedes-Benz. Wenn auch VW und Mercedes-Benz dort nur wenige Tausend Autos trennen.
Sowohl im Bundesland als auch in der Landeshauptstadt folgt darauf Mercedes, an dritter Stelle kommt landesweit Opel, in Stuttgart steht dort BMW. Porsche landet im Ranking der Stadt Stuttgart auf Platz 13, landesweit taucht der Sportwagenhersteller unter den Top 20 gar nicht auf.
„Man merkt die Mitarbeiterbindung zu Marken wie Mercedes-Benz“
Dass im Kreis Böblingen hingegen Mercedes-Benz dominiert, sieht Reindl im größten Werk des Autoherstellers dort begründet. Mehr als jedes fünfte dort umherfahrende Auto ist ein Mercedes (20,5 %), und auch die Werke in Rastatt und Mettingen sowie der Firmensitz in Stuttgart weisen einen hohen Mercedes-Anteil auf (17,8 %). Wie stark der Konzern in den Kreisen vertreten ist, zeigt diese Karte:
„Mercedes geht professionell im Geschäft mit Werksangehörigen vor, die zu vergünstigten Preisen Autos leasen oder kaufen können“, sagt Reindl. „Und natürlich merkt man dabei auch die Mitarbeiterbindung: Wer bei Mercedes arbeitet, fährt häufig auch einen Mercedes.“ Das sehe man übers ganze Land verteilt.
Daher führt Reindl auch die Audi-Hochburg um den Landkreis Heilbronn auf die Verbundenheit mit dem Unternehmen dort und den Stolz darauf zurück. In Neckarsulm, nördlich von Heilbronn, werden seit 100 Jahren die Autos mit den vier Ringen hergestellt.
Reindl sieht Ähnliches bei Opel und Ford: Die meisten Opel fahren im Neckar-Odenwald-Kreis nahe Rüsselsheim. Die meisten Autos von Ford im Kreis Emmendingen in der Nähe des Werks in Saarlouis, das im November 2025 allerdings die Produktion einstellt.
Weitere Gründe für Häufung von Automarken sind Einkommen und Bildung
Die meisten Autos des Stuttgarter Herstellers Porsche hingegen sind am Firmensitz in Stuttgart mit 1,9 Prozent zugelassen. Es folgen Baden-Baden (1,8%) und Heidelberg (1,6%). Dass dort viel Porsche gefahren werde, liege Reindl zufolge am wohlhabenden Milieu und dem Bildungsniveau, das in diesen Städten höher ist als anderswo – auch weil dort viele wohlhabende Berufsgruppen und Freiberufler leben.
Auch bei Tesla zeige sich dieser Zusammenhang: Die Elektroautos sind vor allem in Heidelberg, Karlsruhe und Ulm häufiger zugelassen (0,6 Prozent).
„Noch gilt, wer sich als innovativ charakterisiert, überdurchschnittlich gebildet ist und das Klima schonen will, fährt einen Tesla“, erklärt Reindl. Dennoch sind trotzt der Bekanntheit der Marke nur wenige Teslas im Südwesten zugelassen.
„Stark und gut vernetzte Händler dominieren gerade im ländlichen Raum“
Neben Einkommen, Bildung und Werksnähe spielt häufig auch der Autohandel eine Rolle: „Gerade im ländlichen Raum erklärt ein gesellschaftlich verankerter Händler oft, warum dort eine bestimmte Marke besonders verbreitet ist“, sagt Reindl.
Schwer tun sich dagegen ausländische Hersteller. „Wir sind ein Autoland und produzieren eigene Autos – die Deutschen fahren am liebsten deutsche Marken.“ Ein ähnliches Muster zeige sich mittlerweile auch in China, wo man ebenfalls auf heimische Modelle setze. Für deutsche Hersteller erschwere das den Export. Neue chinesische Marken hätten es dagegen hierzulande noch schwer, weil viele Kundinnen und Kunden ihre Modelle und die Qualität noch nicht kennen.
Zulassungszahlen
DatenDie Zulassungszahlen stammen vom Kraftfahrtbundesamt und beschreiben, wie viele private Autos jeweils zum 1. Januar eines Jahres in den Stadt- und Landkreisen pro Marke zugelassen sind.