Prinzessin Anne wird 75
Her Royal Coolness, die Duracell-Prinzessin
Sie repräsentiert und repräsentiert und repräsentiert – Prinzessin Anne hört nicht auf, nur weil sie das Rentenalter überschritten hat. Disziplin liegt schließlich in der Familie.

© dpa/John Walton
Prinzessin Anne eilt auch mit 75 noch emsig von Termin zu Termin.
Von Theresa Schäfer
Die ewig gleiche Frisur. Die ewig gleichen Kleider. Und dazu eine ganz unroyale Direktheit. Prinzessin Anne ist längst Kult. Die Britinnen und Briten lieben ihre „Princess Royal“ vor allem deshalb, weil sie ganz und gar nicht prinzessinnenhaft ist. Stattdessen diszipliniert, unheimlich fleißig und eine Meisterin der knackigen Replik. Am Freitag wird Anne 75 Jahre alt.
Ihre königliche Hoheit Anne Elizabeth Alice Louise ist die einzige Tochter der 2022 gestorbenen Queen Elizabeth II. – aber Insider witzelten schon immer gerne, sie sei der Sohn, den Prinz Philip nie hatte.
Anne wuchs mit drei Brüdern auf, der älteste regiert heute als König Charles III. Doch unter den Windsor-Mountbatten-Geschwistern gilt sie als ihrem Vater am ähnlichsten: Dass sie hart im Nehmen ist und pflichtbewusst, hat sie von beiden Eltern. Aber der Hang, einen markigen Spruch zu machen, die Coolness im Auftritt, darin ist sie ganz die Tochter ihres Vaters, der 2021 im biblischen Alter von 99 Jahren starb.
Prinzessin Anne weigerte sich einfach, entführt zu werden
Es gibt drei Wörter, die sagen eigentlich alles, was man über Prinzessin Anne wissen muss: „Not bloody likely“. „Verdammt unwahrscheinlich“ sagte sie zu ihrem bewaffneten Entführer, als der sie 1974 in London aus ihrem Auto zerren wollte. Anne weigerte sich einfach standhaft, sich entführen zu lassen – bis Hilfe kam. „Go away, you silly man!“ („Gehen Sie weg, Sie alberner Mann“) zischte sie dem Entführer zu, der zuvor vier Männer niedergeschossen hatte.
Es dürfte diese zähe Entschlossenheit sein, mit der Anne auch durchsetzte, dass sie als erste Prinzessin im britischen Königshaus nicht im Palast von Privatlehrern unterrichtet wurde, sondern eine Schule besuchen durfte. Schrecklich gerne wäre sie in das schottische Internat Gordonstoun gegangen, das ihr Vater liebte und ihr Bruder Charles verabscheute. Aber das nahm keine Mädchen auf. Also wurde es die Benenden School in Kent. In den späten 60er und 70er Jahren war Anne auf der Insel ein absolutes Stilvorbild. Sie machte Miniröcke, Schlaghosen und toupiertes „Big Hair“ palastfähig.
1973 heiratete sie den Reiter Mark Phillips, einen ihrer Mannschaftskameraden in der britischen Reit-Equipe, der 1972 in München zu olympischem Gold ritt. Die beiden verband ihre Leidenschaft für Pferde, die Prinz Philip mal auf die schöne Formel brachte: „Wenn es nicht Heu frisst und pupst, ist sie nicht interessiert.“ 1976 nahmen auch Anne und ihr Pferd Goodwill an den Olympischen Spielen teil. Mit Mark Phillips hat sie zwei Kinder: Peter und Zara, für die Anne auf royale Titel verzichtete. In Zara verbindet sich das Reittalent ihrer Eltern – 2012 holte sie bei den Spielen in London im Teamwettbewerb eine Goldmedaille.
1992, dem „annus horribilis“ der Windsors, wurde auch Annes Ehe geschieden. Nur wenige Monate später heiratete die Prinzessin aber schon wieder: Timothy Laurence, einen engen Mitarbeiter der Queen. Diese Ehe hält – komplett skandalfrei – seit fast 33 Jahren.
Ihr Pitbull Dotty sorgte dafür, dass Anne 2002 vor ein Gericht zitiert wurde. Das war zuvor hundert Jahre keinem Royal mehr passiert. Der Hund hatte im Park von Windsor zwei Jungen angefallen, die auf ihren Rädern unterwegs waren. Die „Princess Royal“ zahlte eine Geldstrafe – und Dotty wurde zum Besuch einer Hundeschule verpflichtet.
Die „Princess Royal“ ist völlig uneitel
Eitelkeit ist Anne fremd: Manche Kleider oder Hüte trägt sie immer und immer wieder. Auch wenn diese noch aus den 1980ern sind, finden das die Zeitungen vielleicht bemerkenswert, aber bestimmt nicht Anne. Nie käme sie auf die Idee, ihre Frisur zu ändern, um mit der Zeit zu gehen. Das Volk liebt’s: In Umfragen haben nur Kate und William höhere Zustimmungswerte.
Die „Princess Royal“ ist inzwischen fünffache Großmutter, eine Aufgabe, die sie erfüllt, wie ihre Kinder sagen. Aber aufhören, weil das Privatleben ruft und man das Renteneintrittsalter längst überschritten hat? Nicht Anne. Für ihren zwei Jahre älteren Bruder Charles ist sie eine wichtige Stütze. Auch mit Mitte 70 absolviert sie emsig Termine im Namen der Krone, reitet als Ehrenoffizierin des Militärs bei „Trooping the Colour“ mit, besucht die mehr als 300 wohltätigen Organisatoren, deren Schirmherrin sie ist.
Und steht jeden Tag im Stall. Im vergangenen Jahr erlitt sie nach einem Pferdetritt eine Gehirnerschütterung. Danach sagte sie: „Man wird deutlich daran erinnert, dass eigentlich jeder Tag ein Bonus ist.“