Höherer Zuschuss für den Sommerpalast
Die Stadt unterstützt das Murrhardter Kulturfestival wegen des Defizits in 2022 mit zusätzlichen 5000 Euro. Außerdem wird für drei Jahre eine Förderung von 15000 Euro gewährt, um die Kosten für die Infrastruktur wie Sicherheit und Ticketverkauf besser abdecken zu können.

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Der Sommerpalast ist für Murrhardt eine Institution – auch weil sich so viele beim Kulturfestival engagieren und er so eine integrative Kraft entfaltet. Foto: Florian Muhl
Von Christine Schick
Murrhardt. Das vergangene Jahr war für den Sommerpalast, zumindest was den Kartenverkauf und den Besuch der Kulturveranstaltungen angeht, kein besonders gutes. Aufgrund des schlechten Ergebnisses haben die Veranstalter, hinter denen die Sommerpalast gGmbH sowie der Verein Palastkultur stehen, einen Antrag an die Stadt gestellt, für 2022 mit weiteren 5000 Euro (zusätzlich zu den bisherigen 5000 Euro) zu unterstützen, wie Bürgermeister Armin Mößner in der Gemeinderatssitzung erläuterte. Den Grund für das Minus sieht die Murrhardter Stadtverwaltung vor allem in der Vorsicht der Menschen wegen der Coronapandemie im vergangenen Jahr. Im Vergleich gab es deutlich weniger Zuschauerinnen und Zuschauer beim Kulturprogramm. Ein Phänomen, das die Stadt auch bei eigenen Kulturveranstaltungen festgestellt habe und von dem auch von weiteren Veranstaltern ähnlich berichtet worden sei, wie in den Beratungsunterlagen zum Thema erläutert wird.
Hinzu kommt, dass nun auch die neue Struktur greift: Das, was früher das städtische Amt für Wirtschaft, Kultur und Tourismus übernommen hat, läuft nun in Eigenregie. Das bedeutet, dass die Kosten für die Verwaltung, Abrechnung und Überwachung der Sicherheit gestiegen sind. Zwar ist das Ergebnis bei der Sommerpalastgastronomie wie bisher gut, dies konnte aber das höhere Defizit und die zusätzlichen Kosten nicht voll abdecken. Die Stadtverwaltung will außerdem mit Blick auf die Zukunft eine neue Regelung treffen. Denn das Sommerpalastteam hat festgestellt, dass im Durchschnitt der Jahre ein Zuschussbedarf pro Festival von rund 15000 Euro besteht. Der Gewinn, den die Gastronomie macht, liegt bei rund 25000 Euro. Dahinter steht das außerordentliche Engagement der Ehrenamtlichen. Zwar kann somit das Defizit bei den Kulturveranstaltungen, das mit rund 10000 Euro veranschlagt ist, gedeckt werden, es reicht allerdings nicht für die Kosten bei Infrastruktur und Sicherheitsmaßnahmen.
Engagement der Ehrenamtlichen im Blick
Hinzu kommen die schon erwähnten gestiegenen Kosten für die Geschäftsführung, die die Sommerpalast gGmbH seit 2022 übernommen hat. Zu Buche schlagen beispielsweise der Ticketverkauf und die Buchhaltung. Unter dem Strich heißt das, dass das Festival einen Zuschuss von rund 15000 Euro braucht, um aus den roten Zahlen zu kommen. Die Stadt hat dabei auch das Engagement der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer im Blick: „Diese Unterstützung soll auch den Ehrenamtlichen das Gefühl geben, dass bei guter Arbeit die Möglichkeit zur Bildung kleiner Rücklagen besteht“, so die Vorlage. Derzeit entsteht durch die Infrastrukturkosten fürs Festival immer die Situation, dass trotz eines hervorragenden Gastronomieergebnisses am Ende doch ein Defizit steht. Insgesamt sei in dieser Hinsicht mit rund 40000 Euro zu rechnen, erläuterte Armin Mößner, wobei die Infrastruktur grob überschlagen bei drei Vierteln der Summe liegt. Das Veranstaltungsteam geht davon aus, dass die 15000 Euro reichen, um gut wirtschaften zu können. Sollte es dennoch zu einem größeren Defizit kommen, wird dies mit Mitteln des Vereins Palastkultur und der Sommerpalast gGmbH abgedeckt.
Hochintegrative Wirkung des Festivals
Martin Stierand (MDAL/Die Grünen) hob auf die Bedeutung des Sommerpalasts als eine der wichtigsten und größten Kulturveranstaltungen in Murrhardt ab, die schon über Generationen bestehe und generationsübergreifend getragen werde. „Der Palast hat eine hochintegrative Wirkung“, sagte er und erinnerte damit an den Umstand, dass über das Engagement der Ehrenamtlichen viele soziale Brücken gebaut werden. Die Fraktion begrüße die Finanzierungsvorschläge. Das Stadtfest habe man auch deutlich mit Zuschüssen unterstützt, insofern halte er dies ebenso beim Sommerpalast für richtig. Erfreulich sei für ihn, dass nun auch durch die neue Struktur und relativ getrennte Bereiche mehr Klarheit herrsche.
Elisabeth Zenker (SPD) schloss sich ihrem Vorredner an und stellte fest, dass der Sommerpalast groß geworden sei. Sie erinnere sich noch an Zeiten, in denen ihre Tochter während der Schulzeit fleißig mitgeholfen habe und in einem stärker improvisierten Kontext ein Herd über die Ochsenkreuzung transportiert worden sei. Auch sie beschrieb das Festival als integrativ und attraktiv für viele Gäste von außerhalb, bat aber auch ehemalige Streitereien ad acta zu legen, was sie nicht näher erklärte.
Andreas Winkle (CDU/FWV) charakterisierte den Sommerpalast als ein Event, das die Ehrenamtlichen genauso wie die Besucherinnen und Besucher schätzten. Er halte das Defizit zwar für nicht ganz ohne, allerdings sei es erfreulich, dass Hardy Wieland das Festival weiterführe, was für die Stadt allein wohl schwer möglich sei. Klaus-Peter Dörrscheidt (UL) zollte dem Sommerpalastteam Respekt. Er sprach sich für die Hilfe aus, im Vergleich hätten andere Feste ein höheres Budget bekommen. Der Beschluss, den Sommerpalast gemäß dem Verwaltungsvorschlag zu unterstützen, fiel einstimmig.
Finanzierung Die zusätzlichen 5000 Euro für 2022 werden über Einsparungen im Kulturetat finanziert. Der künftige Zuschuss von 15000 Euro, also zusätzliche 10000 Euro, ab 2024 müssen im kommenden Haushaltsplan veranschlagt werden. In 2023 müssen sie über den Kulturbereich außerordentlich finanziert werden. Der Zuschuss soll zunächst auf drei Jahre befristet werden. Danach gilt es für die Stadt die Gesamtsituation nochmals intensiv zu beleuchten und zu bewerten.