Neuer (unfreiwilliger) Weltrekord
Horror-Trip: Gleitschirmflieger in China auf über 8000 Meter gesogen
Es sollte es nur ein Probeflug werden. Doch unerwartet wird ein Gleitschirmflieger in China auf über 8000 Meter in die Höhe gezogen. Der Ausflug hat Folgen.

© Imago/VCG
Ein Paragleiter fliegt über den Jiankou Great Wall in China (Symbolfoto).
Von Markus Brauer/dpa
Der Gleitschirm – auch Paragleiter genannt – dient, wie der Name schon sagt, zum Gleitschirmfliegen. Gestartet wird mit den Füßen, in der Luft hält einen das Gleitsegel. Gleitschirmfliegen gehört aufgrund einer nicht unerheblichen Zahl an oft tödlich verlaufenden Unfällen zu den Risikosportarten. So weit so gut. Was jetzt ein chinesischen Paragleiter erlebt hat, gehört allerdings in eine ganze andere Kategorie: absoluter Horror-Trip.
Durch Luftdruck auf 8589 Meter gezogen
Der Gleitschirmflieger war am 24. Mai im Nordwesten Chinas durch ein Wetterphänomen in Tausende Meter Höhe geraten. Der Mann wollte im Qilian-Shan-Hochgebirge in der Provinz Gansu auf etwa 3000 Metern einen gebrauchten Gleitschirm testen, als ihn starke Winde erfassten, wie aus dem Untersuchungsbericht des örtlichen Luftsportverbands hervorgeht.
A paraglider in China survived a rare updraft incident, and was lifted to nearly 9,000 meters high. Video footage shows him covered in ice as he navigates the altitude. Experts say convective weather caused the accident. Survival at this altitude is extremely rare. Learn more.… pic.twitter.com/nIrI04XN8R — CGTN America (@cgtnamerica) May 27, 2025
Weil der Druck unter dem 55-Jährigen größer war als in den Wolken darüber, gelang es dem Mann laut dem Bericht zunächst nicht, zu landen, und er wurde rasch auf bis zu 8.589 Meter gesogen.
Durch den rasanten Aufstieg geriet er in eisige Temperaturen mit wenig Sauerstoff und verlor kurzzeitig das Bewusstsein.
Behörden untersuchen Vorfall
Erst, als er wieder die Kontrolle über seinen Gleitschirm erlangt hatte, schaffte es der Chinese, zu landen und seine Mitstreiter zu kontaktieren, die nicht in den Sog geraten waren, wie aus dem Bericht weiter hervorgeht.
Die Gruppe lud später ein Video in den sozialen Medien hoch, wodurch der Fall bekannt wurde und die Behörden zu ermitteln begannen. Darauf war der Gleitschirmflieger in einer Wolke zu sehen, überdeckt mit Eis, die Augen kaum offen.
„Habe immer noch Angst“
„Wenn ich daran denke, habe ich immer noch Angst“, sagte der Mann im chinesischen Staatsfernsehen. Er wolle nun eine Zeit lang nicht mehr fliegen.
Zum Verhängnis wurde ihm auch, dass der Luftraum laut Verbandsangaben für Gleitschirmflüge nicht zugelassen war. Deshalb belegten ihn die Behörden mit einem sechsmonatigen Flugverbot, obwohl der Bericht außerdem klarstellte, dass ein Auftrieb durch Winde wie in diesem Fall ein Unfall und damit nicht illegal sei.
Gleitschirmflieger muss pausieren
Das chinesische Staatsfernsehen entfernte in seinem Online-Bericht später das Original des Verbandsberichts ohne erkennbaren Grund. In der neuen Version war keine Rede mehr von den Strafen.
Pausieren muss auch jener Mitstreiter, der Videos der Flüge ohne Genehmigung veröffentlicht hatte. In beiden Fällen begründete der Luftsportverband in Gansu, dass das Verhalten der beiden „negative Auswirkungen“ gehabt habe, ohne weitere Details zu nennen.
Mit seinem Horror-Trip hat der chinesische Paragleiter – wenn auch ungewollt – einen neuen Weltrekord aufgestellt. Bisher war der Franzose Antoine Girard bei einem Flug am Broad Peak in Pakistan am 18. Juli mit 8407 Meter (Meereshöhe) am höchsten mit Gleitschirm geflogen. Das waren 250 Meter mehr als sein bisheriger Weltrekord aus dem Jahr 2016.