Ecoflow Stream

Ikea verkauft Balkonkraftwerke – was taugen die?

Neuerdings bietet der schwedische Möbelhersteller auch Balkonkraftwerke samt Speicher an. Ist das Kraftwerkchen empfehlenswert?

Der Wechselrichter eines Balkonkraftwerks darf maximal 800 Watt ins Hausnetz einspeisen.

© Imago/Herrmann Agenturfotografie

Der Wechselrichter eines Balkonkraftwerks darf maximal 800 Watt ins Hausnetz einspeisen.

Von Judith A. Sägesser

Billy-Regal und Balkonkraftwerk haben jetzt eine weitere Sache gemeinsam. Beide sind zum Selbstmontieren, beide sind beliebt – und beide werden neuerdings von Ikea verkauft. Damit steigt der schwedische Möbelgigant in das Geschäft mit der Energiewende im Kleinen ein.

Bereits in der Vergangenheit hatten verschiedene Discounter oder Baumärkte Balkonkraftwerke in ihr Sortiment aufgenommen. Die Kunden waren gut beraten, sich die Geräte genau anzusehen, denn T ests zeigten, dass es sich dabei um Mogelpackungen oder technisch fragwürdige Produkte handeln kann.

Darauf beim Balkonkraftwerk achten

Der Energieexperte Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg sagt: Das Balkonkraftwerk, das man sich zulegt, sollte in jedem Fall die Anwendungsregel VDE AR-N 4105 erfüllen. Zudem sei es ratsam, den DGS-Sicherheitsstandard zu beachten.

Technisch kann Bauer das von Ikea angebotene Balkonkraftwerk nicht bewerten. Nach erster Durchsicht der Fachliteratur kommt er aber zu der Einschätzung: „Das sieht nicht schlecht aus.“ Was ihnen als Verbraucherschützer gut gefalle: „dass es steckerfertig ist“, sagt Bauer. Klar sei: Im Falle der Gewährleistung sei nicht Ikea der Vertragspartner, sondern der schwedische Energieversorger Svea Solar, mit dem Ikea kooperiert. Bei Dach-Solaranlagen übrigens schon länger.

Verkauft werden seit dieser Woche Balkonkraftwerke der Reihe „Ecoflow Stream“, ein Produkt des chinesischen Herstellers Ecoflow. Es handelt sich dabei um ein integriertes, notstromtaugliches System aus Balkonkraftwerk, Wechselrichter und Akku.

Der Wechselrichter darf in Deutschland maximal 800 Watt ins Hausnetz einspeisen, hängt er an einem Akku – wie bei dem Ikea-Kraftwerk –, darf eine angeschlossene Waschmaschine indes mehr Leistung abrufen. „Über diesen Weg die Einspeisegrenze von 800 Watt zu überwinden, ist ein cleverer Schachzug“, attestiert das Computer-Magazin „c’t“.

Der Preis für das Stream-Komplettset S liegt bei 449 Euro. Eine andere Lösung mit mehreren Paneelen und Batteriespeicher kostet 1229 Euro, Teilnehmer des „Family“-Kundenprogramms und Firmenkunden bekommen zusätzlich 15 Prozent Rabatt. Das Komplettset XL kostet deutlich über 2000 Euro.

Andreas Schmitz, der auch als Youtuber Akkudoktor bekannt ist und der schon etliche Wechselrichter Tests unterzogen hat, sagt zu dem Ikea-Angebot: „Preis ist okay für die Hardware, wobei der niedrige Preis mich eher stutzig macht, ob der Hersteller seine Qualität halten kann.“ Bisher habe er aber noch keine Messungen gemacht.

Der studierte Maschinenbauer und Informatiker sagt zudem: „Wir wissen nicht, was die Halterungen taugen. Hier gibt es massive Unterschiede, teils auch gefährliche Systeme.“ Das gibt auch der Verbraucherschützer Matthias Bauer aus Stuttgart zu bedenken. Man müsse sich gut überlegen, wie man das Balkonkraftwerk sicher anbringen kann. „Da kommt man nicht drumrum, denn dafür haftet man.“

„Der Wechselrichter Ecoflow Powerstream ist in Ordnung“, sagt Schmitz. „Wir haben damals etwas hohe Abschaltzeiten bei Stromausfall messen können, aber die wurden prompt von Ecoflow behoben.“ Der Hersteller sei sehr bemüht, bei Kritik zu reagieren. Allerdings: „Es gab in Vergangenheit thermische Probleme mit dem Wechselrichter, er wurde sehr heiß. Dafür hat der Hersteller dann Lüfter auf den Markt gebracht, die man nachträglich kaufen konnte.“

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Erstellt:
27. Juni 2025, 11:54 Uhr
Aktualisiert:
27. Juni 2025, 13:12 Uhr

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