Joerg Adae gestorben

Im Herzen ein Volksschauspieler

Ob im Theater der Altstadt oder im Alten Schauspielhaus – Joerg Adae hat in Stuttgart sehr viele Rollen gespielt. Einen besonderen Auftritt hatte er aber im Film.

Joerg Adae hat viele Jahre das Stuttgarter Theaterleben mitgeprägt.

© Theater der Altstadt

Joerg Adae hat viele Jahre das Stuttgarter Theaterleben mitgeprägt.

Von Adrienne Braun

Als das Theater der Altstadt vor zehn Jahren „Loriots dramatische Werke“ auf den Spielplan nahm, wurden bei Joerg Adae sicher Erinnerungen wach. Wie die meisten Deutschen kannte er die Sketche von Loriot gut, er aber hatte den legendären Komödianten persönlich kennengelernt und stand mit ihm sogar vor der Kamera. Joerg Adae spielte in Loriots Film „Ödipussi“ von 1988 den Herrn Kempe, einen Mitarbeiter im „Möbelhaus Winkelmann“. Es war eine Figur, wie Loriot sie gern karikierte: pflichtbewusst und leicht devot.

Es war sicher eine der prominentesten Rollen in der langen Karriere von Joerg Adae. Stuttgarter Theatergänger kennen ihn dagegen eher aus den vielen Stücken, in denen er auftrat – ob es im Alten Schauspielhaus war, in der Komödie im Marquardt oder im Theater der Altstadt im Stuttgarter Westen. Über Jahrzehnte gehörte Adae zu den vielbeschäftigten Schauspielern der Stadt, weil er vielfältig war. Er war in Max Frischs „Andorra“ zu sehen oder als kaltschnäuziger Scherge in Martin McDonaghs Stück „Der Kissenmann“. Dann wieder gab er einen Herzensbrecher in einer Komödie von Horst Pillnau oder ließ als Kommissar das Publikum abstimmen – „Überlegen Sie gut, wen Sie verdächtigen.“ Er spielte Sartre, Arthur Miller und war Lessings „Nathan der Weise“, aber auch wenn man ihn oft in ernsten Rollen sah, war er im Herzen ein Volksschauspieler. Adaes komödiantische Paraderolle war der Grantler, der auch gern auf Schwäbisch schwadronierte. Deshalb wurde Adae seit Mitte der 1980er-Jahre auch immer wieder vom Südwestrundfunk engagiert, häufig für Sendungen in schwäbischer Mundart.

Geboren wurde Joerg Adae in Stuttgart, wobei er nach der Schule nach Frankfurt am Main ging und dort eine Ausbildung zum Buchhändler machte. 1966 zog er nach Kanada, wo er Schauspielunterricht nahm und erste Auftritte an Theatern in Montreal bekam. Anfang der 1970er-Jahre kehrte er nach Deutschland zurück, wo er am Theater Osnabrück und am Stadttheater Ingolstadt engagiert war. Danach war er freiberuflich tätig und kam viel herum – von Hannover bis hin zur großen Treppe in Schwäbisch Hall. Zuhause aber war er in Stuttgart und zuletzt eng dem Theater der Altstadt verbunden als geschätzter Kollege. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Joerg Adae bereits Anfang Oktober gestorben, er wurde 82 Jahre alt.

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Erstellt:
13. Oktober 2025, 11:34 Uhr

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