Immer sonntags öffnen sich die Türen

Das Sonntagscafé feiert am 4. Juni Jubiläum: Seit 25 Jahren bieten der Krankenpflegeverein Murrhardt und die Erich-Schumm-Stiftung nicht nur für Seniorinnen und Senioren einen beliebten Treffpunkt zu Gesprächen, einmal monatlich auch mit attraktiven Programmen.

Schon beim zehnjährigen Bestehen war das gute Rezept klar – die Aufnahme zeigt Pfarrerin Margit Bleher, Gisela Fleschmann-Becker, Vorsitzende des Kirchengemeinderats der evangelischen Kirchengemeinde Murrhardt, und Werner Stingel (von links) mit der Geburtstagstorte. Die Zutaten eines gelungenen Sonntagscafés: Man nehme eine gute Idee, die Werner Stingel hatte, ein aufnehmendes Haus, das Erich-Schumm-Stift, viele ehrenamtliche Helfer, eine Prise Ökumene, Geduld und eine alte Backform – den Krankenpflegeverein –, die ein gutes Backergebnis gewährleistet. Archivfoto: Elisabeth Klaper

Schon beim zehnjährigen Bestehen war das gute Rezept klar – die Aufnahme zeigt Pfarrerin Margit Bleher, Gisela Fleschmann-Becker, Vorsitzende des Kirchengemeinderats der evangelischen Kirchengemeinde Murrhardt, und Werner Stingel (von links) mit der Geburtstagstorte. Die Zutaten eines gelungenen Sonntagscafés: Man nehme eine gute Idee, die Werner Stingel hatte, ein aufnehmendes Haus, das Erich-Schumm-Stift, viele ehrenamtliche Helfer, eine Prise Ökumene, Geduld und eine alte Backform – den Krankenpflegeverein –, die ein gutes Backergebnis gewährleistet. Archivfoto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Am 7. Juni 1998 hatte das Sonntagscafé Premiere als neues Angebot am Wochenende im neuen Friederikensaal des Erich-Schumm-Stifts. Seitdem bietet die Kooperationsveranstaltung des Krankenpflegevereins und der Erich-Schumm-Stiftung Murrhardt Personen älterer Generationen, die teils zu Hause, teils im betreuten Wohnen oder in Heimen leben, einen Rahmen für Begegnungen und Gespräche. Initiatoren waren Werner Stingel, Vorsitzender des Krankenpflegevereins, und engagierte Mitglieder in dessen Ausschussteam. Um es an allen Sonn- und Feiertagen anbieten zu können, bildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Altenklubs und des Erich-Schumm-Stifts, Barbara Hirzel und Michèle Hartmann sowie weitere Ehrenamtliche ein Stammteam. Zudem übernehmen Mitglieder zahlreicher Vereine und Akteure wichtiger Institutionen abwechselnd die Bewirtung und auch Programmbeiträge. Die Idee für solch ein Angebot entstand 1996 nach dem Umbruch durch die Einführung der Pflegeversicherung und die Gründung der Diakonie ambulant – Gesundheitsdienste Oberes Murrtal, zu der die zuvor beim Krankenpflegeverein angestellten Pflegekräfte wechselten, erinnert sich Werner Stingel. Dies eröffnete dem Krankenpflegeverein neue Möglichkeiten für Aktivitäten im Interesse der Bevölkerung, wofür es galt, Vereinsmitglieder zur ehrenamtlichen Mithilfe zu gewinnen.

Krankenpflegeverein und Ehrenamtliche gehen auf Erich-Schumm-Stiftung zu

Die Idee des Sonntagscafés fiel in der Diskussion mit der Erich-Schumm-Stiftung auf fruchtbaren Boden. Gerade an Wochenenden bestand bei älteren Mitmenschen der Bedarf einer Kontaktmöglichkeit, da es dafür keine Angebote des damaligen Altenklubs der Stiftung gab. Rasch einigte man sich über Organisation und Finanzierung und fand den idealen Raum im zentral gelegenen Friederikensaal, dem heutigen Schumm-Forum. Einmal im Monat gibt es ein Unterhaltungsprogramm, die anderen Sonntage ermöglichen Begegnungen und Gespräche.

Seitdem läuft das Sonntagscafé nach demselben Konzept und in der ursprünglichen Form ab. „Dies ist nur möglich, weil wir durch den sonntäglichen Wechsel der Bewirtungsteams eine schöne Abwechslung erhalten, das ist soziales Engagement im besten Sinne“, freut sich der Vorsitzende des Krankenpflegevereins. Dies sei auch entscheidend für die ungebrochene Attraktivität. Zudem ist jeden Sonntag ein Kernteam vor Ort, um den Nachmittag zu organisieren und zu gestalten. „Unser Angebot richtet sich aber nicht nur an Senioren, sondern an jede Frau, jeden Mann und natürlich auch an jüngere Leute. Nach meiner Beobachtung ist es für ältere Gäste immer besonders schön, wenn junge Leute mit dabei sind, ob als Gäste oder Programmgestalter oder Mitarbeiter“, betont Stingel.

Der gesellschaftliche Wandel erschwere indes die Planung: „Viele wollen sich nicht mehr langfristig festlegen, deshalb wissen wir oft erst kurzfristig, wer von den zusätzlichen Helfern im Einsatz ist. Zu diesen Sonntagen gehören auch solche während der Feiertage, beispielsweise an Weihnachten.“ Manche Gäste verbinden Sonntagscafé- und Heimbewohnerbesuche und das Patientenfest im September ermöglicht den Austausch mit Angehörigen. Das Sonntagscaféteam trägt Ideen zur Programmgestaltung zusammen, der Krankenpflegevereinsausschuss legt es fest. „Was immer geht, ist Musik“, darauf liege der Schwerpunkt der Angebote mit verschiedenen Vereinen, Gruppen und Einzelmusikern, so der Vorsitzende.

Pro Sonntag kommen durchschnittlich 30 Gäste, Besucher von auswärts seien überrascht und angetan von diesem Angebot. Auch die Möglichkeit, sich von früher zu erzählen, Erinnerungen und Erfahrungen einem breiteren Kreis zugänglich zu machen, spiele eine Rolle: „Die Gespräche können in dieser Hinsicht bereichernd sein.“ Dies sei zwar nicht mehr möglich, wenn Personen an Demenz leiden, aber „Musik und gemeinsam gesungene Lieder können eine Brücke zur Gemeinschaft bilden“. Für Werner Stingel ist das Sonntagscafé nach wie vor eine faszinierende und lohnende Aufgabe, vor allem weil etliche Gäste regelmäßig kommen.

Nach schwieriger Coronazeit stabilisiertsich die Besuchsfrequenz wieder

Hauptattraktion sei die Möglichkeit, zusammen zu sein und miteinander zu sprechen. Auch werde durch dieses Angebot „die Schwelle zum Pflegeheim etwas niedriger“, denn „die Gäste erhalten Einblicke in den Alltag, was meiner Einschätzung nach auch hilft, gewisse Vorbehalte abzubauen“, verdeutlicht er. Als Barbara Hirzel, die von Anfang an sehr engagiert mitwirkte, im Dezember 2022 starb, hat Michèle Hartmann die Organisation der Vertrauenskräfte übernommen. In den 25 Jahren seines Bestehens war das Sonntagscafé an jedem Sonntag geöffnet, „auch während der Coronapandemie, wenn dies rechtlich möglich war“. Leider gingen in dieser Zeit die Besucherzahlen etwas zurück, auch da „die Gäste aus dem Pflegeheim aus Sorge vor einer Ansteckung lange nicht kommen durften“, bedauert Stingel. In Bezug auf die Zielsetzung, Gästen aus dem Heim und der Stadt eine Begegnungsmöglichkeit zu bieten, war dies eine schwierige Zeit. „Das hat sich jetzt aber wieder gebessert. Wichtig ist, dass die Gäste aus dem Haus Margarete sicher über die Fornsbacher Straße geleitet und begleitet werden.“ Nun findet das Sonntagscafé neben dem Forum auch in anderen Räumen statt, so im früheren Speisesaal des Hauses Emma.

Die Geburtstagsfeier

Jubiläumsprogramm Am Sonntag, 4. Juni, wird das Sonntagscaféjubiläum ab 14 Uhr im Schumm-Forum mit besonderem Programm gefeiert: Das Theater der Dämmerung aus Düsseldorf führt eine Kurzfassung der Erzählung „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry als Schattenspiel auf. Ansprachen halten Krankenpflegevereinsvorsitzender Werner Stingel und Rolf Barreuther, Stiftungsvorstandsvorsitzender der Erich-Schumm-Stiftung, Grußworte gibt es von Bürgermeister Armin Mößner und Pfarrer Achim Bellmann für die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen.

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Erstellt:
3. Juni 2023, 06:00 Uhr

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