Was geschah am . . . 7. Juni 1917?
In Messines reißt die größte Explosion des Ersten Weltkriegs 10.000 Deutsche in den Tod
Am 7. Juni 1917 zündeten britische Truppen 450 bis 600 Tonnen Sprengstoff unter den deutschen Linien in Flandern. Bis heute ist es die größte konventionelle Detonation in einem Krieg und das bis dahin lauteste von Menschen erzeugte Geräusch.

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Am 7. Juni um 3.10 Uhr zündeten britische Truppen in der Dritten Flandernschlacht bei Messines eine Gruppe von Minen. Durch die Explosionen entstanden 19 riesige Krater. Bis zu 10.000 deutsche Soldaten kamen dabei ums Leben.
Von Markus Brauer/dpa
Mesen - Es war die größte von Menschen absichtlich verursachte Explosion vor der Atombombe: Am 7. Juni 1917 um 3.10 Uhr nachts detonierten gleichzeitig 19 gewaltige Minen mit insgesamt mehr als 400 Tonnen Sprengstoff unter den deutschen Linien in der Nähe des belgischen Dörfchens Messines (Mesen). Deckname der Operation: „Magnum opus“. Rund 10 000 deutsche Soldaten kamen sofort ums Leben, 7000 gerieten in Gefangenschaft.
Bombardement von Messines
Das britische Bombardement auf die deutschen Stellungen bei Messines während der Dritten Flandernschlacht dauerte 17 Tage. Es begann am 21. Mai 1917). Seit Jahren hatten sich Deutsche und Briten im Ersten Weltkrieg hier gegenübergelegen, nach dem Ende des Wettlaufs zum Meer war die Front südlich der Stadt Ypern erstarrt.
Doch dann trieben Briten, Kanadier und Australier kilometerlange Tunnel unter die feindlichen Stellungen und füllten sie mit Sprengstoff. Selbst in London soll die gewaltige Explosion zu hören gewesen sein, die Krater sind noch heute zu sehen.
Für die britische Armeeführung war der Beginn der Schlacht ein Erfolg. Binnen sieben Tagen waren die Deutschen von dem strategisch wichtigen Höhenzug zwischen Mesen und Wijtschate vertrieben, die Alliierten feierten einen ihrer größten Siege an der Westfront. Wenige Wochen später begann die dritte Flandernschlacht.
Sprengkraft TNT
Die Energie, die bei Explosionen frei wird, misst man mit Hilfe des sogenannten TNT-Äquivalent. Diese Maßeinheit wird zur Angabe der Sprengkraft von militärischen Waffen, industriellen Sprengstoffen sowie anderen Sprengkörpern verwendet – aber auch für die plötzliche Freisetzung von Energie beispielsweise durch Meteoriteneinschläge. Einheiten sind Kilotonnen (KT), Megatonnen (MT) und Gigatonnen (GT).
In unserer Bildergalerie zeigen wir einige der größten, durch Menschenhand herbeigeführten Explosionen.

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12. Oktober 1654 – Delfter Donnerschlag: 40 Tonnen Schwarzpulver, die in einem Pulverturm in der holländischen Stadt gelagert waren, explodierten wegen Funkenflugs, 500 Häuser wurden zerstört, 1200 Menschen kamen ums Leben. Sprengkraft: 10 Tonnen TNT.

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14. August 1717 – Belgrad: Ein Mörser trifft bei der Belagerung Belgrads durch die Österreicher ein türkisches Pulvermagazin, 3000 Verteidiger verloren dabei ihr Leben.

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1. Juli 1916 – Lochnagar: Britische Einheiten hatten 26,8 Tonnen Ammonal-Sprengstoff unter den deutschen Linien platziert. Am ersten Tag der Schlacht an der Somme (Frankreich) ließen sie ihn explodieren. Der Knall war noch in London zu hören. Mit einem Durchmesser von 91 Metern und einer Tiefe von 21 Metern ist Lochnagar der größte Krater aus dem Ersten Weltkrieg. Sprengkraft: 13,4 Tonnen TNT.

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7. Juli 2017 – Messines: Im Rahmen des Stellungskrieges im Ersten Weltkrieg zündeten britische Soldaten 450 bis 600 Tonnen Ammonal in Minenschächten unter den deutschen Stellungen. Vermutlich starben etwa 10 000 deutsche Soldaten. Sprengkraft: 225 Tonnen TNT.

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6. Dezember 1917 – Halifax-Explosion: 2300 Tonnen Pikrinsäure, 63 Tonnen Schießbaumwolle und 200 Tonnen TNT explodierten nach einer Kollision zwischen dem französischen Munitionsfrachter Mont Blanc und dem norwegischen Dampfschiff Imo. Weite Teile der kanadischen Stadt Stadt wurden zerstört. Sprengkraft: 2960 Tonnen TNT.

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21. September 1921 – Oppau: 4500 Tonnen Ammonsulfatsalpeter explodierten im Oppauer Stickstoffwerk in Ludwigshafen. 561 Menschen starben, 1952 wurden verletzt. Es entstand ein Krater von 100 Meter Durchmesser und 60 Meter Tiefe. Sprengkraft: 1000 Tonnen TNT.

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27, November 1944 – Fauld: Im Munitionslager Fauld der britischen Royal Air Force (RAF) explodierten 3500 Tonnen Bomben sowie 500 Millionen Schuss Gewehrmunition. Ursache war vermutlich ein unsachgemäßer Umgang mit Bombenzündern. Ein über 200 Meter langer und 90 Meter tiefer Krater entstand, 90 Menschen starben. Sprengkraft: 2600 Tonnen TNT.

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6. August 1945 – Hiroshima: Little Boy war der Codename der ersten Atombombe, die von dem amerikanischen B-29-Bomber Enola Gay über der japanischen Stadt Hiroshima abgeworfen wurde. Bei der ersten Kernwaffenexplosion starben unmittelbar 20 000 bis 90 000 Menschen. Sprengkraft: 13 Kilotonnen (= 13 000 Tonnen) TNT.

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9. August 1945 Fat Man: Die Explosion der Plutoniumbombe über der japanischen Hafenstadt Nagasaki tötete unmittelbar 70 000 Menschen. Sprengkraft: 21 Kilotonnen (= 21 000 Tonnen) TNT.

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Alle konventionellen Bomben, die im Zweiten Weltkrieg auf Städte abgeworfen wurden, erreichten eine Sprengkraft von schätzungsweise 2 Megatonnen (= 2 Millionen Tonnen) TNT.

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15. Juli 1949 – Prüm: 500 Tonnen Sprengstoff, mit dem Teile des Westwalls beim Prüm in Rheinland-Pfalz gesprengt werden sollten, explodierten in einem Bergstollen, zwölf Menschen starben. Sprengkraft: 500 Tonnen TNT.

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7. August 1956 – Cali: In der kolumbianischen Stadt explodierten sieben Lastwagen mit 42 Tonnen Dynamit für den Straßenbau. Die Explosion löste ein Erdbeben der Stärke 4,3 aus, 1300 Menschen kamen ums Leben. Sprengkraft: 32 Tonnen TNT.

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30. Oktober 1961 – AN602: Die Kernwaffe (Deckname Wanja) war die größte jemals gezündete Wasserstoffbombe und erzeugte die bisher größte künstliche Explosion. Sprengkraft: 50 Megatonnen (= 50 Millionen Tonnen) TNT.

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27. Juni 1985 – Minor Scale: 4744 Tonnen Anfo (ein Gesteinssprengstoff) wurden bei White Sands in New Mexiko zur Explosion gebracht, um die Detonation einer Nuklearwaffe zu simulieren. Sprengkraft: 3795 Tonnen TNT.

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11. September 2007: „Vater aller Bomben“: Die größte konventionelle Bombe aller Zeiten wurde 2007 zu Testzwecken von Russland gezündet. Sprengkraft: 44 Tonnen TNT.

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12. August 2015 – Tianjin: Im Hafen der chinesischen Stadt explodierten zwei Gefahrengutlager, 173 Menschen starben. Sprengkraft: 450 Tonnen TNT.

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April 2017 – „Mutter aller Bomben“: Ein Typ der GBU-43/B Massive Ordnance Air Blast wurde im April 2017 vom US-Militär in Afghanistan eingesetzt. Die Bombe gilt als größter konventioneller Sprengkörper der US-Streitkräfte. Sprengkraft: 11 Tonnen TNT.