Investitionen ins Wärme- und Wassernetz
Die Murrhardter Stadtwerke nehmen beim Gasnetz kaum noch Geld in die Hand, sondern vor allem für Anlagen und den Netzausbau der Hackschnitzelheizwerke. Allerdings gibt es auch Standorte ohne solch eine Versorgungsalternative.

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Die Stadtwerke Murrhardt haben im kommenden Jahr einiges zu tun. Foto: Jörg Fiedler
Von Christine Schick
Murrhardt. Geschäftsführer Rainer Braulik gab in der jüngsten Gemeinderatssitzung einen Überblick darüber, was im kommenden Jahr an Projekten und mit ihnen an Investitionen bei den Murrhardter Stadtwerken vorgesehen ist. Perspektivisch umfassen die Planungen auch die zwei weiteren Jahre, reichen also bis 2026. Bei den detaillierteren Erläuterungen konzentrierte sich Braulik aber vor allem auf 2023.
Mit der größten Summe von 1,93 Millionen Euro schlägt die sogenannte Wärmesparte zu Buche, sprich die städtischen Heizwerke und das zugehörige Netz. Noch nicht klar ist für Braulik, was sich im Detail mit Blick auf die personelle Situation der Stadtwerke umsetzen lässt. Fest steht aber, dass ein Anschluss an das städtische Wärmenetz mit den Heizwerken durch die Energie- und Gaskrise an Attraktivität gewonnen hat. So planen die Stadtwerke mit Anschlüssen an bestimmten Straßenzügen – allerdings nur bei einer kritischen Anzahl an Anschlussnehmern wie beispielsweise in der Karl- und Zügelstraße. Kommen dort nur 40 bis 50 Prozent der Anwohner mit ins Boot, wäre das zu wenig, so Braulik.
Leichter sei die Entscheidung bei der Rathausgasse gefallen, als sich mit den Arbeiten an einer Stichleitung für einen größeren Anschlussnehmer so gut wie alle weiteren Anrainer mit klarem Interesse gemeldet hätten. In diesem Sinne wollen die Stadtwerke auch weiter vorgehen und auf gezielte Abfragen oder Bitten der Eigentümer reagieren beziehungsweise die Umsetzungsmöglichkeit prüfen. Der Vorteil ist, dass sich in der Wärmesparte auch noch mit Förderungen und einer gewissen Gegenfinanzierung planen lässt. Höhere Beträge sind außer für einzelne innenstädtische Straßenzüge auch für solche in der West- und Nordstadt sowie für die Generalsanierung des Heizwerks Brunnen II in Fornsbach eingestellt. Die ist laut Braulik auch dringend nötig.
Es soll mehr Quellwasser genutzt und in die Ultrafiltration investiert werden
Bei der Wasserversorgung sind rund eine Million Euro an Investitionen vorgesehen. Zu den Projekten gehören allgemeine Maßnahmen zur Netzerhaltung, Erweiterung und Sanierung. In diese Kategorie fallen beispielsweise die Erschließungen für das Baugebiet Siegelsberg-Ost und Höhenweg sowie fürs Gewerbegebiet Hauen-Ost, die Leitungssanierungen Karlstraße und die hydraulische Netzoptimierung. Rainer Braulik sprach auch an, dass die Erschließung von Quellen auf der Gemarkung weiterhin ein Thema ist und in Vorderwestermurr voraussichtlich eine neue Möglichkeit dazu besteht. Um noch mehr Quellwasser nutzen zu können, wollen die Stadtwerke außerdem in die Ultrafiltration zur Aufbereitung des Wassers in Mettelberg und Steinberg investieren. Auch Reparaturen bei Hochbehältern stehen auf der Liste. Ein weiterer Punkt ist die Umsetzung eines Notstromkonzepts für die Wasserversorgung. Fürs Murrhardter Freibad schlagen Ausgaben mit 450000 Euro zu Buche, die im Rahmen der Generalsanierung vor allem der Neugestaltung des Kinderbereichs geschuldet sind. Die Instandsetzung läuft schon seit diesem Jahr, wird fortgesetzt und mit Fördermitteln vom Land unterstützt. Generell müssen die Stadtwerke beim Betrieb mit einem Verlust rechnen, der wie in den Vorjahren von der Stadt abgefangen werden kann – mit 200000 Euro.
„Beim Erdgasnetz werden wir so gut wie nichts machen“, sagte der Stadtwerkegeschäftsführer. Veranschlagt sind 120000 Euro, unter anderem für die Erschließung des Baugebiets Siegelsberg-Ost und die Umstellung von Nieder- auf Mitteldruck. Mit Blick auf Sanierungen im Gasnetz, die in der Murrgasse anstehen, stellt sich für Braulik die Frage, ob dort nicht der Anschluss ans Wärmenetz eine Alternative sein könnte. Allerdings bedeuten dies wieder höhere Investitionen in der Wärmesparte. Dass noch eine Gasleitung bis Fornsbach gelegt werden soll, ist eine langfristigere Maßnahme. Sollte in 20 bis 30 Jahren die Versorgung mit grünem Wasserstoff möglich sein, wollen die Stadtwerke auf die entsprechende Infrastruktur zurückgreifen können.
Sanierung Parkhaus Graben wird
um drei bis vier Jahre verschoben
Für den Bereich Parkierung wird mit 30000 Euro geplant, um die Nutzung übers Smartphone umsetzen zu können. Die Sanierung des Parkhauses im Graben ist weiterhin verschoben – angehen will man das Projekt in drei bis vier Jahren. Zu prüfen sei dann auch, ob ein kompletter Neuaufbau rentabler sei, Braulik geht aber nicht davon aus. In der Sparte Breitband werden die Stadtwerke nicht mehr aktiv werden, rechnen aber damit, dass sich die bisherigen Investitionen zumindest teilweise auszahlen. Braulik kündigte an, dass man einen Teil der Leerrohre an die Telekom veräußern wolle (eingestellt sind 100000 Euro an Einnahmen fürs kommende Jahr).
In der Beratung wurden noch einzelne Themen vertieft. Braulik unterstrich, dass in der Erdgassparte die Anschlussnachfrage weiter zurückgehen werde (Nachfrage Gerd Linke, MDAL/Die Grünen), es aber trotzdem noch einzelne Aufträge gebe – für ältere Häuser und Standorte, bei denen keine andere Versorgungsalternative bestehe. Mit dem Wissen von heute würde man vermutlich Siegelsberg auch nicht mehr anschließen. Edgar Schäf (SPD) wunderte sich darüber, dass sich die Sanierung des Parkhauses doch noch relativ lange herausschieben lasse. Nach seiner Erinnerung sei der Zustand schon vor zwei oder drei Jahren kritisch gewesen. Der Stadtwerkegeschäftsführer erläuterte, dass man auch nicht nichts gemacht habe. Rostige Betonteile seien behandelt und versiegelt worden. Weiterhin gelte, dass der Beton, der vor allem vom Streusalz angegriffen sei, entfernt werden müsse. Die Anteile nehmen mit dem Verschieben der Maßnahme zwar weiter zu, aber man habe mit Blick auf weitere Themenfelder auch Prioritäten setzen müssen. Was die Kapazitäten der Heizwerke in Bezug auf weitere Hausanschlüsse (Frage Edgar Schäf) anbelangt, so zeigte sich Braulik optimistisch. In Fornsbach und bei der Anlage am Gymnasium müsse man noch nachlegen, aber sonst sei man die kommenden zehn bis 15 Jahre gut aufgestellt.
Unter dem Strich ergibt sich für den Investitionsplan ein Minus von 1,69 Millionen Euro. Vorläufig wird mit einer Kreditaufnahme von 1,2 Millionen Euro geplant.