Botox-Toxin

Italien in Brokkoli-Angst

Vergiftungen erschüttern Italien: Ein Brokkoli-Sandwich soll die Ursache sein, aber auch Guacamole auf einem Fest. Offenbar konnten sich Botox-Bakterien in der Sonne vermehren.

Brokkoli dürfen nicht der Sonne ausgesetzt werden.

© picture alliance/dpa

Brokkoli dürfen nicht der Sonne ausgesetzt werden.

Von Michael Maier

Italien-Urlauber aufgepasst: In der Region Kalabrien ist ein gefährlicher Botulismus-Ausbruch zu verzeichnen, der bereits Todesopfer gefordert hat. Nach aktuellen Berichten sind zwei Menschen verstorben und mindestens 18 weitere erkrankt, nachdem sie kontaminierte Lebensmittel mit Brokkoli verzehrt hatten.

Der Auslöser der Vergiftungen war eingelegter Brokkoli im Glas, der mit dem hochgefährlichen Bakterium Clostridium botulinum kontaminiert war. Dieses Bakterium produziert das Nervengift Botulinumtoxin, auch bekannt als Botox, das zu schweren Vergiftungen führen kann.

Botox-Vergiftungen in Italien

Besonders tragisch: Ein 52-jähriger Tourist aus Neapel brach auf der Heimfahrt zusammen und starb noch vor der Ankunft im Krankenhaus. Zu den Opfern zählen auch eine 45-jährige Frau sowie nach einigen Berichten auch eine 38-jährige Frau aus Sardinien, die sich Ende Juli bei einem Volksfest in Monserrato nach dem Verzehr von Guacamole auf einem Festival infiziert hatte. Mehrere Menschen wurden dort ins Krankenhaus eingeliefert.

Brokkoli-Gläser in der Sonne

Die Betroffenen in Kalabrien hatten laut Medienberichten ein Sandwich mit Brokkoli und italienischer Wurst (Salsiccia) an einem mobilen Imbisswagen in der Touristenstadt Diamante in der Provinz Cosenza gekauft. Erste Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Brokkoli-Gläser über Stunden ungekühlt in der prallen Sonne gestanden haben - ideale Bedingungen für die Vermehrung des gefährlichen Bakteriums.

Wie italienische Medien berichten, wurden die verdächtigen Gläser mutmaßlich von einem Lastwagen aus verkauft. Die genaue Herkunft der Ware wird derzeit geprüft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung gegen den Betreiber des Foodtrucks sowie zwei Zulieferbetriebe.

Botulismus-Vergiftung durch Brokkoli nicht behandelt

Zusätzlich stehen Ärzte einer Privatklinik unter Verdacht: Zwei Verstorbene hatten dort Hilfe gesucht - die Symptome seien jedoch nicht rechtzeitig als Botulismus erkannt worden. Diese Fehldiagnose könnte lebensrettende Zeit gekostet haben.

Mediziner warnen, dass Botulismus zu gefährlichen Lähmungen der Kopf-, Hals- und Gesichtsmuskulatur sowie der Atemmuskulatur führen könne. Das Toxin blockiere die lebensnotwendig Signalübertragung zwischen Nerven und Muskeln.

Wegen Brokkoli auf die Intensivstation

Typische Symptome nach dem Verzehr kontaminierter Lebensmittel sind Sehstörungen, Schluckbeschwerden, Lähmungen, hängende Augenlider, Atemprobleme sowie Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Diese treten typischerweise zwölf bis 36 Stunden nach dem Verzehr auf. Erkrankte müssen laut Robert-Koch-Institut häufig stationär eingewiesen und teilweise intensivmedizinisch betreut werden.

Das italienische Gesundheitsministerium aktivierte sofort nationale Notfallprotokolle, um Betroffene schnell mit dem Gegengift zu versorgen. Eine schnelle Gabe von Antitoxin kann Leben retten.

Brokkoli-Angst in Italien

Botulismus ist in Europa selten, verläuft jedoch oft schwer. Das Robert-Koch-Institut registrierte zwischen 2001 und 2017 in Deutschland jährlich zwischen 0 und 24 Fälle. Besonders gefährdet sind selbstgemachte Konserven, vakuumverpackte Produkte oder Honig. Zur Vorbeugung empfiehlt das RKI, empfindliche Lebensmittel stets auf über 85 Grad Celsius zu erhitzen, um das Bakterium abzutöten.

Der Fall sorgt unterdessen für Nervosität in Italien: Foodtrucks und Strandimbisse stehen unter besonderer Beobachtung, Hotels und Restaurants fürchten um das Vertrauen der Gäste. Ob der verseuchte Brokkoli aus einer fehlerhaften Charge stammte oder ob wirklich Handhabungsfehler verantwortlich sind, soll nun ein Gutachten klären.

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Erstellt:
15. August 2025, 10:56 Uhr
Aktualisiert:
15. August 2025, 13:12 Uhr

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