Jägerinnen und Jäger erklären ihre Arbeit

Die Hegeschau der Kreisjägervereinigung Backnang in und vor der Murrhardter Festhalle ist eine Attraktion für viele Familien. Mit Vorführungen und an Infoständen vermitteln die Mitglieder, was sie tun und welche Ziele sie verfolgen. Auch die Hegegemeinschaft Einzugsgebiet Murr ist dabei.

Julia Sträb ist bei der Kreisjägervereinigung Backnang engagiert und Jägerin in Murrhardt. Wenn sie im Wald unterwegs ist, darf Felix nicht fehlen, den sie als echten Allroundjagdhund beschreibt. Er hat unter anderem die Vielseitigkeitsprüfung abgelegt und unterstützt sie beispielsweise bei der Fährten- und Nachsuche. Foto: Elisabeth Klaper

Julia Sträb ist bei der Kreisjägervereinigung Backnang engagiert und Jägerin in Murrhardt. Wenn sie im Wald unterwegs ist, darf Felix nicht fehlen, den sie als echten Allroundjagdhund beschreibt. Er hat unter anderem die Vielseitigkeitsprüfung abgelegt und unterstützt sie beispielsweise bei der Fährten- und Nachsuche. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Freudiges Hundegebell weist einer Vielzahl von Interessierten aus dem gesamten Umkreis, darunter zahlreichen Familien, den Weg zur Festhalle. Im Gebäude und davor bietet die Hegeschau der Kreisjägervereinigung (KJV) Backnang bei frühsommerlichem Wetter eine Fülle an Informationen sowie Vorführungen rund um die Jagd. In Zeiten des Klimawandels falle ihr eine wichtige Funktion zu, indem sie den Umbau zu klimaresistenten Wäldern durch Naturverjüngung und Pflanzung klimaresilienter Baumarten unterstütze, erläutert KJV-Vorsitzender Markus Laiblin. „Der Wildtierbestand muss durch die Jagd reguliert werden, da Rehe die Haupttriebe von Jungbäumen abfressen.“ Dieser Wildverbiss richte bei der Naturverjüngung und in nicht ausreichend geschützten Neupflanzungen von Bäumen erhebliche Schäden an, verdeutlicht Laiblin. Eine wichtige Aufgabe der Jägerinnen und Jäger sei auch die Bekämpfung invasiver Tierarten wie Waschbär und Nilgans, die viele Schäden an Gebäuden und Singvogelbeständen anrichten, da sie deren Eier und Küken fressen. Aber: „Die meiste Zeit und Arbeit verbringen wir mit der Hege unserer heimischen Wildtiere“, beispielsweise mit Anbringen von Nistkästen oder der Rettung von Kitzen mithilfe von Drohnen.

Wildtiere haben zunehmend Probleme, echte Rückzugsorte zu finden

Probleme bereite die intensive Landwirtschaft, die mit immer größeren und schnelleren Maschinen die Wiesen bis zu sechsmal pro Jahr abmäht. Ebenso die seit der Coronapandemie stark gestiegenen Freizeitaktivitäten der Bevölkerung im Wald, vor allem abends, nachts und am frühen Morgen. „Diese versetzen die Wildtiere in Stress, denn der Wald ist ihr Wohnzimmer, doch viele Menschen sind sich dessen gar nicht bewusst.“ Darum sei es wichtig, sie darüber aufzuklären, damit sie mehr Rücksicht auf die Wildtiere nehmen. Es gelte einen Konsens zu finden zwischen Jägern, Waldbesitzern und allen, die Freizeitsport im Wald treiben, per E- oder Mountainbike unterwegs sind und die Strecken auf ihren Smartphones abspeichern. Dazu gebe es im Kreis einen runden Tisch, doch „wir wünschen uns mehr und bessere Zusammenarbeit“, betont der KJV-Vorsitzende.

Eine Hauptattraktion ist die Vorführung verschiedener Jagdhunderassen auf dem Sportplatz schräg gegenüber der Halle. Laut KJV-Hundeobmann Lothar Glass gibt es verschiedene Jagdhunderassen für vier Einsatzgebiete. Erdhunde wie Terrier und Teckel „stöbern erdbewohnendes Wild auf“, Laufhunde wie Bracken, Pointer und Wachtel „bringen Wildtiere wie Rehe oder Wildschweine in Bewegung“. Vorstehhunde wie Deutsch-Drahthaar, -Kurzhaar und -Langhaar „suchen Wild im Gelände“ und zeigen an, wo Tiere sich befinden, indem sie dort stehen bleiben. Schweißhunde wie Bayerische Gebirgs- oder Hannoveraner Schweißhunde „verfügen über ein besonders ausgebildetes Erinnerungsvermögen für Duftmoleküle und werden für die Nachsuchearbeit eingesetzt“. Dabei finden sie angeschossene Wildtiere und zeigen deren Fundstelle an, erläutert Glass.

Mit ihrem Rauhaarteckel Felix besitzt die stellvertretende KJV-Schriftführerin Julia Sträb einen echten Allroundjagdhund. „Er ist für verschiedene Jagdaufgaben ausgebildet, hat dafür mehrere Prüfungen und die Vielseitigkeitsprüfung, sprich die Meisterprüfung, abgelegt“, freut sich die Jägerin, die im Revier Schwammhof auf die Jagd geht und bei Drückjagden mitmacht. „Felix ist immer dabei, wenn ich auf den Ansitz gehe, Rehe und Wildschweine jage, er sucht Fährten, wenn Wild geschossen ist, und wirkt als Stöberhund bei der Nachsuche mit“, zählt sie auf, was ihr Vierbeiner alles draufhat.

Falknerin Anna Schober aus Oberstenfeld präsentiert ihre schmucke Wüstenbussarddame Narya und informiert über die sogenannte Beizjagd mit dafür abgerichteten Greifvögeln. Dafür eignen sich Adler, Habichte, Falken und Bussarde, die frei lebende Wildtiere wie Kaninchen, Füchse und Wildvögel jagen. Bei der Jagd hält die Falknerin oder der Falkner den Greifvogel auf einem Spezialhandschuh. Beim Start löst sie oder er die Haube, die der Vogel über dem Kopf trägt, dann beginnt er mit dem Beuteflug. Greifvögel werden auch eingesetzt, um Tauben oder Krähen aus Gebäuden zu vergrämen, erklärt Markus Laiblin.

Den Flusslauf der Murr wieder möglichst naturnah zu gestalten, könnte helfen

Am Stand der Hegegemeinschaft Einzugsgebiet Murr informieren Geschäftsführer Thomas Schlipf, zweiter Geschäftsführer Sezgin Acan und Gewässerwart Christian Veitinger vom Angelsportverein Murrhardt über die Projekte und Ziele des seit 2019 bestehenden Zusammenschlusses aus zehn Angelsport- und Fischereivereinen entlang der Murr und einigen ihrer Zuflüsse. „Wir setzen uns für Artenschutz und Ökologie, Erhalt und Stärkung der heimischen Fischbestände ein“, betont Schlipf. Dazu dient der Besatz mit Brut- und Jungfischen von Bachforellen, Äschen und Aalen. „Sie werden aus ursprünglichen, genetisch alten Stämmen von Fischen aus oberen Bachläufen nachgezüchtet. Seit 2019 haben wir schon 100000 Forellen in die Murr eingesetzt“, berichtet Veitinger. Er fordert, der Flusslauf sollte wieder so naturnah wie möglich gestaltet werden: Dazu gelte es, begradigte Flussabschnitte durch Störsteine und Kiesflächen zu renaturieren sowie Unterstände für Fische zu schaffen, wobei diese Maßnahmen mit dem Hochwasserschutz vereinbar seien.

Vor allem Kinder zieht das Lernort-Natur-Mobil mit Präparaten kleiner und großer Wildtiere an. KJV-Jugendobfrau Julia Hönig leistet umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit in Kitas und Schulen sowie Pflegeheimen und hält Infobroschüren zu verschiedenen Themen bereit. Die Festhallenbühne haben die Veranstalter in ein großes Walddiorama mit vielen Wildtierpräparaten aus Privatbesitz verwandelt. Anlaufpunkte im Festhallenfoyer sind unter anderem die Infostände der Jagdschule der KJV und zur Kitzrettung mit Drohnen. Zudem präsentieren Jagd- und Forstausrüster ihre Sortimente. Mit charakteristischen Jagdhornmelodien und -harmonien umrahmen die Jagdhornbläser die Hegeschau, die Sascha Willkomm, Leiter des Hegerings IV Murrhardt, federführend organisiert hat.

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Erstellt:
16. April 2024, 06:00 Uhr

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