Judofrauen der TSG Backnang starten als Titelverteidiger in die Bundesliga-Saison

Als Favorit starten die Judofrauen der TSG Backnang in die Bundesliga-Saison. Auf sie warten mehr Gegnerinnen und ein veränderter Modus. Trainer Jens Holderle will mit seinem Team in die Play-offs kommen. Im Kader gibt es acht Zugänge, aber auch acht Abgänge.

Die Olympia-Dritte Anna-Maria Wagner (rechts) wird in der bevorstehenden Saison wieder für die TSG Backnang kämpfen. Foto: Alexander Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Die Olympia-Dritte Anna-Maria Wagner (rechts) wird in der bevorstehenden Saison wieder für die TSG Backnang kämpfen. Foto: Alexander Becher

Von Katharina Riener

Die Chancen auf Titelverteidigung stehen für Backnang auch dieses Jahr gut. Trainer Jens Holderle neigt aber immer noch nicht zum Übermut: „Wir müssen schauen, welche Kämpferinnen bei welchem Kampf dabei sein können.“ Dieses Jahr ist die Olympia-Qualifikation wieder angelaufen, für die Topathletinnen steht also eine Serie an wichtigen Wettkämpfen an. „Viele unserer Punktegarantinnen werden also nicht an allen Kampftagen da sein. Oder sie könnten da sein, sollen sich aber schonen.“ Das bedeutet, dass die zweite und dritte Reihe des Teams eine wichtige Rolle spielen werden. „Sie müssen punkten, damit wir es durch die Vorrunde schaffen“, meint der Coach.

Die TSG-Frauen wollen sich den Titel das dritte Jahr in Folge holen. „Also setzen wir erst mal alles daran, bis zur Sommerpause den Sprung in die Play-offs zu schaffen“, erklärt der Trainer. Danach geht es ins Final Four. Wer die Backnanger da erwarten könnte? Was genaue Prognosen angeht, gibt sich Holderle gewohnt zurückhaltend, zumal der neue Modus alles unvorhersehbarer macht. „Letztes Jahr konnte man noch besser rechnen.“ Mit den neuen Teams in der neuen Gruppe werden die Karten neu gemischt. Um in die Süd-Play-offs zu kommen, müssen die Backnanger erst mal in der Süd-West-Staffel Erster oder Zweiter werden. Beim Blick auf die Gegner zeigt sich, ganz leicht wird es nicht.

Der BC Karlsruhe, so Holderle „weiß, wie es geht“. Aber auch der JC Wiesbaden und der VfL Sindelfingen haben es schon mal in die Play-offs geschafft. Bad Homburg sollte ebenfalls nicht unterschätzt werden, die Hessen haben ihren Kader mit einigen international erfolgreichen Judoka gespickt. „Wenn die an einem Tag gut dastehen und wir nicht, haben sie den ein oder anderen Punkt sicher“, meint der Trainer. Besorgt ist er aber vorerst nicht: „Wenn wir mit der ersten Reihe antreten, sind wir bärenstark.“

Wegfall der Wechselpflicht in einem Kampf kommt der TSG nicht gelegen

Deutlich mehr zu schaffen macht Holderle der Wegfall der Wechselpflicht. „Das verändert alles natürlich brutal.“ In der Vergangenheit lag darin nämlich eine Stärke für Backnang. „Wir konnten immer fast gleich stark wechseln, also eine Topkämpferin rausnehmen und dafür eine andere Topkämpferin reinstellen.“ Meistens haben die Backnangerinnen zuletzt mehr als die geforderten zwei Judoka ausgewechselt, sind manchmal sogar mit einer ganz anderen Aufstellung in die zweite Halbzeit gestartet. Holdere begründete das immer damit, so viel Kampfpraxis wie möglich für so viele Kämpferinnen wie möglich zu wollen.

Es hat sich nicht nur der Modus verändert, auch der Kader des Backnanger Teams ist nicht gleich geblieben. Acht Sportlerinnen haben den vierfachen deutschen Meister verlassen und acht sind neu dazugekommen. WM-Dritte Sarah Mäkelburg kämpft in der kommenden Saison für ihrem Heimatverein Sport-Union Witten-Annen. Tamara Ohl zieht es zurück zum JC Wiesbaden. Nach Mönchengladbach gehen Sportlerinnen. Martyna Trajdos hört als aktive Kämpferin auf und betreut ab nächste Saison den JC, während Nikita Krieger das Team als Kämpferin unterstützt. Vera Dworaczyk und Schwergewicht Irina Kindzerska legen eine familiäre Pause ein.

Anne-Kathrin Lisewski und Ines Beischmidt beenden ihre Karriere. „Die Abgänge schmerzen natürlich“, sagt Holderle. Aber die Zugänge machen Hoffnung. Besonders freut sich die TSG über zwei bekannte Gesichter. Die Eigengewächse Sara-Joy Bauer und Tayla Grauer werden ihr Bundesliga-Debüt feiern. Grauer ist zweifache deutsche Vizemeisterin U 21, Bauer hat die Meisterschaft 2022 gewonnen und durfte für Deutschland bei den Olympischen Jugendspielen antreten. Die beiden waren zuletzt an den Zweitligisten VfL Sindelfingen ausgeliehen und gewannen einige Kämpfe.

Tabea Mecklenburg ist eine große Nachwuchshoffnung im Leichtgewicht. Die 16-Jährige wurde Dritte bei der deutschen Meisterschaft der Frauen und verlor dort nur gegen die achtfache deutsche Meisterin Katharina Menz. Lena Djeriou hat mit Platz drei bei der deutschen Meisterschaft der Frauen und dem zweiten Rang bei den deutschen U-21-Titelkämpfen gezeigt, dass sie zu den Topkämpferinnen gehört. Dorthin ist auch Laila Göbel unterwegs. Sie gewann den Europacup 2022 in Winterthur, holte Bronze bei den European Open 2023 in Sofia und kann laut Holderle auch in der Ersten Bundesliga „fasst jede erwischen“.

Die Britin Nekoda Smythe-Davis dürfte als ehemalige Vize-Weltmeistern eine Klasse für sich sein, zwischen etablierten Backnangerinnen wie der amtierende Vize-Weltmeisterin Katharina Menz und der ehemaligen Weltmeisterin Anna-Maria Wagner bei der TSG in bester Gesellschaft. Marit Kamps aus den Niederlanden zählt im Schwergewicht zu den Top fünf in Europa. Ihre Landsfrau Joanne van Lieshout hat Gold bei einem Grand Prix und noch mehr Edelmetall auf anderen Großereignissen geholt.

„Das Team hat sich deutlich verjüngt.“ Smythe-Davis ist als einziger Zugang älter als 21 Jahre. Einen leichten Qualitätsunterschied zum vergangenen Jahr wird es deswegen wohl geben, räumt Holderle ein. „Aber in erster Linie ist es ein starkes und entwicklungsfähiges Team.“ Am ersten Kampftag geht nach Homburg.

Der TSG-Kader

Bis 48 Kilogramm

Helena Grau, Andrea Stojadinov, Katharina Menz, Sarah Herrmann, Tabea Mecklenburg

Bis 52 Kilogramm

Nathalie Kolein, Julia Mollet, Annika Würfel, Chiara Serra, Lena Djeriou

Bis 57 Kilogramm

Nekoda Smythe-Davis, Amelie Stoll, Pleuni Cornelisse, Caroline Fritze, Laila Göbel, Alexe Wagemarker

Bis 63 Kilogramm

Lubjana Piovesana, Vivian Herrmann, Mirjam Wirth, Malin Fischer, Bettina Bauer, Viktoria Folger, Joanne van Lieshout, Sara-Joy Bauer

Bis 70 Kilogramm

Sarah Mehlau, Friederike Stolze, Antoinette Hennink, Sanne van Dijke, Tayla Grauer

Bis 78 Kilogramm

Anna-Maria Wagner, Alina Böhm, Anna Monta Olek, Luise Mahlzahn, Patrícia Fernandes Sampaio, Raffaela Igl

Über 78 Kilogramm

Larisa Ceric, Tanja Hehr, Renée Lucht, Anamari Velenšek, Marit Kamps

Die TSG-Termine

1. Kampftag

Samstag, 18. März, um 17 Uhr

HTG Bad Homburg – TSG Backnang

2. Kampftag

Samstag, 15. April, um 18 Uhr

JC Wiesbaden – TSG Backnang

3. Kampftag

Samstag, 29. April, um 16 Uhr

TSG Backnang – VfL Sindelfingen

4. Kampftag

Samstag, 13. Mai, um 18 Uhr

TSG Backnang – BC Karlsruhe

5. Kampftag

Samstag, 24. Juni

TSG Backnang pausiert

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Erstellt:
15. März 2023, 06:00 Uhr

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