Judoka Sara-Joy Bauer trotz frühem Aus mit klasse Ergebnis

Die Backnanger Nachwuchsjudoka Sara-Joy Bauer passt beim Europäischen Olympischen Jugendfestival im slowakischen Banská Bystrica kurz nicht auf und verliert den Auftaktkampf in letzter Sekunde. Die 16-Jährige erfüllt sich mit der Teilnahme dennoch einen großen Traum.

Lange hatte Sara-Joy Bauer (weißer Kampfanzug) alles im Griff. Kurz vor Schluss wendete ihre Gegnerin das Blatt aber noch. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Lange hatte Sara-Joy Bauer (weißer Kampfanzug) alles im Griff. Kurz vor Schluss wendete ihre Gegnerin das Blatt aber noch. Foto: Alexander Becher

Von Katharina Riener

Bei strahlendem Sonnenschein und begleitet vom Applaus der Zuschauer laufen sie in den Park, in dem das Mahnmal des slowakischen Nationalaufstands steht, die Teilnehmer des Europäischen Olympischen Jugendfestivals (EYOF). Unter den Einlaufenden in Banská Bystrica, dem selbsterklärten Herzen der Slowakei: TSG-Judoka Sara-Joy Bauer. Für das Backnanger Eigengewächs erfüllt sich mit der EYOF-Teilnahme ein Traum. Auch deshalb zieht sie trotz des Aus in der ersten Runde ein positives Resümee.

Als Jugendolympionikin mit dem Team Deutschland einzulaufen, war für die Schülerin „ein unbeschreibliches Gefühl“, und der Weg dahin war keinesfalls ein leichter. Bauer erinnert sich: „Bis vor einem Monat wusste ich gar nicht, ob ich hier wirklich mal stehen würde.“ Dank zweier gewonnener European Cups und unzähliger weiterer Platzierungen auf Sichtungsturnieren hatte die 16-Jährige zwar gute Karten für die Vorauswahl, die allerdings ist ein langwieriger und harter Prozess. „Am Ende schafft es nur ein Judoka pro Gewichtsklasse“, erklärt Bauer. Dass die Wahl im Mittelgewicht bis 57 Kilogramm auf sie fiel, ist für die Backnangerin „eine riesige Ehre“. „Beim EYOF dabei zu sein, zählt definitiv zu meinen sportlichen Highlights“, erklärte sie im Vorfeld und steht auch im Nachhinein noch dazu. Sie ist sich sogar noch sicherer: „In so einer tollen Atmosphäre habe ich noch nirgendwo sonst gekämpft. Von hier kann ich für den Leistungssport viel mitnehmen.“

Kurz vor Schluss überrascht

Zum Beispiel von ihrem einzigen Duell auf dieser internationalen Bühne, dem Kampf gegen die Estin Anna-Liisa Nurm. Dabei wurde Bauer zu Beginn von einem schnellen Eindrehversuch der Gegnerin überrascht. Doch bevor Nurm die Chance hatte, Bauer im hohen Bogen über die Schulter zu werfen (Seio-Nage), wand sich die Backnangerin geschickt aus dem Griff und ging von da an voll auf Angriff über. „Sara-Joy kam anschließend cool in den Kampf rein und hat das Geschehen kontrolliert“, berichtete Jens Holderle, Bauers Heimtrainer bei der TSG. Er war extra in die Slowakei gereist, um seinen Schützling zu unterstützen. Die nächsten drei Minuten kam keine Kämpferin gegen die andere an, bis Bauer zehn Sekunden vor Schluss noch mal in die Vollen ging und einen O-Soto-Gari ansetzte. „Da hat sie vielleicht einen Tick zu viel riskiert“, urteilte Holderle und fügte an: „Die Gegnerin hat schon ziemlich gepumpt, Sara-Joy war konditionell deutlich besser.“ In der Verlängerung hätte die Sportlerin aus dem Murrtal wohl Vorteile gehabt. Dazu kam es aber nicht mehr. Die Estin konterte den Wurfversuch und besiegelte damit Bauers Niederlage sowie das Aus beim Olympischen Jugendfestival.

Das Wunschergebnis war das nicht, aber das gibt es eben nicht immer. Großen Frust schiebt die Backnangerin deshalb keinen. Für sie zählt beim EYOF der olympische Gedanke, dass dabei sein alles ist. Und dabei war sie ganz und gar, trat sie die Reise doch schon zwei Tage vor der Eröffnungszeremonie mit der Anfahrt nach Dresden an. Dort sammelte sich das 125 Sportler starke Team Deutschland, bevor es tags darauf gemeinsam in die Slowakei ging. Bauer gefiel das. Die Athleten hätten so sich und auf der gemeinsamen 600 Kilometer langen Fahrt „gleich kennenlernen und einen starken Teamgeist entwickeln können“.

Der wurde in der Slowakei entsprechend gelebt. Die Judoka erzählt: „Alle waren die ganze Zeit in den Sportstätten.“ Wenn nicht selbst auf dem Platz, der Matte oder im Schwimmbecken, dann auf den Zuschauerplätzen. „Ich finde es schön, dass alle Sportler bei anderen Sportarten zugucken dürfen. Da entstehen ganz neue Kontakte – auch außerhalb des Judos. Mir gefällt auch, dass der Teamgeist so krass gefördert wird und sich alle Mühe geben, gut miteinander klarzukommen. Das EYOF und die Leute hier werde ich auf jeden Fall positiv in Erinnerung behalten.“

Und dass es eigentlich genau darum geht, stellt Spyros Capralos, Präsident des Europäischen Olympischen Komitees, in seiner Abschlussrede noch einmal klar. Für ihn liege die wahre Magie des EYOF darin, Rekorde zu brechen, Erinnerungen zu schaffen und Freundschaften zu knüpfen, die noch eine lange Zeit halten werden.

Ein riesiger Aufwand für den großen Auftritt der Jugendolympioniken

Bestens vorbereitet Monatelang hatte sich die Stadt Banská Bystrica auf ihre Gastgeberrolle beim EYOF vorbereitet. Bereits Anfang Mai waren in der nicht ganz 80000 Einwohner großen Kommune im Norden der Slowakei die freiwilligen Helfer geschult worden. Am 1. Juni war die Fackel mit der Friedensflamme, die in Rom entzündet wird, angekommen. Zwei Wochen danach wurden dann die ersten Test-Events abgehalten, um die Kapazität der Sportstätten sowie das Zusammenspiel der Helfer zu überprüfen.

1300 für 2252 Insgesamt arbeiteten 1300 Freiwillige bei der sechstägigen Großveranstaltung mit 2252 europäischen Jugendsportlern. Im Programm waren die zehn Sportarten Badminton, Basketball, Handball, Judo, Leichtathletik, Schwimmen, Rennrad, Sportgymnastik, Tennis und Volleyball. Auch wenn die Zahl an Sportarten kleiner ist als bei den Olympischen Spielen der Erwachsenen, ist der Grundgedanke gleich. Das zeigt sich bereits bei der Eröffnungszeremonie. Jedes Länderteam läuft mit einer eigenen Uniform und je einem Fahnenträger sowie einer Fahnenträgerin ein. Als Botschafter der Veranstaltung entfachten die slowakischen Olympiasieger Anastasiya Kuzmina (Biathlon) und Matej Tóth (Gehen) das Friedensfeuer.

Hotel statt Dorf Ein olympisches Dorf gab es nicht. Sara-Joy Bauer erzählt: „Wir waren vor Ort in einem großen Hotel untergebracht.“ Dort habe jedes Land seinen eigenen Flur gehabt. Allein dadurch sei man mit anderen Sportlern in Kontakt gekommen. Ein Flur für ein Land reichte jedoch oftmals nicht. „Die Teams waren so groß, dass ein Land oft mehrere Etagen belegt hat. Im ersten und zweiten Stock waren zum Beispiel Österreicher untergebracht, ab dem dritten Stock dann die Serben und immer so weiter“, so Bauer.

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Erstellt:
2. August 2022, 06:00 Uhr

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