Jugendbuchklassiker sorgen für Hochspannung

Jonathan Stein gewinnt hauchdünn vor Charlyne Birk den Vorlesewettbewerb des Heinrich-von-Zügel-Gymnasiums

Haben sich beide als echte Vorlesetalente erwiesen: Jonathan Stein und Charlyne Birk. Foto: E. Klaper

Haben sich beide als echte Vorlesetalente erwiesen: Jonathan Stein und Charlyne Birk. Foto: E. Klaper

Von Elisabeth Klaper



MURRHARDT. Vorlesewettbewerbe sind doppelt spannend: Sechstklässler tragen Buchpassagen vor, die die Zuhörer so fesseln, dass sie kaum erwarten können, wie die Geschichte ausgeht. Zudem ist es für die Jury überaus schwierig zu entscheiden, wen sie zum Sieger küren soll.

So auch beim Vorlesewettbewerb des Heinrich-von-Zügel-Gymnasiums. Bei ihm treten die zwei Schüler, die beim Klassenwettbewerb am besten abschnitten, gegeneinander an. Den Rahmen bildet der bundesweite Vorlesewettbewerb, den der Börsenverein des Deutschen Buchhandels heuer zum 60. Mal veranstaltet und die Stadtbücherei vor Ort ausrichtet.

Jonathan Stein und Charlyne Birk sorgen für großes Zuhörvergnügen. Mit beeindruckender Lesekompetenz tragen sie souverän teils sprachlich kunstvoll gestaltete Passagen aus Büchern ganz unterschiedlicher Genres vor.

So beeindrucken die Sechstklässler die Jury mit Stadtbüchereileiterin Jutta Brasch, Buchhändler Christian Lätzig vom Bücher ABC, Silke Peter, die in der Stadtbücherei für die Jugendarbeit zuständig ist, die Klassenlehrerinnen Theresa Bilharz und Kerstin Hecklin, sowie ihre Klassenkameraden im Heinrich-von-Zügel-Saal.

Jonathan Stein, der eine Vorliebe für historische Bücher hat, präsentiert stimmig eine Passage aus dem Klassiker „Mio, mein Mio“ von Astrid Lindgren. Die Hauptperson Mio erzählt seine Abenteuergeschichte: Er ist Waise, hat schreckliche Pflegeeltern und wird vom großen starken Janne und anderen Kindern gemobbt. Doch dann erfährt er, dass sein Vater lebt und König im „Land der Ferne“, einer Insel, ist. Dort trifft er freundliche Kinder wie Jiri und seine Geschwister, und erkundet das Land mit seinem Freund Jum-Jum. Für Gänsehaut sorgt die Erwähnung des bösen Ritters Kato, der das „Land der Ferne“ und vor allem die Kinder bedroht.

Charlyne Birk liebt spannende Detektivgeschichten. So trägt sie eine Passage aus „Gefährliches Spiel“ von Kirsten Vogel vor, Band 70 der Reihe „Die drei Ausrufezeichen“ über die drei jugendlichen Detektivinnen Kim, Marie und Franzi. Ausdrucksstark verleiht sie den unterschiedlichen Charakteren, die im Text auftauchen, eine Stimme. Die sportliche Franzi macht beim Training der Mädchenfußballmannschaft mit. Doch dort herrscht dicke Luft, weil die Vereinskasse gestohlen wurde. „Dahinter steckt aber kein Ganove, sondern eine Freundin“, verrät Charlyne auf Nachfrage.

Nun folgt die zweite Aufgabe: Es gilt, einen unbekannten Text möglichst flüssig zu lesen und zu gestalten. Dazu hat Jutta Brasch den Sechstklässlern Michael Endes Zauberabenteuer-Klassiker „Der Wunschpunsch“ mitgebracht, aus dem sie die Eingangspassage vortragen. Zur Geschichte: Am finsteren Silvesternachmittag wird’s dem geheimen Zauberrat Beelzebub Irrwitzer angst und bange vor dem Jahreswechsel. Mit einer Fülle von Details illustriert Michael Ende die Figur als nicht gerade vertrauenserweckenden Typ mit knochendürrer Gestalt. Unruhig geht er in seinem giftgrünen Schlafrock im Zauberlabor der Villa Albtraum auf und ab, weil er die geforderte Anzahl von Untaten noch nicht erledigt hat und sein gefürchteter Chef in diesem Punkt absolut keinen Spaß versteht.

Auch den fremden Text meistern die Gymnasiasten mit Bravour. Eigentlich hätten beide fast gleich gut gelesen, finden die Jurymitglieder. Charlyne Birk habe den selbst gewählten Text noch einen Tick besser und ausdrucksstärker gestaltet als Jonathan Stein. Dieser habe dagegen beim unbekannten Text hauchdünn die Nase vorn, da er ihn etwas flüssiger und konstanter als Charlyne Birk vortrug. So fällt der Jury die Entscheidung sehr schwer, schließlich aber kürt sie Jonathan Stein zum Sieger. „Charlyne Birk hat hervorragend gelesen und die Personen in ihrem eigenen Text mit verschiedenen Stimmen dargestellt“, lobt Silke Peter. Aber: „Beim fremden Text war Jonathan etwas besser und las konstanter“, darum habe er gewonnen. Mit lautstarkem Beifall belohnen die Mitschüler die beiden Kandidaten, denen Jutta Brasch die Schul- und Klassensieger-Urkunden überreicht. Jonathan Stein vertritt nun das Heinrich-von-Zügel-Gymnasium beim Vorlesewettbewerb der Schulsieger im Rems-Murr-Kreis, den ebenfalls die Stadtbücherei in Kooperation mit der Buchhandlung Bücher ABC am Mittwoch, 29. Januar, ausrichtet.

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Erstellt:
14. Dezember 2019, 06:00 Uhr

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