Runningback von Stuttgart Surge

Kai Hunter und die Jagd nach den persönlichen Rekorden

Kai Hunter spielt die beste Football-Saison seiner Laufbahn in der European League of Football. Nun kommt auf den Runningback womöglich eine besondere Herausforderung zu.

Erfolgreiche Taktik bei Stuttgart Surge: Quarterback Reilly Hennessey (li.) übergibt an Runningback Kai Hunter.

© Pressefoto Baumann

Erfolgreiche Taktik bei Stuttgart Surge: Quarterback Reilly Hennessey (li.) übergibt an Runningback Kai Hunter.

Von Dirk Preiß

Wäre die Saison in der European League of Football (ELF) schon jetzt zu Ende – Kai Hunter könnte einen Haken drunter machen. Denn der Runningback der Stuttgart Surge hat sich bereits selbst übertroffen. 393 Yards weit hat er den Football getragen, dabei acht Touchdowns erzielt – so gut, war der 27-Jährige in seinen drei vorherigen ELF-Saison noch nie. Und trotzdem ist er ziemlich froh, dass noch nicht Schluss ist für dieses Jahr.

Kai Hunter hat noch was vor – und der nächste Gegner kommt da gerade recht.

„Gegen die Kölner hat es bei mir schon immer ganz gut funktioniert“, sagt der Saarländer der im dritten Jahr in Stuttgart spielt und davor ein ELF-Jahr bei Frankfurt Galaxy absolviert hatte. In dieser Spielzeit stellte Hunter im ersten Aufeinandertreffen mit den Centurions aus der Domstadt die Weichen mit zwei Touchdown auf Sieg. An diesem Samstag (17 Uhr) kommt es zum erneuten Duell. Für Kai Hunter aber womöglich in ungewohnter Rolle.

Für die Surge geht es zwar noch darum, Platz eins in der Division West endgültig perfekt zu machen. Weil das gegen die bislang sieglosen Kölner aber kein riesengroßes Problem darstellen wird, kann man im Lager der Stuttgarter den Blick schon ein bisschen voraus richten – und die Spieler entsprechend einsetzen. Oder eben auch nicht.

Reilly Hennessey etwa, der Quarterback, hatte in den vergangenen zwei Wochen damit zu tun, seinen Hexenschuss auszukurieren. Mittlerweile steht der Amerikaner zwar wieder auf dem Trainingsplatz. Gut möglich aber, dass er noch geschont wird, um für die in zwei Wochen beginnenden Play-offs nichts zu riskieren. Das Problem an diesem Plan: Auch der zweite Quarterback, Lars Heidrich, ist nicht ganz fit. Aber: Es gibt ja noch Kai Hunter – über den der Stuttgarter Headcoach Jordan Neuman sagt: „Er ist sehr flexibel.“

Viel Arbeit vor der eigentlichen Vorbereitung

Seine Statur, seine schnellen Beine, der explosive Antritt – „die Position des Runningbacks passt einfach perfekt zu mir“, sagt der in Saarbrücken geborene Deutsch-Amerikaner. Aber: In der Jugend stand er bei den Saarland Hurricanes auch als Quarterback auf dem Feld. Und als in der vergangenen Saison bei Stuttgart Surge einmal Personalprobleme auf der Spielmacherposition herrschten, sprang Kai Hunter schon damals ein.

„Ich bin aber auch als Quarterback mehr gelaufen, als dass ich geworfen habe“, sagt er lachend – und ist dann eben doch wieder bei seinen eigentlichen Qualitäten. Die er vor dieser Saison noch einmal ausgebaut hat.

Jordan Neuman jedenfalls staunte nicht schlecht, als er Kai Hunter zu Beginn der Saisonvorbereitung sah. „Er hatte eine starke Off-Season“, sagt der Coach, „ich habe ihm gleich gesagt: Du siehst top aus.“ Tatsächlich hat die Nummer 2 der Stuttgarter in der Football-Pause viel an sich gearbeitet, hat seinen Antritt verbessert, hat per Videostudium sein taktisches Verhalten analysiert und auch mental investiert. „Ich stand“, sagt der 27-Jährige, „in der Off-Season jeden Tag auf dem Feld.“

Zusätzlich zu seinem Hauptberuf in einer Stuttgarter Marketing-Agentur, schließlich gehört Kai Hunter zu jenen zahlreichen Surge-Akteuren, die neben der Football-Leidenschaft auch noch in Vollzeit einen regulären Beruf ausüben. „Während der Saison ist das schon stressig“, sagt Hunter, der International Business studiert hat – und war umso glücklicher, dass am vergangenen Wochenende mal kein ELF-Spieltag war.

Mittlerweile hat das Kribbeln aber längst begonnen. Zwei Spiele noch in der regulären Saison, dann beginnen die Play-offs, die für Stuttgart Surge erst im Finale in der MHP-Arena zu Ende gehen sollen. Ob es mit dem Einzug ins Endspiel und dem Titel klapp, hängt auch davon ab, ob Kai Hunter seine Form halten kann. Und ob für Tomiwa Oyewo das Gleiche gilt.

Der Ire, der vor der Saison von den Munich Ravens nach Stuttgart kam, ist wie Hunter Runningback – und ähnlich erfolgreich. Drei Touchdowns sind dem 26-Jährigen schon gelungen, 579 Yards weit hat er den Ball getragen. Platz sieben und Platz elf bedeutet das für Oyewo und Hunter in der ELF-Statistik der erlaufenen Yards, und „unsere Gegner können sich nicht auf einen Runningback einstellen“, sagt Kai Hunter. Er betont: „Wir spielen zudem sehr unterschiedlich.“

Die Kölner werden am Samstag also wieder ihre Mühe haben, die Surge-Offensive und deren Laufspiel zu kontrollieren. Vor allem, wenn in einzelnen Spielzügen der Quarterback zugleich als Runningback agiert. Oder andersherum.

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Erstellt:
8. August 2025, 14:46 Uhr

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