80 Jahre nach dem Atombombenabwurf

Kann man heute in Hiroshima leben?

Am 6. August 1945 warf die US-Armee die erste Atombombe der Geschichte über der japanischen Stadt Hiroshima ab. Heute leben dort wieder mehr als eine Million Menschen.

Die "Atombombenkuppel" ist ein Friedensdenkmal im Friedenspark von Hiroshima.

© hkoca/ Shutterstock

Die "Atombombenkuppel" ist ein Friedensdenkmal im Friedenspark von Hiroshima.

Von Katrin Jokic

Am 6. August 2025 jährt sich der Atombombenabwurf auf Hiroshima zum 80. Mal. Die Zerstörungskraft der Bombe und die Folgen für die Überlebenden machten Hiroshima weltweit zum Symbol für die verheerenden Auswirkungen von Atomwaffen. Heute fragt man sich: Kann man in Hiroshima leben? Ist die Stadt bewohnbar?

Was geschah am 6. August 1945?

Um 8:15 Uhr Ortszeit detonierte über Hiroshima eine Atombombe mit dem Codenamen „Little Boy“. Es war die erste militärisch eingesetzte Nuklearwaffe weltweit. Die Bombe explodierte in rund 600 Metern Höhe und setzte enorme Hitze, Druck und radioaktive Strahlung frei. Schätzungen zufolge starben zwischen 70.000 und 80.000 Menschen sofort, weitere zehntausende in den folgenden Tagen und Monaten an den Folgen von Verletzungen und Strahlung. Bis Ende 1945 lag die Gesamtzahl der Todesopfer bei rund 140.000

Der größte Teil der Innenstadt wurde vollständig zerstört. Viele Überlebende litten unter akuter Strahlenkrankheit und entwickelten später Krebserkrankungen. Auch psychische Traumata und soziale Ausgrenzung prägten das Leben der sogenannten Hibakusha, der Überlebenden des Atombombenabwurfs.

Kann man heutzutage in Hiroshima leben?

Ja. Hiroshima ist heute eine ganz normale, belebte Großstadt mit über einer Million Einwohnern. Das Stadtgebiet ist nicht mehr radioaktiv belastet. Bereits wenige Monate nach dem Abwurf begannen Überlebende zurückzukehren. Der Wiederaufbau begann offiziell 1949 mit einem eigenen Gesetz zum Wiederaufbau Hiroshimas.

Die Vorstellung, dass Hiroshima dauerhaft unbewohnbar sei, ist ein weitverbreiteter Irrglaube. Sie beruht auf der Annahme, dass radioaktive Strahlung nach einer nuklearen Explosion über Jahrzehnte gefährlich bleibt – so wie im Fall von Tschernobyl oder Fukushima. Tatsächlich unterscheidet sich die Situation in Hiroshima grundlegend.

Hiroshima ist heute eine belebte Großstadt mit über 1 Millionen Einwohnern. (Foto: Narcissa_kiu/ Shutterstock)

Warum ist Hiroshima nicht mehr verstrahlt?

Die Bombe über Hiroshima explodierte nicht am Boden, sondern in großer Höhe über der Stadt. Dadurch gelangten deutlich weniger langlebige radioaktive Partikel in den Boden oder ins Grundwasser. Der größte Teil der Strahlung wirkte unmittelbar bei der Explosion und in den ersten Stunden danach.

Ein weiterer Unterschied liegt in der Menge und Art des freigesetzten Materials. In der Hiroshima-Bombe kamen etwa 64 Kilogramm Uran-235 zum Einsatz – ein vergleichsweise geringer Anteil spaltbaren Materials. Davon explodierte jedoch auch nur ein sehr kleiner Anteil – etwa 0,7 Kilogramm wurden tatsächlich gespalten. Die Explosion erzeugte sofortige Strahlung, aber es blieb kaum langlebiges Material zurück, das eine dauerhafte Umweltbelastung verursacht hätte.

In modernen Kernreaktoren oder bei Reaktorunfällen wie in Tschernobyl oder Fukushima sind weitaus größere Mengen radioaktiver Stoffe beteiligt, darunter auch langlebige Isotope wie Cäsium-137 oder Strontium-90, die über Jahrzehnte gefährlich bleiben können. Im Reaktorblock 4 von Tschernobyl sollen sich laut Greenpeace etwa 190 Tonnen Kernbrennstoff, hauptsächlich Uran-235 und Uran-238, befunden haben. Bei der Explosion und dem darauffolgenden Brand wurden mehrere Tonnen davon in die Atmosphäre geschleudert - wie viel genau, ist bis heute unklar.

Bei der Explosion über Hiroshima wurde ein Großteil des Materials zudem durch die Hitze und Druckwelle vollständig in der Atmosphäre umgesetzt. Es blieb kaum kontaminiertes Material am Boden zurück. Auch deshalb konnte sich keine langanhaltende radioaktive Belastung im Stadtgebiet entwickeln. Heute ist die Strahlenbelastung nicht höher als in anderen Großstädten weltweit.

Zum Artikel

Erstellt:
6. August 2025, 14:44 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen