Kinderbetreuung bleibt die Herausforderung

Kommunalwahl 2024 Murrhardt hat sich bereits 2018 um eine Zertifizierung als „Familienbewusste Kommune Plus“ bemüht und 2022 die Auszeichnung zum zweiten Mal erhalten. Die Anforderungen in der Betreuung werden künftig allerdings nicht kleiner.

Iris Fahle (links), Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Netzwerk Familie Baden-Württemberg, hielt im Rahmen des Sommerempfangs der Stadt für Bürgermeister Armin Mößner das Folgeprädikat „Familienbewusste Kommune Plus“ bereit. Foto: Stefan Bossow

© Stefan Bossow

Iris Fahle (links), Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Netzwerk Familie Baden-Württemberg, hielt im Rahmen des Sommerempfangs der Stadt für Bürgermeister Armin Mößner das Folgeprädikat „Familienbewusste Kommune Plus“ bereit. Foto: Stefan Bossow

Von Christine Schick

Murrhardt. Natürlich ist Murrhardt nicht die einzige Kommune, die um qualifizierte Betreuungskräfte in den Kindergärten kämpft. „Es gibt immer mal wieder Stellen, die offen sind. Bisher hat die Nachbesetzung aber gut funktioniert“, sagt Bürgermeister Armin Mößner. Zudem ließ sich die Gruppe der Springerkräfte ausbauen, die bei Krankheit einer Erzieherin oder eines Erziehers auch in einem anderen Kindergarten vertreten können. Die Schaffung neuer Kitaplätze wird die Stadt ebenfalls die nächste Zeit begleiten, aktuelles Beispiel ist die Erweiterung des Kindergartens Dorfgärten. Parallel laufen immer wieder Sanierungen in den Einrichtungen, seien es Kindergärten oder Schulen. Mit der Instandsetzung und Modernisierung Letzterer ist man in Murrhardt recht weit. „Das nächste Projekt wird vermutlich die Grundschule Fornsbach sein“, sagt Mößner. Voraussetzung sind wie meist unterstützende Fördermittel, hinzu kommt, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht.

Ab 2026 gehört die Ganztagsbetreuung an den Grundschulen zum Standard

Perspektivisch muss sich die Stadt auf die Ganztagsgrundschule einstellen, auch wenn die Rahmenbedingungen noch nicht ganz klar sind. In allen Grundschulen besteht ab 2026 die Pflicht, die Kinder entsprechend zu betreuen. Dabei ist Murrhardt insofern schon gut aufgestellt, dass es bereits eine Kernzeitbetreuung von 7 bis 17 Uhr gibt, in der Hörschbachschule fehlt als Baustein nur noch die Einrichtung eines Mittagstischs. Knackpunkt wird aber sein, wer die Betreuung bei der Ganztagsgrundschule übernehmen darf beziehungsweise ob die bisherigen Kräfte weitermachen können. Dies mit pädagogischen Fachkräften umzusetzen, ist beim aktuellen Mangel kaum vorstellbar, so Mößner.

Ein Instrument, das hilft, sich als Stadt im Bereich sowie bei Angeboten für Familien beziehungsweise unterschiedliche Bevölkerungsgruppen weiterzuentwickeln, ist das Zertifikat „Familienbewusste Kommune Plus“, das Murrhardt 2022 das zweite Mal erhalten und bei dessen Ergebnis sich die Stadt weiter verbessert hat. Die Beurteilungen sind nach verschiedenen inhaltlichen Handlungsfeldern gegliedert. Nachsteuern beziehungsweise zulegen sollte die Stadt noch bei der Kinderbetreuung, besonders gut abgeschnitten hat sie im Bereich Freizeit und Attraktionen, erläutert der Bürgermeister. „Wir wollen unser touristisches Profil weiter stärken. Es ist angedacht, einen Waldlehrpfad zu entwickeln, mit dem man die verschiedenen Funktionen und Aspekte der Tier- und Pflanzenwelt vermitteln kann.“ Anregen lassen könnte man sich von einem ehemaligen Waldlehrpfad aus früherer Zeit. Für die Stadt ist die Umgebung mit ihren Wander- und Freizeitmöglichkeiten ein Pfund, mit dem sie wuchern kann. Trotzdem heißt es, auch auf diesem Gebiet immer dranzubleiben. Beispiele: Kinderspielplätze kontinuierlich zu erneuern, Erhalt genauso wie Ideen zur Weiterentwicklung der städtischen Kultureinrichtungen wie die Stadtbücherei oder Kunstsammlung, das Freibad bis hin zum Fornsbacher Waldsee, für den 2029 der 100. Geburtstag ins Haus steht.

An die ältere Generation muss genauso gedacht sein, sprich, es ist wichtig, Seniorinnen und Senioren Betreuung und Einrichtungen vor Ort anbieten zu können. Stichworte sind hier Kurzzeitpflege, Tagespflege, betreutes Wohnen und ambulante Pflege zu Hause, wofür es in Murrhardt verschiedene Dienstleister und Partner gibt. Part der Stadt wiederum ist es, die Barrierefreiheit im Blick zu behalten. Aktuelles Beispiel ist der Umbau einer Reihe von Bushaltestellen zu barrierefreien. In der ehrenamtlichen Seniorenarbeit sind unter anderem die Kirchengemeinden und der Krankenpflegeverein Murrhardt engagiert.

Dies wiederum schlägt die Brücke in
den Bereich des bürgerschaftlichen Engagements, das von der Stadt unterstützt und von Bürgermeister Mößner als wichtiger sozialer Kit der Gesellschaft bezeichnet wird. Ob Tafel oder Bürgerbus, einzelne Projekten oder Feste – das bürgerschaftliche Engagement steht und fällt mit den Menschen, die sich dort einbringen. „Wir sind in dem Bereich nicht schlecht aufgestellt, aber oft bleibt doch vieles auf wenigen Schultern verteilt“, stellt Mößner fest. Als neues attraktives Angebot hinzugekommen ist das Repaircafé, bei dem sich ein Team vor allem aus Rentnern für das Instandsetzen verschiedener Geräte und Alltagsbegleiter einsetzt, das heißt, es geht auch um Umweltschutz und Ressourcenschonung.

In der Integrationsarbeit gibt es seit einigen Monaten ebenfalls einen wenn auch nicht neuen, dennoch in Murrhardt noch präsenteren Partner: Der Verein Pyramidea mit Hauptsitz in Stuttgart hat in der Innenstadt ein Zentrum für Vielfalt mit einem vierköpfigen Team eröffnet, bei dem die Fäden für ganz verschiedene Projekte inklusive eines ehrenamtlichen Engagements auch vonseiten Geflüchteter zusammenlaufen. Mößner berichtet, dass die Stadt den Integrationsbeirat wiederbeleben möchte. Ein Anliegen sei auch, den christlich-muslimischen Dialog erneut aufzunehmen, sprich den Austausch zwischen den Religionen.

Um die vielen Möglichkeiten und Aktivitäten auch über moderne Platt- und Kommunikationsformen darzustellen, aber ebenso familien- und bürgerfreundlich im Sinne eines Angebots konkreter Dienstleistungen zu sein, muss die Stadt selbst in der Digitalisierung weiter vorankommen. Das wiederum heißt, viele Unterlagen zu digitalisieren und Arbeitsabläufe neu zu strukturieren bis hin zur Entwicklung von Serviceleistungen wie der Kindergarten-App, die noch in Arbeit ist.

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Erstellt:
22. Mai 2024, 06:00 Uhr

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