Kluge Dramaturgie und Emotionsknaller

Beim Konzert der Bläserphilharmonie Rems-Murr ziehen Dirigentin und Ensemble alle Register.

Die Bläserphilharmonie Rems-Murr hielt eine Fülle an musikalisch-emotionalen Erlebnissen bereit. Foto: Rosemarie Schwozer

Die Bläserphilharmonie Rems-Murr hielt eine Fülle an musikalisch-emotionalen Erlebnissen bereit. Foto: Rosemarie Schwozer

Murrhardt. Die wetterbedingte Verlegung des Konzerts der Bläserphilharmonie Rems-Murr in die katholische Kirche St. Maria in Murrhardt tat der Spielfreude des Orchesters unter Leitung seiner Dirigentin Heidi Maier keinen Abbruch – im Gegenteil, man hatte das Gefühl, dass die Konzentration unter den nicht einfachen akustischen Gegebenheiten noch anstieg, heißt es in einem Bericht über den Abend.

Im vierten Jahr ihrer Dirigentschaft gelang es der Maestra, das ohnehin glänzend disponierte Ensemble mit zahlreichen Solisten in allen Registern zu permanenten Höhenflügen zu inspirieren. Ihre Intention, mit klug gewählter Dramaturgie sowohl das Publikum als auch die Musiker jederzeit bei der Stange zu halten, lässt ahnen, mit welcher Akribie sie sich vorbereitet. Die zwischen den einzelnen Werken durch Georg Götzelmann in bewährt launiger Art eingestreuten Zusatzinfos über Werke und Komponisten trugen ein Übriges dazu bei.

Nach der furiosen Marcetta brillante „Scossa elettrica“ von Giacomo Puccini erklang sodann die Ouvertüre zu Vincenzo Bellinis Oper „Il Pirata“. Im Stil des italienischen Belcanto komponiert, erzeugten die zauberhaften Melodien sofort „Verona-Feeling“. Der Niederländer Johan de Meij bearbeitete die fünfsätzige Ballettmusik „Les Papillons“ seiner Landsfrau Coby Lankester in Gestalt von impressionistischen, sehr filigran arrangierten Orchestersätzen. Maurice Ravels „Bolero“ inspirierte Klaus-Peter Bruchmann zu dem Werk „Crescendo“, dessen Sogwirkung sich niemand entziehen konnte. Wie Ravels Vorlage nur mit zwei einfachen Motiven arbeitend, erst solistisch, dann registerweise vorgetragen und mit einer hartnäckigen Begleitfiguration unterlegt, steigerte sich das Stück bis zum fulminanten Ende, heißt es weiter im Bericht. Nach den valencianischen „Coplas de mi tierra“ von Manuel Palau Boix, und Kenley Kristoffersons „Icelandic Folk Song Suite No. 2“ kam mit Alfred Reeds „El Camino real“ ein zu Recht als Meilenstein des Genres bezeichnetes Werk zur Aufführung. Am Ende des offiziellen Programms verlangte diese hochemotionale Musik allen Beteiligten sowohl technisch als auch musikalisch nochmals das Äußerste ab. Irrwitzige Sechzehntelpassagen, gefolgt von Kantilenen zum Niederknien erzeugten ein Gefühlschaos im Sekundentakt: Stierkampf, Fiesta, Liebe und Leidenschaft – ganz großes Kino. Bravissimo! Es folgten Applaus, Standing Ovations und die zwei obligatorischen Zugaben. pm

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Erstellt:
1. August 2024, 06:00 Uhr

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