Kommentar: Merz und die neue deutsche Rolle

Kommentar: Merz und die neue deutsche Rolle

Von Tobias Peter

Berlin - Ein Bodybuilder kann seine Muskeln zeigen, um jemanden einzuschüchtern. Oder aber, weil er zeigen möchte, dass er jemanden beschützen kann . „Deutschland ist wieder zurück auf der europäischen und der internationalen Bühne“, hat Friedrich Merz in seiner Regierungserklärung vor dem Nato-Gipfel selbstbewusst gesagt. Deutschland geht rasch auf das Ziel zu, 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben – plus weiteres Geld für Infrastruktur.

Die hohen Militärausgaben sollen ein Stoppsignal an den russischen Präsidenten Wladimir Putin sein. Deutschland zeigt: Es ist bereit, seinen Anteil an den Lasten in der Nato zu tragen. Als großes europäisches Land übernimmt es Mitverantwortung für kleinere Partner. Merz’ Satz, dass Litauens Sicherheit auch Deutschlands Sicherheit ist, trifft in der Sache zu. Es ist wichtig für die baltischen Staaten, ihn zu hören.

Deutschland tut das alles nicht, um US-Präsident Donald Trump zu gefallen. Sondern weil die Bundesregierung diesen Kurs selbst für richtig hält. So hat Merz es betont. Er weiß: Europa muss unabhängiger werden. Das geht nur mit einer deutschen Führungsrolle. Doch Deutschland übernimmt diese Rolle vorerst auf Kredit. Es muss zu wirtschaftlicher Stärke zurückfinden, um die neue Verteidigungspolitik dauerhaft finanzieren zu können. Sonst gleicht es einem Bodybuilder, der Anabolika einwirft – dem es aber an echter Muskelsubstanz fehlt.

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Erstellt:
24. Juni 2025, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
24. Juni 2025, 23:59 Uhr

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