Kommt die beste Fahrplan-App aus Kanada?

Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) hat seine App für Fahrplanauskünfte gerade modernisiert. Aber aus Montreal kommt die Botschaft: Da geht noch was.

Von Andreas Geldner

Stuttgart - Auf der Höhe der Zeit – so sieht jedenfalls der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) seine Mitte des Jahres kräftig aufgefrischte Fahrplan-App. „Echt krass – neuer Website-Look“ titelt das aktuelle Fahrgastmagazin „Nevvs“. In der Tat: Hinzugekommen sind eine aktuelle Positionsbestimmung auf der Landkarte oder eine übersichtliche Möglichkeit, favorisierte Strecken abzuspeichern. Gestalterisch liegt die App in Deutschland im Mainstream. Zwar präsentiert jeder Verkehrsverbund seine eigenen Lösungen. Unter der Oberfläche nutzt man aber oft eine ähnliche Software.

Doch es geht auch anders und auf den ersten Blick attraktiver. Ein 2012 gegründetes Start-up aus dem kanadischen Montreal rollt mit seiner schlicht Transit App genannten Universallösung den globalen Markt auf. Die laut Eigenwerbung „genaueste App der Welt“ ist in den USA und Kanada inzwischen in 446 Städten und Regionen präsent. Immer mehr Verkehrsunternehmen sparen sich dort ganz die eigenen Fahrplan-Apps. Weltweit ist der Nahverkehr in 1002 Städten abrufbar. In Deutschland ist sie in den größten Städten nutzbar. Baden-Württemberg ist mit Freiburg, Ulm und Stuttgart vertreten.

Kräftige Farben, große Schrift – die Transit App sorgt für ein grafisches Aha-Erlebnis. Einfachheit und klare Nutzerführung sind Trumpf. Wer die App aufruft, muss nicht wie beim VVS gleich zwei Boxen mit Start und Ziel ausfüllen oder seine Favoritenliste aufrufen. Sofort landet man auf einer Karte mit der aktuellen Positionsbestimmung und einer Liste der aktuell im Umfeld fahrenden Busse und Bahnen. Eine einzige Box stellt die Frage: „Wohin?“

Fahrtdauer und Umsteigezeiten werden mit Balken grafisch und intuitiv leicht verständlich dargestellt. Wer eine Verbindung auswählt, bekommt eine große Karte mit der Fahrtroute angezeigt, einschließlich der aktuellen, eigenen Position und einem Livetracker, wo sich der ausgewählte Bus oder die Bahn befinden. Keine Extraklicks, kein Hin- und Herschalten. Die App nennt keine abstrakten Abfahrtzeiten, sondern die Wartedauer in Minuten. Es gibt auch Nachteile: Die gewünschte Umsteigedauer lässt sich nicht variieren. Auskünfte zum Fahrpreis erhält man nicht – und auch keine Tickets.

Aber all das wirkt unkompliziert und optisch erfrischend. Die App aus Kanada könnte deshalb rund um Stuttgart für manchen eine Alternative sein. Das gilt vor allem, wenn man dank Deutschlandticket keine Preisauskunft braucht, aber öfter den Nahverkehr in anderen Städten nutzt.  

Eine Kooperation mit dem App-Machern ist beim VVS aber nicht geplant. Diese nutzten nur offen im Netz zugängliche Fahrplandaten, sagt ein Sprecher. Im Übrigen biete die aufgefrischte VVS-App alle in der Transit App möglichen Funktionen. Auch das von ihr bei jeder Fahrt abgefragte Nutzer-Feedback landet nicht beim VVS. „Zu den dort eigens erhobenen Fahrgastmeldungen gab es keinen Austausch“, heißt es dort. An diesem Beispiel zeigt sich die unterschiedliche Philosophie. Die Kanadier ermuntern einen mit fröhlichen Smileys schon während der Fahrt, seine Erfahrungen mit anderen Nutzern zu teilen. In der VVS-App heißt hingegen die Feedback-Rubrik „Beschwerde“ und ist erst nach ein paar Klicks erreichbar.

Letztlich bleibt die Präferenz eher Geschmackssache – und in der Regel siegt das Gewohnte. Eine Inspiration ist der andere Ansatz aus Nordamerika dennoch.

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Erstellt:
28. Dezember 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
28. Dezember 2025, 23:57 Uhr

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