Langarmbagger modelliert den Hang

Die Arbeiten zum Wiederaufbau der Pilgerstaffel in Murrhardt sind gut angelaufen. Wenn die Trasse nach oben zur Walterichskirche fertiggestellt ist, können sich der Unterbau und die Verlegung der Trittstufen anschließen.

Stattliches Werkzeug: Der Bagger, der den Hang präpariert, hat einen ungewöhnlich langen Arm. Er ist zurzeit bei seiner Arbeit zu beobachten. Foto: E. Klaper

Stattliches Werkzeug: Der Bagger, der den Hang präpariert, hat einen ungewöhnlich langen Arm. Er ist zurzeit bei seiner Arbeit zu beobachten. Foto: E. Klaper

Von Elisabeth Klaper

MURRHARDT. Nach mehrfachen Verzögerungen kann der lang gehegte Wunsch vieler Murrhardter jetzt endlich verwirklicht werden: Die Pilgerstaffel wird wiederaufgebaut. Die Bauarbeiten starteten am 4. Mai und sind in den folgenden Tagen dank des schönen, trockenen Wetters gut vorangekommen.

Sie umfassen drei Abschnitte: Zuerst wird der Hang mithilfe eines Speziallangarmbaggers modelliert und die Trasse für die Treppe geschaffen. Anschließend gilt es, den Unterbau aus Betonfertigteilen herzustellen, auf den dann die Trittstufen verlegt werden. Die Verzögerung „hat nichts mit der Coronakrise zu tun, denn das Baugewerbe war nicht von Schließungen betroffen“, betont Bürgermeister Armin Mößner bei einem Vor-Ort-Informationsgespräch mit einigen Vertretern der am Projekt Beteiligten.

Grund war stattdessen der verzögerte Baubeginn der Flutretentionsmulde auf der Alm bei der Kurt-Hein-Kindertagesstätte. „Diese Maßnahme hat etwa gleichzeitig begonnen, und die dabei ausgehobene Erde ist für die Modellierung des Hanges vorgesehen“, erklärt der Rathauschef. „Die neue Trasse der Treppe verläuft nun zum Teil neben jener der alten Staffel, zum Teil überdecken sich beide auch. Dies ist mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgestimmt. Und um den Zustand vor und nach der Baumaßnahme detailgenau zu dokumentieren, läuft während der Bauarbeiten ein Beweissicherungsverfahren“, unterstreicht Mößner.

Zurzeit bietet die Baustelle einen spektakulären Anblick, auch wegen des großen Speziallangarmbaggers mit einer Reichweite von 15 Metern. Hans-Peter Bay, Geschäftsführer der beauftragten gleichnamigen Backnanger Firma, die sich auf Erdbau-Dienstleistungen spezialisiert hat, freut sich, dass das Wetter so gut mitspielt und die Arbeiten so flott vorwärtsgehen.

Der Langarmbagger hat bereits einen großen Teil des Hanges modelliert und die 3,3 Meter breite Trasse als Gründungsebene für die Pilgerstaffel geschaffen. Sie ist beim sogenannten Knick angekommen, von dem aus es senkrecht hinauf zur Kirchhofmauer um die Walterichskirche geht. Auch die Arbeiten zum Anfüllen des Hanges sind fast abgeschlossen.

„Der Boden wird mit der Erde angefüllt, die beim Bau der Flutretentionsmulde auf der Alm ausgehoben wurde. Um dieses Bodenmaterial zu verbessern, kommt ein Bindemittel hinzu, dann wird alles gut vermischt, in den Hang einebaut und verdichtet“, erklärt Bauleiter und Planer Gert Rebmann, Mitgeschäftsführer des Ingenieurbüros Riker und Rebmann. „Wir sind gut im Zeitplan und hoffen, wenn alles so gut weiterläuft, dass wir eventuell etwas früher fertig werden als geplant“, zeigt sich der neue Stadtbauamtsleiter Harun Icli optimistisch.

Auf der Trasse wird die beauftragte Firma SDC – Steinsanierung Denkmalpflege Crailsheim GmbH&Co.KG, Tochterunternehmen der Leonhard-Weiss-Gruppe, später die Trittstufen verlegen. „Der Zeitpunkt, wann dies erfolgen kann, ist momentan aber noch nicht klar, denn das hängt vom Wetter ab. Und vorher muss auch noch der Unterbau mit Betonfertigteilen hergestellt werden“, verdeutlicht Gert Rebmann. „Die reinen Bauarbeiten werden voraussichtlich bis Ende November abgeschlossen sein. Danach, im Frühjahr 2021, soll der Hang begrünt werden, was in enger Abstimmung mit dem Grünpflegeteam des Zweckverbands Bauhof erfolgt“, blickt Harun Icli voraus. „Vorgesehen ist, die Hangwiese einzusäen sowie einige Büsche zu pflanzen“, ergänzt der Bürgermeister.

Christian Schweizer, Leiter des Carl-Schweizer-Museums, und sein Vater Rolf Schweizer, Initiator der Spendenaktion zum Pilgerstaffel-Wiederaufbau, beobachten fachkundig die Erdbauarbeiten. „Ich habe bereits einige kleine Überreste gefunden, wie alte römische Dach-Tonziegel. Weiter bin ich mir sicher, dass im oberen Bereich des Hanges, wo das Gelände eben wird, noch viele originale Stücke von Bauten aus verschiedenen Epochen von den Römern bis ins Mittelalter zutage kommen“, erklärt Christian Schweizer. Er ist als „ständiges Auge vor Ort“ ehrenamtlich und in Absprache tätig mit den für das Projekt zuständigen Archäologinnen Aline Kottmann und Dorothee Ade vom Institut für Kulturvermittlung aus Rottenburg, die das Landesamt für Denkmalpflege beauftragt hat. „Der obere und untere originale Beginn der alten Pilgerstaffel sind bereits freigelegt worden. Dort fanden sich indes nur noch wenige, nicht erhaltenswerte Reste vereinzelter Steine in ursprünglicher Lage, die beseitigt werden. Am Hang liegen aber noch weitere, lose verstreute und verwendbare Originalsteine der alten Staffel, die beim Wiederaufbau integriert werden sollen“, blickt Christian Schweizer voraus. „Wegen der aktuellen Krise infolge der Coronapandemie war leider kein öffentlicher Spatenstich möglich. Aber wir hoffen, eine symbolische Verlegung der ersten Trittstufe mit Vertretern der Bürgerstiftung und Spendern vornehmen zu können“, kündigt Bürgermeister Armin Mößner an.

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Erstellt:
13. Mai 2020, 06:00 Uhr

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