Lea Skworzow: Die Chefin im Ring und im Käfig

Lea Skworzow macht beim KSC Backnang die Kampfsportarten Boxen, Kickboxen und Mixed Martial Arts. Das große Ziel der 18-Jährigen ist eine Karriere als Profisportlerin. Dafür trainiert die Landeskaderathletin jeden Tag und nimmt an den meisten Wochenenden an Turnieren teil.

Die Backnangerin Lea Skworzow hat im Käfig und im Ring ihre Gegner fest im Blick. Foto: Tobias Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Die Backnangerin Lea Skworzow hat im Käfig und im Ring ihre Gegner fest im Blick. Foto: Tobias Sellmaier

Von Katharina Riener

Nach dem Schulabschluss wollte die 18jährige Lea Skworzow eigentlich bei der Polizei anfangen. Wegen ihrer Leidenschaft zum Kampfsport wird daraus wahrscheinlich nichts. „Für die Ausbildung dürfte ich drei Jahre lang nicht kämpfen“, erzählt die Backnangerin. Für die Landeskaderathletin ist das im Moment keine Option, schließlich hat sie sich ein klares Ziel gesetzt: „Ich möchte in meinem Sport groß werden, ich will Profi werden, egal ob im Kickboxen oder im MMA. Ich möchte bekannt werden, zeigen, was ich kann und dass ich nicht umsonst trainiere.“ Auch eine Ausbildung will sie machen, da sei aber nicht nur die Polizei interessant. Und bis zum Schulabschluss bleibt ihr außerdem auch noch genug Zeit, sich auf etwas Neues festzulegen.

Als Kind hat Skworzow viele Sportarten ausprobiert „von Turnen bis Tanzen, aber das hat mir alles nicht gepasst“. Auf die Idee mit dem Kampfsport ist dann ihr Vater gekommen. „Er hat früher auch mal geboxt und wollte halt, dass ich lerne, mich selbst zu verteidigen.“ Außerdem wohnt die Familie nur fünf Minuten von der Kampfsportschule Allerborn entfernt. Als Skworzow neun Jahre alt war, hat sie ihr Vater also zum Probetraining „hingeschleppt“ und sie wohl schon am Ende der Einheit nur noch mit Mühe von der Matte gekriegt.

Fast zehn Jahre später trainiert Skworzow von Montag bis Freitag meistens um die drei Stunden pro Tag. Ab und zu ist sie auch am Wochenende in der Kampfsportschule zum Krafttraining, „unter der Woche komme ich ja kaum dazu“. Insgesamt stehen bei Skworzow nämlich drei Kampfsportarten auf dem Programm. Montagnachmittag geht es mit dem Boxen los, am Abend folgt dann MMA, manchmal kommt noch etwas Ringen dazu. Dienstags ist Kickboxtraining, danach freies Sparring und MMA. Am Mittwoch gibt es wieder Kickboxen, außerdem MMA und Boxen. Donnerstags wiederholt sie das Programm vom Dienstag und am Freitag wird dann ausschließlich gekickboxt.

Viel Unterstützung gibt es von ihren beiden Trainern

„Natürlich ist das manchmal stressig“, so Skworzow. Schließlich geht die 18-Jährige auch noch zur Schule, macht zudem gerade ihren Führerschein. Nach der Mittagsschule geht es meistens direkt ins Training und dann sind da ja auch noch die Hausaufgaben. Anders kann Lea Skworzow sich ihren Alltag trotzdem nicht vorstellen: „Immer wenn ich fertig mit dem Training bin, will ich eigentlich weiter trainieren, obwohl ich überhaupt nicht mehr kann.“

Grund dafür ist auch die Trainingsatmosphäre, die „mir so sehr gefällt, dass ich sie gar nicht richtig beschreiben kann. Alle motivieren sich gegenseitig und sind kooperativ.“ Übungskämpfe liefert sie sich grundsätzlich mit jedem, auch oberhalb ihrer Gewichtsklasse, und nimmt als Wettkampfsportlerin immer Rücksicht auf die, die Kickboxen nur als Freizeitsport betreiben.

Von ihren Trainern Artur Allerborn und Thorsten Kronz spricht Skworzow in den höchsten Tönen: „Thorsten und Artur unterstützen uns bei allem, fahren mit uns zu den Wettkämpfen, kontrollieren das Gewicht der Gegner und gucken, dass alles passt.“ Auch während des Kampfs sind die beiden für die Sportlerin unverzichtbar: „Das sind die wichtigsten Stimmen. Wenn ich im Käfig oder im Ring stehe, höre ich sie immer am lautesten.“ Lea Skworzow gewährt einen Einblick in ihre Gefühlswelt: „Wenn man im Käfig steht, möchte man vor Aufregung nicht kämpfen, aber wenn der Kampf dann vorbei ist, egal ob Niederlage oder Sieg, will man direkt noch mal.“

Auf ihren ersten Wettkampf wagte sie sich im Jahr 2015, trotz der Niederlage hatte die damals Elfjährige Lust auf mehr. Sie fand aber zwei Jahre lang keine Gegnerin, „obwohl ich überall gemeldet wahr“. Aktuell ist es anders, die junge Backnangerin nimmt dieses Jahr „jede Veranstaltung mit, die stattfindet. Ich war 2022 jedes zweite Wochenende, wenn nicht sogar fast jedes Wochenende bei einem Wettkampf.“ Aber die Konkurrenz ist begrenzt. Skworzow ist in der Gewichtsklasse unter 60 Kilogramm zu Hause, eine Gegnerin sollte das im Idealfall auch sein. Damit steht und fällt ein Duell für sie aber nicht. Sie erklärt: „Wenn eine zum Beispiel 62 Kilogramm wiegt, ist das kein Problem. Dann geh ich auch auf 62. Wenn eine etwas weniger wiegt, kann ich abnehmen. Die Hauptsache ist, dass das vereinbarte Gewicht beim Kampf stimmt.“ Denn liegt eine Kämpferin über dem Gewicht, fällt das Duell für gewöhnlich aus.

Bei Skworzow ist das aber noch nicht passiert. Zwar hatten „schon viele meiner Gegnerinnen ihr Gewicht nicht, ich habe dann aber trotzdem gekämpft“. Und das mit Erfolg, so besiegte sie unlängst in Göppingen eine Gegnerin, die zwei Gewichtsklassen höher kämpft. Bisher ist Skworzow nur in der Disziplin K-1 angetreten. Sie absolvierte dort zwei, manchmal drei Runden, die jeweils über drei Minuten gehen.

Irgendwann will sie auf Profiniveau kämpfen, da stehen ihr dann drei jeweils fünf Minuten lange Runden bevor. Erst mal plant Lea Skworzow allerdings, bei einer MMA-Competition zu starten. Nur gibt es dort noch weniger Frauen. „So ist das in fast allen Kampfsportarten“, meint sie und findet das „echt schade“. Es gibt in Deutschland nicht viele bekannte Kickboxer oder MMA-Fighter und wenn, dann sind es Männer. Für Skworzow ist ihre Außenseiterrolle ein zusätzlicher Antrieb. „Wenn ich zeige, dass es eine Frau in diesem Sport nach oben schaffen kann, dann motiviert das vielleicht mehr Mädchen, es zu probieren.“

MMA und K-1

MMA Mixed Martial Arts (gemischte Kampfkünste, kurz MMA) ist eine Vollkontaktkampfsportart. Populär geworden ist MMA Anfang der 1990er-Jahre. Die Kämpfer bedienen sich sowohl der Schlag- und Tritttechniken (Striking) des Boxens, Kickboxens, Taekwondo, Muay Thai und Karate als auch der Bodenkampf- und Ringtechniken (Grappling) des Brazilian Jiu-Jitsu, Ringens, Judo und Sambo. Auch Techniken aus anderen Kampfkunstarten werden benutzt.

K-1 Diese Disziplin kombiniert Techniken aus dem Boxen, Karate, Muay Thai, Taekwondo, Kickboxen, Savate und anderen Kampfsportarten.

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Erstellt:
16. November 2022, 06:00 Uhr

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