Unsichtbare Gefahr im Urlaubsparadies
Legionellen-Alarm: Bakterien im Wasser machen Kreta-Urlauber krank
Kreta zählt zu den Top-Urlaubsinseln Griechenlands. Doch stark gestiegene Legionellen-Werte im Leitungswasser haben die Behörden alarmiert. Auch Touristen sind gefährdet.

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3D-Darstellung von Legionellen-Bakterien, die in der Blutbahn transportiert werden.
Von Markus Brauer
Die Behörden auf Kreta sind alarmiert: In Teilen der Trinkwassersysteme der Mittelmeerinsel sind gesundheitsgefährdende Bakterien nachgewiesen worden, vor allem in älteren Anlagen, in denen sich Wasser bei sommerlichen Temperaturen leicht staut.
In Wasserproben in fast 50 Prozent der Fälle nachgewiesen
Bei routinemäßigen Kontrollen wurden in mehreren Unterkünften auf dem griechischen Eiland erhöhte Werte von Legionellen nachgewiesen. Das Bakterium ist in Wasserproben in fast 50 Prozent der Fälle nachgewiesen worden. Eine „besorgniserregend“ hohe Rate, wie es seitens der Behörden heißt.
In einigen Fällen wurde Gästen geraten, das Leitungswasser nicht zu trinken. Stattdessen soll abgefülltes Wasser verwendet werden, auch zum Zähneputzen und für Eiswürfel.
Warum sind Legionellen gefährlich?
Gelangen die Keime über feine Wassertröpfchen in die Lunge, etwa beim Duschen, im Whirlpool und Klimageräten, kann es zu schweren Infektionen kommen. Die örtlichen Behörden auf Kreta haben Hotels und Ferienanlagen deshalb angewiesen, Wasserleitungen zu desinfizieren und die Temperatur in den Warmwassersystemen auf über 60 Grad zu erhöhen, um mögliche Keime abzutöten. Viele Unterkünfte führen derzeit zudem intensive Reinigungen und Spülungen ihrer Leitungen durch.
Wie infiziert man sich?
Legionellen kommen dort vor, wo warmes Wasser optimale Bedingungen für ihre Vermehrung bietet. Sie sind im Temperaturbereich von 5 bis 55 Grad Celsius lebensfähig, ab 60 Grad werden sie nach wenigen Minuten inaktiv.
Geeignete Lebensbedingungen bestimmen finden die Keime etwa in Warmwasserheizungen und Wasserverteilungssysteme für Warmwasser, in Wassertanks und Heißwasserbereiter (Boiler und r in Wasserleitungen mit langen Stillstandszeiten. Aber auch in Duschköpfen, Kühlungsanlagen oder Whirlpools fühlen sie sich pudelwohl.
Eine Ansteckung erfolgt nicht über die Verdauungssysteme – Magensäure tötet die Erreger ab –, sondern meist über das Einatmen von kontaminierten Wassertröpfchen.
Welche Beschwerden löst der Erreger aus?
Legionella-Bakterien lösen Atemwegserkrankungen aus. Dabei gibt es zwei zentrale Krankheitsbilder, die unterschiedlich gefährlich sind:
Zum einen droht die Legionärskrankheit, die von Symptomen wie Fieber, Husten, Muskel- und Kopfschmerzen sowie Appetitverlust begleitet wird. Darauf folgt häufig eine Lungenentzündung, die tödlich enden kann. Erstmals wurde die Legionärskrankheit 1976 anlässlich einer Tagung einer Kriegsveteranenvereinigung in den USA bekannt. Mehrere Teilnehmer erkrankten an der untypischen Lungenentzündung.
Zum anderen kann auch das leichtere Pontiac-Fieber durch Legionellen ausgelöst werden.
Wie wird die Krankheit behandelt?
Die Legionärskrankheit wird mit Antibiotika behandelt. Beim Pontiac-Fieber ist eine selbstständige Erholung des Patienten ohne Antibiotika-Gabe zu erwarten. Um die Vermehrung im Vorhinein zu stoppen, muss das Wasser lediglich erhitzt werden.
Wann treten Legionellen gehäuft auf?
Generell werden den Gesundheitsbehörden auch in Deutschland im Sommer und Herbst mehr Legionellosefälle gemeldet. Gründe dafür können die Reisen in der Urlaubszeit sein und die damit verbundenen Infektionsrisiken, wie Schwimmen in Whirlpools. Es kann aber auch am stehenden Wasser in den Rohrleitungen der eigenen Wohnung liegen, während die Bewohner im Urlaub sind. Zudem sind höhere Temperaturen geeignet, das Wachstum der Legionellen im Kaltwasser zu begünstigen.
Um sich vor Legionellen zu schützen, empfiehlt das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin, das Wasser in leer stehenden Wohnungen und Häusern sowie wenig benutzten Duschen und Waschbecken gelegentlich laufen zu lassen.
Wie sicher ist das Leitungswasser in Deutschland?
In Deutschland liegt die Verantwortung für die Qualität des Trinkwassers bei den örtlichen Wasserwerken. Sie müssen sicherstellen, dass das Wasser entsprechend bis zu den Leitungen der Gebäude kommt.
Eigentümer größerer Wohngebäude wiederum sind unter bestimmten Bedingungen verpflichtet, das Trinkwasser mindestens alle drei Jahre überprüfen zu lassen. Wird ein bestimmter Grenzwert für Legionellen überschritten, muss das örtliche Gesundheitsamt informiert werden. Dieses unterstützt wiederum bei der Beseitigung des Problems.
Wie hoch ist die Sterberate bei Legionellen-Erkrankungen?
Besonders anfällig für Legionellen sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder mit bestimmten Grunderkrankungen wie Diabetes sowie Herz- und Lungenleiden. Auch Raucher und ältere Menschen gelten als gefährdeter. Bei etwa fünf bis zehn Prozent der Patienten verläuft die Erkrankung nach RKI-Angaben tödlich.
Immer wieder gibt es weltweit Berichte über größere Legionellen-Ausbrüche auch mit tödlichem Ausgang. So starben etwas im Spätsommer 2023 in der polnischen Stadt Rzeszow und der umliegenden Region mindestens 19 Menschen bei einem großen Legionellenausbruch.