Drogen
Matthew Perry: Was ist Ketamin und wie gefährlich ist es?
Eine Drogendealerin will gestehen, dass sie den „Friends“-Star Matthew Perry mit der tödlichen Dosis Ketamin versorgte. Was den Reiz der Substanz ausmacht – und was die Gefahren sind.

© Brian Ach/AP/dpa
Der US-Schauspieler Matthew Perry war im Oktober 2023 durch eine Ketamin-Überdosis gestorben.
Von Jelena Maier
Knapp zwei Jahre nach dem Tod von Matthew Perry hat eine als „Ketamin-Königin“ bekannte Drogendealerin nun gestanden, dass sie den „Friends“-Darsteller mit der für ihn tödlichen Dosis Ketamin versorgt hat. Zuletzt gab es außerdem um den mutmaßlichen Ketamin-Konsum von Tech-Milliardär Elon Musk immer wieder Diskussionen.
Auch in Deutschland ist Ketamin ist in den letzten Jahren insbesondere als „Partydroge“ immer beliebter geworden, obwohl es ernsthafte Nebenwirkungen haben kann.
Was ist Ketamin?
Ketamin ist ein schnell wirkendes Schmerz- und Narkosemittel, das in den 1960er-Jahren von einem US-amerikanischen Forscher entwickelt wurde. In Deutschland ist es als verschreibungspflichtiges Arzneimittel zugelassen und fällt nicht unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG), sondern unter das Arzneimittelgesetz (AMG).
Das heißt: Der bloße Besitz ohne ärztliche Verordnung oder medizinische Notwendigkeit kann zwar ordnungswidrig sein, ist aber häufig nicht unmittelbar strafbar. Im Unterschied dazu droht im Zusammenhang mit dem Handel oder dem unerlaubten Erwerb eine strafrechtliche Verfolgung.
Ketamin wird beispielsweise in der Veterinärmedizin eingesetzt und findet auch in der Humanmedizin Anwendung, vor allem bei Notfällen. Eine Gabe des Mittels ist über die Nasen- oder Rektalschleimhaut sowie als Spritze in die Vene möglich.
Wann wird Ketamin in der Medizin eingesetzt?
Ketamin wird in der Humanmedizin wie folgt angewendet:
- Schmerzbehandlung in der Notfallmedizin und bei kurzfristigen Diagnoseverfahren
- Therapieresistenter Status Asthmatikus (schwerer Asthmaanfall)
- Therapieresistente Depression in Kombination mit einem anderen Antidepressivum
- Einleitung und Aufrechterhaltung von Narkosen
Verbreitung von Ketamin als Droge
In der Drogenszene ist Ketamin unter Namen wie Special K, Kate oder Vitamin K bekannt. Es lässt sich schnupfen, schlucken, rauchen oder spritzen und erlangte erstmals in der Technoszene der 1990er-Jahre große Beliebtheit als Partydroge.
Der jährliche Drogenreport der Europäischen Union zeigen, dass der Missbrauch von Ketamin als Droge seitdem zugenommen hat. Ketamin ist auch zunehmend verfügbar – 2024 gaben laut Drogenreport rund 14 Prozent der Drogenkonsumenten an, Ketamin in den letzten 12 Monaten genutzt zu haben, meist im Rahmen von Mischkonsum (zusammen mit anderen Substanzen und/oder Alkohol). Damit ist Ketamin die am vierthäufigsten genutzte „Club-Droge“.
Wirkung von Ketamin als Droge
Ketamin gehört zu den Dissoziativa, es trennt also Bewusstsein, Körperempfinden und Wahrnehmung voneinander. Die Konsumerfahrung ist oft intensiv, bizarr und schwer zu beschreiben und kann je nach Dosis und Setting sehr unterschiedlich ausfallen.
Als „Partydroge“ ist Ketamin so verbreitet, weil es Glücks- und Rauschgefühle auslösen und die Konsumenten in halluzinogene Zustände versetzen kann. Die Wahrnehmung der Umgebung – etwa von Farben und Geräuschen – wird bei steigender Dosis massiv verändert. Typisch ist zudem ein Gefühl der Loslösung vom eigenen Körper.
Nebenwirkungen von Ketamin
Aber auch unerwünschte und gefährliche Nebenwirkungen können auftreten, vor allem beim Mischkonsum, zum Beispiel:
- Übelkeit und Erbrechen
- Lähmungserscheinungen
- Verwirrtheit und Koordinationsstörungen
- erhöhter Blutdruck und Puls
„K-Hole“ durch Ketamin: Gefährlicher und faszinierender Zustand
Nach der Einnahme von hohen Dosen Ketamin kann ein besonders intensiver und oft überwältigender Zustand eintreten: Das sogenannte „K-Hole“. Es beschreibt das Gefühl, in ein tiefes mentales Loch zu fallen, den eigenen Körper zu verlassen oder aus ihm herauszutreten.
Dabei wird eine tiefe dissoziative Erfahrung erlebt, die stark von der Realität entkoppelt ist. Im „K-Hole“ ist es möglich, die Umgebung noch teilweise wahrzunehmen, der Körper kann aber nicht mehr kontrolliert werden. Das kann gefährlich werden, da von außen nicht erkenntlich ist, ob Konsumenten im „K-Hole“ sind, schlafen, bewusstlos sind oder ob es sich um einen lebensbedrohlichen Notfall handelt.
Wie gefährlich ist Ketamin?
Auch wenn Ketamin nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, kann der Konsum bedenkliche Folgen für Gedächtnis und Wahrnehmung haben.
Insbesondere bei häufiger Einnahme oder Langzeitmissbrauch können zahlreiche Nebenwirkungen auftreten, dazu gehören:
- Beeinträchtigung der Nierenfunktion
- neurologische Störungen
- Schädigung des Harntrakts
- Schädigung des zentralen Nervensystems
Anders als etwa bei Heroin oder Fetanyl entsteht durch Ketamin keine körperliche Abhängigkeit. Es kann aber psychisch abhängig machen.
Was passiert bei einer Ketamin-Überdosis?
Eine Ketamin-Überdosis kann diese schwerwiegenden Folgen haben:
- Kreislaufkollaps
- Bewusstlosigkeit
- Krampfanfälle
- Muskelstarre
- Herzstillstand
US-Schauspieler Matthew Perry hatte bei seinem Tod im Whirlpool im Oktober 2023 eine hohe Ketamin-Konzentration im Blut. Die offizielle Obduktion ergab, dass er an den akuten Effekten von Ketamin gestorben ist.
Die Menge Ketamin in seinem Blut war so hoch wie bei einer Narkose. Die Dosis führte zu einer Überstimulation des Herz-Kreislauf-Systems sowie zu einer Atemdepression, woraufhin Perry bewusstlos wurde und ins Wasser fiel – eine Kombination, die tödlich endete.