Nachhaltige Mobilität
Mercedes-Benz schließt Partnerschaft für smartes Laden
Zusammen mit dem Technologieunternehmen The Mobility House will der Stuttgarter Autobauer seine künftigen E-Autos zum intelligenten Laden befähigen. Das könnte auch den Verbrauchern zugutekommen.

© IMAGO/Rene Traut
Bislang floss der Strom immer nur in eine Richtung. Bidirektionales Laden soll ermöglichen, dass E-Autos zukünftig auch Strom ins Netz einspeisen können.
Von Julian Meier
Mit dem eigenen E-Auto Geld verdienen? Was bislang noch eine Zukunftsvision war, könnte schon bald konkret werden: Mercedes-Benz und das Technologieunternehmen The Mobility House haben nun eine Partnerschaft für smartes Laden abgeschlossen. Damit soll die Energiewende vorangetrieben werden. Und auch die Verbraucher könnten finanziell entlastet werden.
Bislang scheitert die Energiewende noch daran, dass Strom aus erneuerbaren Energien nicht gleichmäßig zur Verfügung steht. Nicht zu jeder Tageszeit geht der Wind oder scheint die Sonne. Diese Schwankungen können durch ein intelligentes Stromsystem ausgeglichen werden. Dabei helfen sollen zukünftig auch E-Autos, die mit ihren Batterien großes Potenzial als Energiespeicher bieten.
Fahrzeugbatterien als Stromspeicher
Mercedes-Benz und The Mobility House planen, künftig sowohl unidirektionales Laden (Vehicle-One-Grid, V1G) als auch bidirektionales Laden (Vehicle-To-Grid, V2G) zu ermöglichen. Unter V1G versteht man, dass Fahrzeuge intelligent geladen werden, indem die heimische Wallbox erkennt, wann genug erneuerbarer Strom im Netz vorhanden ist und erst dann das Fahrzeug auflädt. So können Verbraucher Geld sparen, da ihr E-Auto geladen wird, wenn der Strom gerade günstig ist.
Als zweiter Schritt ist die Etablierung der V2G-Technologie geplant. Dabei agieren die E-Autos als Stromspeicher. Wenn im Netz zu viel Strom vorhanden ist, speichern die Fahrzeugbatterien diesen ab. Sind gerade zu wenig erneuerbare Energien vorhanden, kann die Batterie den gespeicherten Strom wieder ins Netz einspeisen. So sollen Schwankungen in der Energieversorgung ausgeglichen und die Energiesicherheit erhöht werden. Die Fahrzeugbesitzer verdienen damit Geld, weil sie Strom der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Und die Verbraucher in Deutschland profitieren von sinkenden Stromkosten.
Einführung mit nächster Elektrofahrzeug-Generation
„Bei Mercedes-Benz sind wir fest davon überzeugt, dass die Zukunft elektrisch ist. Wir wollen Maßstäbe für ein außergewöhnlich komfortables und vollständig vernetztes Ladeerlebnis setzen“, sagt Franz Reiner, Vorstandsvorsitzender der Mercedes-Benz Mobility AG, einem Tochterunternehmen der Mercedes-Benz Group, das sich um Mobilitätsdienstleistungen kümmert. Die smarten Ladetechnologien sollen schrittweise mit der neuen Elektrofahrzeug-Generation eingeführt werden. Der im März diesen Jahres präsentierte CLA hat bereits die Voraussetzungen für bidirektionales Laden an Bord. Die Funktion soll zu einem späteren Zeitpunkt per Update freigeschaltet werden.
Die Kooperation mit The Mobility House besteht bereits seit 2016. „Gemeinsam mit Mercedes-Benz bringen wir die Vehicle-To-Grid-Technologie aus der Vision in die Realität – und verwirklichen eine emissionsfreie und kosteneffiziente Elektromobilität“, erklärt deren Vorstandschef Thomas Raffeiner. Voraussetzung dafür ist, dass neben dem E-Auto auch die Wallbox und das Energiemanagementsystem im eigenen Zuhause die Technologie unterstützen.
Nach wie vor Problem der Doppelbesteuerung
Sinn macht die Nutzung von V1G und V2G nur dann, wenn Verbraucher dynamische Stromtarife nutzen. Diese schwanken über den Tag: Wird gerade viel Strom produziert, ist der Tarif günstig. Wird wenig produziert, kostet der Strom mehr. Fließt der Strom also zurück ins Netz, wenn der Stromtarif teurer ist als zum Zeitpunkt des Aufladens, können Verbraucher Gewinne erzielen. Seit diesem Jahr sind die Stromanbieter gesetzlich dazu verpflichtet, mindestens einen dynamischen Stromtarif anzubieten.
Damit das bidirektionale Laden wirtschaftlich wird, müssen aber noch rechtliche Hürden abgebaut werden. Bislang gibt es noch immer das Problem der Doppelbesteuerung: Weil E-Autos vom Gesetzgeber nur als Pkw und nicht als Batteriespeicher anerkannt werden, fallen sowohl beim Laden der Batterie als auch bei der Rückspeisung ins Netz Steuern an. Damit bleibt am Ende noch zu wenig Gewinn für die Verbraucher, um es finanziell rentabel zu gestalten.